chrisy02
Hallo zusammen,
Ich hoffe es kann mir hier jemand weiterhelfen.
Es geht um meinen Vater, er ist Alkoholiker , schon mein ganzes Leben lang, er war vor dem Tod meiner Mutter 7 Jahre trocken.
Nach dem Tod meiner Mutter hat er wieder angefangen, erst wenig und dann immer mehr.
3 Jahre nach dem Tod meiner Mutter hat er nochmal geheiratet und ist mit seiner Frau 600 km von uns weg gezogen. Wir hatten nur sporadisch Kontakt und haben uns so 2 mal im Jahr getroffen. Vor 2 Jahren ist auch seine 2. Frau gestorben und ich bin zu ihm gefahren um ihn mit der Beerdigung zu unterstützen.
Jetzt nach dem Tod seiner 2. Frau gibt es für ihn nur noch den Alkohol, vor 3 Wochen ist er gestürzt und kam ins Krankenhaus, komplett verwahrlost und in einem katastrophalen Zustand.
Im Krankenhaus konnte er natürlich kein Alkohol trinken und war dann auch 3 Wochen nüchtern und einsichtig, das es so nicht weiter gehen kann.
Allerdings hatte sich das mit dem entlassen aus dem Krankenhaus erledigt und er war direkt am nächsten Tag wieder betrunken und hat mir gesagt er möchte sein Leben so leben.
So weit so gut, kann er gerne machen, aber ich denke lange wird er in diesem Zustand nicht mehr leben.
Jetzt zu meiner Frage, wie gesagt wir leben 600 km von einander entfernt, wer ist nach seinem Tod für die Organisation der Beerdigung zuständig?
Kann ich das als nächste Angehörige ausschlagen oder muss ich dann wirklich die 600 km in kauf nehmen, mir da ein Hotelzimmer suchen und alles organisieren?
Ich weiß auch garnicht ob ich so einfach dann Urlaub dafür bekomme.
Ich hoffe es kennt sich jemand aus und kann mir weiterhelfen.
Die ganze Situation belastet mich schon, ich hatte wirklich Hoffnung das mein Vater jetzt die Kurve bekommt, aber leider ist dies nicht der Fall .
Gruß Chris
Nun ja, trotz allem bleibt er dein Vater, auch wenn ich nachvollziehen kann, dass der Wille zum „Tochtersein“ in solch einer Situation nachlässt. Im Fall des Falles würde ich vermutlich ein Bestattungsinstitut mit der Überführung der Leiche beauftragen, damit du das alles vor Ort organisieren kannst. Und dem Vater würde ich eine Sterbeversicherung nahelegen, damit dich die Kosten für ein Begräbnis finanziell nicht aushebeln. Alternativ gibt es aber auch die Möglichkeit eines Armenbegräbnisses, das von der Kommune finanziert wird. Zumindest bei uns im Obdachlosenverein, wenn die Familie keinen Anspruch auf die sterblichen Überreste erhebt.
Hallo, die "Verantwortung" für die Bestattung ist gesetzlich geregelt. Diese Bestattungspflicht trifft in der folgenden Reihenfolge: Ehepartner, Lebenspartner, Kinder, Eltern, Geschwister, Großeltern und Enkelkinder. Faktisch heißt das, dass ihr für die Kosten aufkommen müsst, wenn sie nicht aus dem Erbe gedeckt werden können. Ihr könnt einen lokalen Bestatter ansprechen und nach den Kosten für eine Sozialbestattung fragen. Das ist die günstigste Alternative. Bei de Distanz bietet sich sicher ein annoymes Urnengrab. Der Bestatter braucht für die Bestattung allerdings diverse Papiere und Unterlagen z.B. Personalausweis, Geburtsurkunde etc. Wie sich das regeln lässt, wenn die Angehörigen nicht Vorort sind weiß sicher der Bestatter. Bei der Beisetzung müsst ihr nicht anwesend sein. Im Idealfall geht dein Vater selber zu einem Bestatter und regelt seine Bestattung selber und kann dann auch schon bezahlen. Damit würde dann gar nichts mehr an euch hängen bleiben. Wenn das nicht möglich ist würde ich versuchen deine Vater zu überzeugen, dir wenigstens Kopien der notwendigen Dokumente zu schicken. Wenn euer finanzielle Situation es nicht zu läßt, dass ihr die Beerdigungskosten tragt und dein Vater Leistungen Leistungen vom Sozialamt bekommt z.B. Grundsicherung, dann könnt ihr einen Antrag beim Sozialamt zur Kostenübernahme bzw. einen Zuschuss beantragen. Selbst wenn ihr euch nicht um die Beerdigung kümmern würdet, würde das Ordnungsamt später mit Kostenforderungen auf euch zu kommen. Es gibt nur ganz wenige, drastische Härtefälle, die einen von der Bestattungsverantwortung entbinden (z.B. dein Vater hat versucht dich umzubringen).
Es geht eher um die Organisation als um das Finanzielle? Entweder ihr lasst ihn zu Euch überführen oder aber Dein Vater regelt das alles selber beim Bestatter und Du hast damit nur noch wenig zu tun.
Die Frage ist - bekommt ihr das überhaupt mit, wenn er nicht mehr lebt? Nicht selten liegen Menschen erstmal eine Weile in ihrer Wohnung. Dann kümmert sich erstmal das Amt - sucht Angehörige - da bist du die einzige? Den Rest kannst du telefonisch mit dem Bestatter vor Ort abwickeln oder auch mit einem aus dem Internet - Feuerbestattung24, Ferdinand Fair, mymoria bieten Komplettservice schon für 800-1200 €. Gibt es ein Erbe? In der Theorie kannst du das beim Amtsgericht an deinem Heimatort ausschlagen. Trittst du das Erbe an, muss die Wohnung aufgelößt und gekündigt werden.
ich habe mich gerade um die Bestattung meines Ex-Mannes gekümmert. Unsere Kinder und ich hatten seit über10 Jahren keinen Kontakt mehr. Die Kinder wurden vom Ordnungsamt angeschrieben, dass sie sich um die Bestattung kümmern müssen. Mit Fristsetzung ansonsten leitet das Ordnungsamt das in die Wege. Das hätte rund 3500€ gekostet. Online kann man sich Angebote über verschiedene Portale einholen und dann auch alles telefonisch/per Mail klären. Am Ende kommt das deutlich günstiger als der Preis über das Ordnungsamt aber auch deutlich teurer als der Preis, der oben in die Runde geworfen wurde. Das sind nämlich nur die originären Bestatterkosten. Da wollen aber auch noch einige andere Stellen Geld. Daher darauf achten, dass die Angebote wirklich ALLE Positionen beinhalten
Du kannst eine Sterbegeldversicherung für deinen Vater abschließen ohne seine Einwilligung. Einige Anbieter verlangen da keine Unterschrift. Hat ein Freund von uns vor ein paar Jahren für seine Mutter gemacht, die war ebenfalls Alkoholikerin. Ob die Tarife wirklich attraktiv sind und es sich letztlich lohnt, kann ich nicht sagen, würde ich aber mal recherchieren.
Würdest du die frage auch so stellen, wenn dein vater zb krebs hätte? Dass er vor dir stirbt ist ja wahrscheinlich, hätte dich das auch bei einer weniger schmuddeligen krankheit belastet? Mein exexmann hatte dieses thema auch, er musste die bestattung 'organisieren', wir haben die billigste variante gewählt, seine mama hat letzten endes bezahlt, da er das geld nicht hatte. Meine freundin zahlte auch zusammen mit zwei geschwiatern. Sie hat dann zusätzlich minigejobbt....
Du kannst auch ein Bestattungsunternehmen mit allem beauftragen, wenn du die einzige Angehörige bist, darfst du es so oder so zahlen. Kommst du dem nach, macht es der Staat und holt sich das Geld bei dir wieder. Außer Du kannst nachweisen das du nicht leistungsfähig bist. Dein Vater bekommt als Alkoholiker übrigens sehr wohl Alk im KH, die werden dort keinen kalten Entzug machen. es muss aber natürlich bekannt sein, das es kein trockener Alkoholiker ist. Ob du nachher das Erbe annimmst oder ausschlägst, weil sowieso nicht vorhanden, spielt für die Bestattungskosten keine Rolle. Mein Rat wäre, versuche jetzt wo möglich, eine Wohngruppe oder ähnliches bei dir vor Ort zu finden, wo dein Vater unterkommen kann. Diese Plätze sind rar, es kann sehr lange dauern. erleichtert dir aber später alles. Auch wenn er irgendwann einen gesetzlichen Betreuer hat, der ist ab Tod nicht mehr verantwortlich. Klärt also nichts wegen Beerdigung usw.
Natürlich bekommt der Vater keinen Alkohol im Krankenhaus, wie stellst du dir das vor? So was abstruses hab ich ja noch nie gelesen. Allerdings wird der Entzug medikamentös begleitet!
Natürlich bekommt er es sehr wohl. Gab jeden Abend ein Bier- auf der Intensiv. Ich würde es wohl kaum schreiben wenn nicht selbst so erlebt. Auch mit der Begründung, ein kalter Entzug wäre gefährlicher.
Ein Bier?
Du, ich weiß wirklich wovon ich rede, wenn jemand wirklich eine Abhängigkeitserkrankung hat, dann reicht ein Bier nicht
Ich fühl mich grad massiv verarscht!
Ich bin tatsächlich vom Fach und frag mich grad, was du genommen hast?
Wenn du vom Fach bist - prost Mahlzeit. Musst du wohl in der Ausbildung in der Ecke gelegen haben. Als Angehörige die in 4 Jahrzehnten einiges mitbekommen hat, weiß ich wohl was ich schreibe. Nicht jeder Alki benötigt harten Stoff, manche brauchen für ihren Pegel nur geringe Mengen. Solltest du aber wissen wenn du wirklich beruflich damit zu tun hättest.
Ich glaube ihr habt beide recht. In der Medizin gibt es da sehr verschiedene Ansätze, zumindest erlebe ich das bei „unseren“ Alkis im Dorf so. Wobei ich auch Anhänger der Theorie bin, dass ab einem gewissen Suchtausmaß der Trend nicht mehr unbedingt zur Abstinenz gehen muß. Dies allerdings als komplette Laiin, die nur ehrenamtlich für obdachlose Alkoholiker arbeitet.
Wie gesagt, wir hatten ja damals Gespräche mit Ärzten und Betreuung. Dort wurde uns erklärt, daß es zum einen erheblich höhere gesundheitlichen Gefährdung gäbe wenn man ihn jetzt auf Entzug setzen würde. Zum anderen hat es auch keinen Sinn diesen zu machen, wenn der Patient nicht will. Den alleine der entscheidet. Kein Arzt darf jemanden zu einem Entzug zwingen, wenn die Person es gar nicht möchte. Deshalb gibt es eben dann ärztlich verordnet, so viel Alkohol, auch im KH, wie diese Personen benötigen um auf ihren Pegel zu bleiben. Lebensverlängernd war es so oder so egal, das der Alk ihn früher oder später umbringt würde, war da bereits klar.
Ich habe diesbezüglich einmal ein interessantes Interview mit einem Arzt gelesen (Name ist mir entfallen), der die Auffassung vertrat, dass es in der Suchtbetreuung weniger um die Abstinenz als um den kontrollierten Umgang mit der Droge gehen sollte. Gerade bei Alkohol, der gesellschaftlich bei uns ja sehr verankert ist. Und es gibt manche Menschen, die mit halt besser funktionieren, als ohne. Damit wird das eigentliche Problem, warum jemand in gewissen Situationen trinkt, eher in den Vordergrund gerückt, als die Auswirkung. Auch bei den Kranken selber wird dafür ein Bewusstsein geschaffen. Je weniger man sich für die Auswirkung schämen muß, desto eher kann man daran arbeiten. So weit die Theorie, die für mich aber sehr logisch klingt. Und kalter Entzug funktioniert gerade bei schwerer Abhängigkeit nur selten und kann in gewissen Situationen sogar sehr gefährlich sein. Die Entscheidung dazu sollte jedenfalls vom Patienten selbst aus tiefstem Herzen getroffen werden. Sonst funktioniert es sowieso nicht.
Ich glaube hier liegt ein großes Missverständnis vor, ich bin bei dem oben genannten Fall davon ausgegangen, das eine einvernehmliche Entgiftung stattgefunden hat, so klang es nämlich und dann eine Zeitlang auch Abstinenz, wenn dann noch von Intensivstation gesprochen wird, gehe ich auch von einer qualitativen Entgiftung aus. Was die Behandlung von Abhängigkeitserkrankten im regulären stationären Aufenthalt angeht, klar, da darf getrunken werden. Da muss man halt auch differenzieren. Für dich sind das ja alles nur Alkis!!! Ich finde es halt etwas merkwürdig, dass man so vehement gegen den Konsum ist und nicht für andere Optionen offen ist. Und es gibt übrigens auch nicht den Alki!
Ja ja ja
Da gibt es nichts falsch zu verstehen. Wie ich über Alkoholiker denke kannst Du gar nicht wissen. Als Angehörige, die im Gegensatz zu dir, damit aufwachsen musste, kann ich das wohl auch besser beurteilen. Nicht nur die Süchtigen leiden. Auch deren Familien. Es gibt einen Grund warum Suchtkrankheit oft "vererbt" wird.
Wenn man selbst nicht betroffen ist, kann man das ja unglaublich lustig finden. Das ist halt wieder so küchenpsychologie und ich ich beneide weder Pflegepersonal noch Ärzte, die dich als Angehörige mit betreuen müssen/müssten!
Du kannst die Beerdigung an ein Bestattungsinstitut abgeben. Du kannst es bereits jetzt kontaktieren und so weit wie möglich im Vorfeld Unterlagen einreichen etc. Zahlen wirst du müssen, falls du die nächste Angehörige bist. Das auch, wenn du das Erbe ausschlagen solltest.
Ab einem gewissen Alter und wenn es eigentlich keine Lebensperspektive mehr gibt, sollte man auch eine Alkoholsucht einfach akzeptieren. Man muß es ja nicht aktiv unterstützen, einfach nur akzeptieren. Es klingt ja immerhin nicht so, als würde dein Vater irgendjemand damit schaden, außer sich selbst. Und er hat sich ja offensichtlich ganz klar dafür entschieden. Insofern finde ich Sue‘s Frage berechtigt, ob du auch so reagieren würdest, wenn dein Vater an einer weniger schmuddeligen Krankheit leiden würde. Er ist und bleibt dein Vater, ob gut oder schlecht, sei dahin gestellt. Ich ziehe immer wieder den Hut vor den ehrenamtlichen Pflegekräften bei uns im Obdachlosendorf. Mit welcher Selbstverständlichkeit und Respekt die mit den bettlägerigen Bewohnern umgehen, trotzdem die Tabletten mit Alkohol runtergespült werden. Das ist halt so und fertig - vermutlich Endstation. Trotzdem darf und sollte man diesen Menschen mit demselben Respekt begegnen, wie jedem anderen auch.
Genau das gleiche war es bei mir. Mein Vater Alkoholiker, ich und nein Bruder die unmittelbaren Angehörigen. Kurz vor seinem Tod hatte ich noch eine Sterbeversicherung abgeschlossen die dann auch wirklich einen kleinen Teil gezahlt hat. Zumindest habe ich bissl mehr rausbekommen als ich eingezahlt hatte. Wir sind damals alle paar Wochen Mal zu ihm gefahren, allerdings gleiche Stadt, um zu sehen, ob er noch lebt. Irgendwann hat er nicht mehr gelebt. Als Kind musst du die Beerdigung bezahlen, das habe ich getan. Ich war auch beim Bestatter. Das war 2007, ich habe die günstigste Bestattung genommen, auf der Wiese sozusagen, damals ca. 2.500 Eur. Ich war damals gerade in Elternzeit, viel Geld hatten wir nicht und einige Jahre zuvor hatte ich für ihn noch ca. 3000€ schulden bezahlt. Das Erbe haben wir ausgeschlagen. Ich würde versuchen im Todesfall alles auf dem Postweg und telefonisch, per Mail zu klären und dann einmal zur Beerdigung an sich hinzufahren. Trotz allem was gewesen ist, war es trotzdem gut in der Aussegnungshalle am Friedhof in ansprechenden Ambiente mit bissl Musik noch einmal Abschied zu nehmen. Bei uns gab es auch mehrere Krankenhausaufenthalte, Entziehungskurs, einen eingesetzten Betreuer... Es hat alles nichts geholfen. Viel Kraft! Mugi