Mitglied inaktiv
nämlich aus Brexit-UK (englisch): https://www.newstatesman.com/comment/2021/10/from-germany-the-uk-appears-ever-more-dysfunctional-and-absurd Ich finde es immer ganz interessant, auch Einschätzungen aus dem Ausland zu lesen, weil wir Deutschen uns ja ganz gern selbst bashen und irgendwie auch als Nabel Europas sehen. Meine britische Bürokollegin und ihr (ebenfalls britischer) Mann würden sich der Einschätzung des Artikels nahtlos anschließen, die beiden sind seit dem Brexit auch deutsche Staatsbürger und werden hier bleiben (vorher gab's immer mal wieder die Überlegung, auf die Insel zurückzukehren).
Danke für den Beitrag. Da kommt Deutschland ja gut weg!
Ja, natürlich ist der Blick aus dem Ausland immer etwas "gröber". Aber solche Perspektivwechsel tun auch einfach gut. Die Briten auf der Insel tun mir ehrlich Leid, dass sie Opfer dieser populistischen Politik geworden sind. Denn die Verantwortlichen wussten ganz genau, was ein Brexit bedeuten würde. Der beste Beweis dafür, dass die auch von der AfD immer wieder geforderte direkte Demokratie per Volksabstimmung in einer Katastrophe enden kann. Isolation ja, aber nix mit Splendid.
Dazu hätte ich noch eine Buchempfehlung, wer sich näher mit dem Blick von Briten auf Deutschland befassen möchte: "Why the Germans do it better" von John Kampfner, es gibt auch eine deutsche Übersetzung.
Das Buch ist in dem Artikel verlinkt, das hatte ich mir deshalb schon notiert. Ich weiß nicht, ob das ein typisch deutscher Reflex ist, aber wenn ich so einen Titel höre, zucke ich innerlich immer ein wenig zusammen. Aber was den Siegeszug des Rechtspopulismus angeht, scheinen wir gerade noch mal glimpflich davonzukommen. Was nicht heißt, dass man sich deshalb entspannt zurücklehnen sollte, denn die Herrschaften sind gerade in den sozialen Medien immer noch sehr aktiv (und im Osten Deutschlands ja leider auch erschreckend erfolgreich).
Schön, einmal diese Perspektive zu lesen. Es ist allerdings auch wirklich gerade zum Heulen in England.
Hej!
Sowas tut der Seele immer gut , ist aber eben auch - das muß man sich letztendlich klarmachen - ein aktueller udn vor allem subjektiver Blick.
In der (dän.) Gruppe derer, die gegen eine Abschiebung von wohlintegrierten syrischen Familien oder einz. Famienmitgliedern sind und für ein anderes Ausländergsetz generell kämpfen, eins, das ihnen nicht mehr wie seit vielen Jahren quasi unmöglich macht , sich mit Nicht-EU-Eheparnern hierzulande niederzulassen, in dieser Gruppe ist Dtld. auch immer wieder strahlendes Beispiel für seine Ausländerpolitik.
Spreche ich mit meiner Freundin in Dtld., die wir damals bei amnesty international kennenlernten, ist da immer noch genug zu tun, um es gut zu nennen.
Alles ist eben relativ, subjektiv und immer von der Warte des Betrachters aus gesehen.
Daß derzeit niemand gerne in GB leben würde, liegt wohl auf der Hand.
Daß allein die erste Ankündigung eines Nachdenkens über einen mögichen Brexit wahre Runs auf EU-Staatsbürgerschaften auslöste, ist wohl bekannt; gleichzeitig war es auch noch sehr neu (!!), daß man bei Erwerb der dän. Staatsbürgerschaft die eigene ursprüngliche behalten durfte (sofern das alte Heimatland dies zuließ, was die meisten /alle EU-Länder zu diesem Zeitpunkt längst taten!) --- ich erinnere mich, daß sich dän. Behörden zunächst über den Ansturm wunderten, in dieser Richtung scheinen mir die Dänen manchmal arg unbedarft und verpeilt zu sein.
Leider, so weiß ich inzwischen auch, wird selbst langj. hier lebenden Briten die dän. Staatsbürgerschaft verwehrt, und eine Bekannte (die ich leider aus meinem Dt.kurs seinerzeit verlor, weil sie eben für den Erwerb dieser Staatsbürgerschaft erstmal einen teuren Sprachkurs besuchen mußte - eine Frau, die hier seit Jahrzehnten lebt, mit ihrem Mann Kinder großzog, ein Geschäft führte etc.) erzählte mir neulich, daß sie nun endlich nach hartem Kampf wenigstens eine Aufenthaltsgenehmigung für 10 Jahre bekommen hat.
Da schauen eben viele auch etwas neidisch auf Dtld., oft natürlich auch nur gefüttert mit halben Wahrheiten.
Hier sind Volksabstimmungen ja möglich, ich erinnere mich noch an die Schengenabstimmung, bei der vor allem die jungen Dänen enorm viel Angst vor dem allzu großen Dtld. hatten - ein nationales Kriegstrauma, das wohl auch wachgehalten wird - und ich bin bekanntermaßen bekennender Gegner solcher großen Volksabstimmungen, weil eben unsereiner, selbst wenn er sich mit Politik beschäftigt. nicht absehen kann, wie vernetzt wir wo sind und und welche Folgen manche internationale Entscheidung haben kann.
Wenn ich die Absichten populistischer Dänen lese, dann ist die EU der Teufel alles Bösen und man bewundert die Briten für ihren Mut zur "Selbständigkeit".
Da kann ich nur hoffen, daß diese Gruppe in Wirklichkeit kleiner ist als sie einem manchmal in Zuschriften auf Zeitungsartikel erscheint! Denn europakritisch sind sie fast alle und Dtld. (une geradeauch Merkel) als Übermacht kritisch gesehen bei vielen - nur eben nicht so militant wie die Populisten.
Im Ausland zu leben schärft immer nicht nur den Blick auf das neue Land, in dem man lebt und das man evtl. durch seine Urlaubsreisen nur von einer recht rosigen Seite kennengelernt hat; es schärft auch IMMER den Blick aufs eigene Land und lehrt einen vieles zu schätzen, was man vorher entweder für selbstverständlich hielt oder sogar ablehnte.
Ich erinnere mich, mich als junger Mensch lieber als Europäerin bezeichnet zu haben (nun ja, wir hatten damals auch noch unter dem Ruf, den das Dritte Reich uns verpaßt hat, zu leiden); seit ich im Ausland wohne, habe ich nichts mehr dagegen, Deutsche zu sein - und dies auch zu sagen, denn es gibt in der Tat vieles, worauf die Deutschen als Nation stolz sein dürfen.
Daß aber Dtld. leider meistens noch recht veraltete Ansichten kursieren, macht mich manchmal traurig, manchmal wütend, liegt aber auch an dem Unterricht, der hier geliefert wird, wenn es um Geschichte und Deutsch als Sprache geht.
Das Staunen über die (moderne) Vielfalt zu erleben, das interessierte Menschen zeigen, ist eine wahre Freude.
Ja, das ist en großes Thema, aber interessanter Artikel, den die meisten Briten derzeit vielleicht gar nicht so dringend brauchen: Sie erleben ja an eigenem Leib, was der Brexit auslöst.
Oder kann man ihnen ernsthaft einreden, das seien Nachwirkungen von Corona, wie hier ja auch einige behauptet haben?
Gruß Ursel, DK
"Nachwirkungen von Corona" ist ja die Version, die die Tories den gefrusteten Brexiteers verkaufen. Es stimmt natürlich auch, dass das Wiederhochfahren der Wirtschaft jetzt gegen Ende der Pandemiekrise zu Lieferengpässen führt, und wer überprüft schon so ganz genau (oder kann es im Detail nachvollziehen), warum welche Waren im Moment kaum verfügbar sind. Dass es bei den Mikrochips unendliche Lieferrückstände gibt, hat sich inzwischen herumgesprochen, aber andere Entwicklungen sind einfach unübersichtlich - z. B. die aktuellen Preisentwicklungen und Lieferprobleme auf dem Energiemarkt. Auch hier auf dem Festland gucken jetzt die, die auf einen Preissturz im Sommer spekuliert haben, ein wenig in die Röhre und müssen sich jetzt hinten anstellen. Das letzte Mal länger im Ausland zu leben, ist bei mir ja über 25 Jahre her (ich war in Südfrankreich, und das zu einer Zeit, als Jean-Marie Le Pen gerade auf dem Gipfel seiner Popularität war, gerade in Marseille hatte der so viele Anhänger wie die AfD aktuell in Thüringen), aber auch da fand ich den Blick von außen wohltuend anders, auch wenn mir viele Vorurteile begegnet sind (die Familie, in der ich damals gelebt und gearbeitet habe, hat mich "la Gretchen" genannt und sich immer über meinen "typisch deutschen Ökofimmel" lustig gemacht). Als ich angefangen habe, dort zu studieren, war die Perspektive natürlich noch mal eine ganz andere als die "meiner Familie". Ich wäre tatsächlich darauf gespannt, wie es sich für mich als Expat in einem anderen Land heute anfühlen würde - ich träume ja schon seit Jahren davon, nach Schweden zu gehen, aber auch da kenne ich eigentlich nur Stockholm und Uppsala und auch nur die Tour-Perspektive. Mal sehen, was ich mache, wenn das "Restkind" hier aus dem Gröbsten raus ist...
Hej Hase!
Naja, aber immerhin ...
Und es hat immer den Vorteil, daß man die Presse aus beiden Ländern, aber auch die Menschen aus beiden Ländern authentisch lesen/sprechen kann UND versteht - die Sicht deutscher Journalisten, wenn sie von Dk erzählen, ist manchmal auch so, daß ich mich wundere - und umgekehrt - oder lieber
?
Deine Erfahrungen mit Gretchen und Co deckensich ja mit meinen - meine Kinder bekamen sogar hier im hier Dorf Abneigung gegen deutsche = Nazis zu spüren, schon in den ersten Klassen, als sieselber damit noch gar nichts anfangen konnten. Eine Freundin in Kopenhagen berichtet nach ihrem Herzug hierher von noch schlimmeren Vorfällen - wir betrachten uns beide als engagiert-integriert.
Aber man sieht es ja auch leicht, wie dicht die Menschen außerhalb Dtld.s immer noch - bis heute - an der Nazizeit sind, wenn z.B. in der Wirtschafts-Eurokrise in Griechenland Merkel in die Nähe von Hitler gesteltl wurde. Man kann m.E. gerne kritisieren, daß man die Bedingungen zu hatr findet - aber der Vergleich zu Hitler findet sich immer wieder schnell, wenn Dtld. irgendwo (zu? )energisch und bestimmend empfunden wird.
Sicher wissen wir auch, daß es bei uns auch Lieferschwierigkeiten gibt, die eben wirklich an Corona liegen - aber daß das Ausmaß in GB deutlich schwerwiegender/größer ist, ist ja nicht zu übersehen. Das KANN man einem vernünftigen Menschen doch nicht wegerklären, jedoch hatte ich schon zu Anfang des 1. Lockdowns die Furcht, daß alle Probleme in GB, die sich aus dem Brexit ergeben, von der dortigen Regierung (und Brexitanhängern?) mit Coronalockdowns erklärt würden - bequem.
Hier habe ich manchmal auch das Gefühl - aber das erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, daß die Menschen in meiner umgebung nach Gb schauen und meinen,d as hättensie mehr einem Chaoten wie Johnson zu verdanken als dem Brexit selbst, den man wie erwähnt oft als Akt zurück zur nationalen Selbstbestimmung empfindet.
Als gestern die Herabsetzung von Fangqoten in der Ostsee in den Nachrichten kamen, habe ich mir bereits vorgesteltl, wie stark der Protest nicht nur unter hiesigen Fischern sein wird: Da mischt sich dann die EU auch für nicht betroffene Dänen wieder in Dinge, die man lieber national bestimmen möchte.
MINDESTENS für Rechtspopulisten, die ja bekanntermaßen oft ausländerfeindlich eingestellt sind, sind die internationalen Abkommen, was Asylrecht, Flüchtlinge etc,. angeht, viel zu viel Einmischung in interne Angelgehenheiten, und es ist so eine Art Pingpong-Effekt zu beobachten:
Die Politik verhält sich ausländerfeidnlich, bekommt Zuspruch aus den ausländerfeindlichen, nationalistischen oder auch nur ängstlichen Reihen, und zieht die Schraube weiter an - eine gefährliche Politik, die sehr auf Machterhalt/Wählerstimmen und weniger auf internationale Politik mit dem auch im Artikel erwähnten moralischen Kompaß abzielt.
Gruß Ursel, DK
Ich glaube ja, dass es kein Problem ist, in den Echokammern Realitäten wegzudiskutieren. Wenn Menschen zum Beispiel so weit abseits der Realität geraten, dass sie nur noch für bare Münze nehmen, was ihnen einschlägige YouTube-Kanäle und Telegram-, WhatsApp- oder Facebook-Gruppen erzählen, kann man ihnen alles erzählen. Das ist ja das perfide an den Strategien der Populisten - die fangen leise an und drehen die Stellschraube immer noch ein kleines Stückchen weiter. Die allerwenigsten glauben ja auf Anhieb wirklich alles, was ihnen erzählt wird, aber steter Tropfen höhlt eben den Stein, und die Filterblasen verstärken den Eindruck, dass man doch eigentlich ganz richtig liegt mit seiner Wahrnehmung. Unterwegs drückt man wahrscheinlich ganz viel an ungutem Bauchgefühl weg, weil man sich in vielem eben doch bestätigt sieht. Ich glaube auch nicht, dass irgendjemand vor solchen Mechanismen wirklich gewappnet ist, weder durch Intelligenz noch durch Bildung noch durch kritischen Geist. Gerade das ist es, was mir daran solche Angst macht. Diese psychischen Manipulationsspielchen. Ein moralischer Kompass ist allerdings auch für die hiesige Politik nur schwer zu verteidigen, und mit dem Begriff "Machterhalt" würde ich auch den hiesigen Wahlkampf der Union überschreiben. Eigentlich können wir von Glück sagen, dass Laschet als Kanzlerkandidat ins Rennen ging, weil sich dadurch das Blatt extrem schnell zugunsten der Sozialdemokraten gewendet hat. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir einen Friedrich Merz als Kanzler bekommen hätten, wirklich nicht...
Ganz genau so ist es, Hase - und leider muß oder kann man hier durchaus den Vergleich zum Dritten Recih ziehen, denn ganz genauso hat es schon Hitler ohne Facebook u.ä. gemacht: Schraube anziehen - wenn Protest oder Abneigung im Volk oder Ausland, ein paar Lockerungen - nur um dann umso schärfer wiederzukehren. Und der stete Tropfen der Propaganda, der sich man dort dikaturbedingt unterwerfen mußte, jetzt jedoch schon freiwillig oft genug hingibt, tut in der Tat ihr Übriges. Umso leichter sind dann Greultaten zu erklären, ja sogarauszuführen - wenn einem jahrelang gepredigt wird, wie "schädlich" manche Bevölkerungen für die "erlesene Menschheit" sind, dann hat man keine Skrupel mehr, diese Menschen "auszurotten" wie lästige Insekten. Das ist damals genauso perfide gemacht worden wie heute möglich - und ja, das ist beängstigend und gefährlich für jede Demokratie. Gruß Ursel, DK
Ich habe neulich eine Dokumentation gesehen, in der Zeitzeugen des Dritten Reichs berichteten, nud ich erinnere mich an den Satz eines wirklich alten Herren, der sagte:
"Die schlechteste Demokratie ist mir immer noch lieber als eine gut funktierende Diktatur." (ich zitiere aus dem Gedächtnis)
Meiner Erinnerung nach war er einer der Hitlerjungen, die das letzte Aufgebot in Hitlers wahnsitzigem Krieg darstellten und die front so lange wie möglich halten sollten.
Wenn ich also manchmal an unseren Regierungen verzweifeln möchte, sage ich mir diesen Satz - hat nicht Churchill mal so was ähnliches gesagt?
Und dann bin ich doch einigermaßen zufriedener
Danke. Ich lese so etwas auch immer gerne. Und lese auch gerne bei britischen und US Medien mit, weil ich auch den Blick aus dem Ausland auf Deutschland ganz spannend finde.... Erschreckend ist vor allem, wie wenig die US Bürger über Deutschland und europa wissen...
Das gilt aber umgekehrt für uns auch. Ich glaube nicht, daß uns auf Anhieb die Unterschiede zwischen den einz. Bundesstaaten bekannt sind, die doch streckenweise gravierend sind. Ich glaube, wir dürften uns da nicht zuviel Hochgmut leisten --- sooo interessant sind wir eben auf der anderen Seite des großen Teiches auch niciht. Gruß Ursel, DK
soweit ich es weiß interessiert sich kein durchschnittsamerikaner für irgendwelche geschehnisse in europa . sie leben in ihrer eigenen blase und sind weltpoitisch nur dort interessiert , wo amerika mitmischt . europa ist maximal nur ein romanztisches reiseziel , nicht mehr und nicht weniger. aber auch hier bin ich oft erschrocken , das sehr viele hierzilande nicht mal wissen was für kontinente wir haben und wo welche länder liegen und da rede ich nicht von tuvalu oder ähnlichem