Mitglied inaktiv
Nachdem es hier noch nichts dazu gab, werf ich's einfach mal so in die Runde: http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809 Wie denkt Ihr darüber? Darf/muss/soll man das so thematisieren? Ist er antisemitisch oder nur sehr kritisch? Bin gespannt auf Eure Meinungen! Grüße Andrea
Was ist daran antisemitisch ? Es ist die Wahrheit. Und die Wahrheit darf/muss/sollte immer thematisiert werden.
Was daran antisemitisch ist? Hm...vielleicht das der Iran als harmloses Opfer dargestellt wird?
Das kam nicht von mir, das hat ihm u.a. Henryk M. Broder vorgehalten.
warum bekommt grass so eine platform? jeder dahergelaufene lyriker (ich meine den armen dichter der im undichten dachkämmerlein von luft udn liebe lebt) würde - wenn er so einen stuss schriebe und in dern SZ veröffentlicht haben wollte - von denen den vogel gezeigt bekommen. opinions are like assholes: they all stink. grass ist für mich DER prototyp des alten, verwirrten mannes. die tatsache, dass vor ein paar jahren publik wurde dass er in der waffen SS war, macht die sache für ihn jetzt nicht besser, im gegenteil. wollte er so polarisieren? ist ihm gelungen. es ist mir auch ein graus, dass alle beim thema israel mit samthandschuhen rangehen. denn israel selbst geht mit keinen samthandschuhen an irgendwen. aber keiner will das stigma israel- oder gar judenfeindlich aufgedrückt bekommen, daher traut sich keiner was sagen. aber wen interessiert was der alte dazu zu sagen hat? henne/ei - israel/iran, man wird es nie lösen.
ich halt auch nicht viel von diesem Mann, aber er hat in diesem Fall recht... Übrigens sagt er so ziemlich das Gleiche wie du.... Du bringst es nur schneller auf den Punkt ;-)
Mit Antisemitismus hat das m.e. nichts zu tun, was mich daran stört ist, dass er sein Gedicht selbst so als "Tabubruch" inszeniert, obwohl es ja nun nicht so ist, dass er der Erste und Einzige ist, der einen möglichen Militärschlag gegen den Iran kritisch sieht und irgendein "Schweigen" bricht (und natürlich wird das auch in Israel selbst kontrovers diskutiert).
Er spricht mir aus dem Herzen! Das sage ich schon lange... Das ist in keinster WEise antisemitisch sondern schlicht und einfach die Wahrheit....
Diese Kolumne zum Thema fand ich nicht schlecht... http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,825879,00.html
Ein sehr schöner Text, der mir bislang durch die Lappen gegangen war!
Selten so etwas schlechtes gelesen. Ich kann Grass' politischen Einstellungen nun wirklich wenig abgewinnen, aber wenn ich so etwas wie in diesem Artikel lese (siehe unten), da möchte ich Max Liebermann zitieren: ich könnt gar nich so viel fressen, wie ich kotzen möchte. Dass Grass ein eitler Selbstdarsteller ist, bestreitet ja niemand. Muss man ja nur seine Biographie lesen. Aber einem über 80-jährigen vorzuhalten, dass er sich als 15-Jähriger zur Wehrmacht freiwillig gemeldet hat (war übrigens die Kriegsmarine, aber egal) das ist unter aller Sau. --------------------------- Ein Engagement bei der Waffen-SS ist normalerweise kein guter Anfang, um sich anschließend eine Existenz als wandelndes Weltgewissen aufzubauen. Wenn ich mich als 15-Jähriger freiwillig zur Wehrmacht gemeldet hätte, wäre ich anschließend vermutlich ein bisschen gehemmt, den Überlebenden von damals heute wieder den Marsch zu blasen.
Woher hast du das mit der Kriegsmarine? Meine Information ist immer noch Waffen-SS.
Er hat sich freiwillig und flottenbegeistert als 15-jähriger zur U-Boot-Waffe gemeldet (ob Marine oder Whermacht ist aber eigentlich egal, wollte nur Haarespalten weil mich der Artikel aufgeregt hat). Als sein Jahrgang dann 2 Jahre später dran war, lagen die U-Boote aber fast alle schon auf dem Grund des Atlantik. Er wurde dann gegen Ende in die Waffen-SS eingezogen. Was er damals nicht unbedingt als schlimm empfand. Später fand er das unter den Teppich kehren dann besser ... Zu sagen, Grass solle lieber mal das Maul halten, weil er doch auch nicht aufrichtig war, kann ich verstehen. Wenn man aber sagt, er solle schweigen, weil er sich als 15-jähriger freiwillig gemeldet hat, dann ist einem die Gnade der späten Geburt zu Kopf gestiegen.
Guter Artikel, Morla. Ich kenne Grass nicht so gut, aber leider kenne ich einige Leute, die krasse politische Ansichten äussern, rein um zu provozieren....oder sich zu profilieren. Immer schade...
Zunächst einmal, es ist ein sprachlicher Genuss, den Text zu lesen : "... wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist, doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will, sage ich, was gesagt werden muss." Das ist genial und typisch Grass. Grass ist, und das behaupte ich jetzt einmal und fordere jede(n) auf es zu wiederlegen, der mit einem großen Abstand bedeutendste lebende deutsche Schriftsteller. Und wenn Schriftsteller in dieser Republik nichts mehr zu sagen haben, wer ddann? Und wenn man ihnen nicht zuhört, wem denn, in Dreiteufelsnamen, dann? Harald Schmidt? Anne Will? Pfarrer Hinze? Der Blödzeitung? Ich stimme nicht mit dem überein, was er schreibt. Sogar sehr selten bis nie, wenn es um Politik geht. Ich denke, dass von einer iranischen Atombombe mehr Gefahr ausgeht, als von einer israelischen. Aber darüber kann man zweierlei Meinung sein. Er ist in der Minderheit, aber das sind Künstler häufig. Zu den Reaktionen? Affig. --------------------- Warum aber schwieg ich bislang? Weil ich meinte, meine Herkunft, die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist, verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit dem Land Israel, dem ich verbunden bin und bleiben will, zuzumuten. ---------------------- Hier von Antisemitismus zu sprechen kommt einem Denkverbot gleich. Und weder Broder noch Giulani sind die obersten Zensoren. (Aaaaber: häufig genug ist Israelkritik antisemitisch begründet. Aber bei Grass? Gimme a break.) L.
... vor allem, was die Kritik an der Kritik angeht. "aber wen interessiert was der alte dazu zu sagen hat? " Nun, was stört Dich jetzt, DecafLofat - daß er alt ist? ist das ein Verbrechen? Dürfen nur Junge was agen? Oder stört Dich der Aufruhr, die Beachtung, die seine Äußerungen finden? Nun, dann interessieren irgendwen eben diese Äußerungen ja doch! Ich war nie ein Fan von Grass´ Büchern, aber ich erkenne ihn als großen deutschen Schriftsteller an - übrigens - Siegfried Lenz lebt und schreibt auch noch; daß er eher stiller ist, hat nichts mit seiner Wichtgkeit zu tun. Jeder Autor wirkt auf seine Art. Jeder Künstler wirkt auf seine Art. Lotte, Deine Behauptung kann keiner so widerlegen - für Dich ist es Grass, fürandere sind es andere. Unbestritten sollte sein, daß Grass einer der größten dt. Schriftsteller der Zeitgeschichte ist und war. Und ja, er war in der Waffen-SS, nichts, worauf er stolz ist, denke ich mal. Und doch --- das war eben damals und klüger werden ist jedem erlaubt, sogar hier im Forum. Wer da stehenbleibt, wo gestern war, DER hat in meinen Augen weniger Respekt verdient als jemand, der zu seinen Fehlern steht, die ihm wohl auch leidtun, und der sich daraus weiterentwickelt, der daraus lernt. Keiner von uns hat je in den schuhen dieser Generation gesteckt. Undkeiner von uns hat dasselbe Schicksal wie irgendein anderer. Und jeder von uns würde, bekäme er dasselbe Schicksal wie der nachbar aufgebürdet, auch noch mal anders reagieren. Ich maße mir nicht an, derart locker zu (ver-)urteilen. Und wer einen Menschen nur danach (und seinem Alter) beurteilet wie Du, DecafLofat, der gibt ihm nicht wirklich eine Chance und schon gar nicht die Bedeutung, die er (auch) hat! Undg erade weil er die hat, wird er wohl auch anders beurteilt/veröffentlich als der "dahergelaufene lyriker". Publizität ist eben manchmal schwer zu erlangen; Einfluß erst recht; das ist in der Künstlerszene nicht anders als i mgeldsektor, in der Politik, im Leben eben. Daher ziehe ich auch den Hut vor jedem, der sich aufgrund seiner Publizität engagiert und Ideen und Ziele, projekte und Visionen vorantreibt, die manchmal ohne dieses öffentliche Interesse (leider) verborgen bleiben und vergehen oder zumindest länger brauchen. ich halte eine iranische Atombombe derzeit auch für gefäjrlicher als eine israelische, nicht nur für Israel. Aber ich halte es für genauso legitim, auf die Gefahr einer Atombombe bei den Israelis hinzuweisen. Nicht nur, aber gerade auch für Künstler, deren Stimme eben weitaus mehr gehört wird als unsere. Diese Chance nutzt Grass - er könnte es sich auch bequemer machen, gerade jetzt im Alter. Davor habe ich Respekt, egal, ob ich seine Meinung teile oder nicht, ob ich ihn als Schriftsteller mag oder nicht. Und nochmal: Ganz egal, wie ich persönlich seine Bücher u.a. von ihm mag, so ist er unbestritten einer der großen in unserer zeitgenösischen Literaturszene, sovielProfessionalität sollt da sein --- daß man Kunst und Können (an)erkennt, auch wenn es einem selber nicht gefällt. Gruß Ursel, DK
Mein Lieblingsschriftsteller ist Grass nicht unbedingt, aber ansonsten gibt es da (leider) in Deutschland nicht so viele. Lenz, ok, aber klar nicht die Außenwirkung wie Grass, Walser, naja, Herta Müller, pff, und Kracht ist ein Nazi . Sonst noch welche, die man "groß" nennen könnte?
Hej Lotte! Schwenken wir nun auf die literarische Bühne um? Wie wäre es mit Härtling? Handke? Ansonsten ist es eben schwierig, die 8damals schon) Großen meiner Zeit sind eben in ie Jahre gekommen und / oder verstorben. Immerhin hat Schlnk mit dem Vorleser u.a. auch im Ausland Wellen geschlagen, und Daniel kehlmann mit "Die Vermessung der Welt" ist zumindest hierzulande (DK) bekannt. Aber um als "Große" anerkannt zu sein, müssen sie wohl erst noch reifen, wobei Schlink zumindest ja auch nicht mehr der Allerjüngste ist. Gruß Ursel, DK
Wie ist denn der Name "Kracht" dazwischen geraten?? 4 Romane, davon einer von einem Spiegel-Redakteur versehentlich gehypt durch den Rassismus-Vorwurf... aber na ja, passt dann doch wieder zu Grass.
Kracht eigentlich nur weil er in die rassistische Ecke gerückt wurde. Und Handke (Serbien) passt ja auch schön in die Reihe hinein ... p.s. Kehlmann finde ich gut. Schön, dass er es auch über die Landesgrenzen geschafft hat.
Hej Lotte! Jaja, aber Du glaubst nicht, mit welcher Unwissenheit ich da manchmal in meinem Lesekreis und anderswo kämpfe. Humboldt? Nie gehört. Kant? Ach, der war Deutscher? Oder neulich bei Schlinks "Vorleser": Mangelnder oder unterdrückter Nationalstolz oder Scham bei Deutschen )wie ich das in der Scuhle und anderswo noch SEHR erlebt habe, die Befreiung kam wirklich erst mit den letzten Fußballweltmeisterschaften)? - Wo gibt es denn sowas? jaja, leider wird Dtld. hier oft noch auf Nazi- und Stasi-Dtld. reduziert --- kein Wunder, daß neben veraltetem Grammatikpauken dann auch dies dazu beiträgt, daß kaum jeman dnoch Deutsch lernen möchte. Gruß Ursel, DK - immer wieder gerne Botschafter für deutschsprachige Literatur im Lesekreis --- erstunlicherweise (?) haben wir gerade über die deutschsprachigen Bücher immer gut und lange diskutiert und gesprochen. (Hast Du Tips, die sich zur Diskussion in einem Lesekreis eignen?) (Meist lesen wir natürlich dänische Autoren.)
Karin Duve oder Sven Regener? Ansonsten finde ich Glattauer nett, aber da gibt es nicht so viel zu diskutieren. Die Mittagsfrau von Julia Franck (aber vielleicht zu lang und auch wieder Nazis) oder Adam und Evelyn von Ingo Schulze (aber auch wieder DDR). Viel mehr neues fällt mir gar nicht ein ... Etwas älter: Crazy. Hab ich neulich wieder mal gelesen. Sein zweites ist auch ok (Namen vergessen). Ansonsten vielleicht Martin Suter, aber das geht eher in die Krimiecke.
Hej Lotte!
Das springt mich nicht alles so an als Beitrag zum Lesekreis, da muß ich schon vorsichtig agieren, damit ich nicht unpopulär mit meinen Vorschlägen werde,
Aber trotzdem danke für Deine Vorschläge.
Gruß Ursel, DK
Mit Antisemitismus hat das Gedicht nicht viel zu tun, wohl aber mit sehr viel eitler Selbstdarstellung, und vielleicht kommt der Antisemitismusvorwurf Herrn Grass gar nicht ungelegen, fördert er doch das Hochkochen der Emotionen. Für mich ist Grass kein "verwirrter alter Mann", wie hier jemand schrieb, sondern eine selbstverliebte Rampensau, die über genug künstlerisches, intellektuelles und politisches Renommee verfügt (und altersmäßig inzwischen auch schon jenseits von Gut und Böse ist), dass er so etwas mehr oder weniger ungestraft vom Stapel lassen darf. Natürlich ist das nicht "politisch korrekt" aus dem Mund eines Deutschen mit nicht ganz weißer Weste. Dabei reitet er aber im Grunde nur auf der wieder aktueller werdenden Welle der israelkritischen Stimmen. Grass war immer schon gut darin, stimmgewaltig den aktuellen politischen und zeitgeistlichen Modetrend in die Welt hinauszuschreien und so zu tun, als hätte er persönlich damit den Stein der Weisen gefunden. Dieses "Gedicht" (für mich liest sich der Text übrigens nicht wie Lyrik, sondern lediglich wie formal ausgestaltete Prosa) bringt ihn halt wieder ins Gespräch, damit ist das Ziel erreicht. LG Nicole
Gerade wollte ich etwas schreiben. Nach dem Lesen deines Postings ueberfluessig. Es spiegelt zu 100% meine Meinung wider.
Danke, Hase, da hast du schön formuliert was mir auch durch den Kopf schwurbelte.
Dem schließe ich mich an. Die Tatsache, daß ausgerechnet er jetzt rebellisch-beleidigt von "Gleichschaltung" spricht, nur weil viele seine Meinung nicht teilen, ist IMHO "a case in point" für die "Rampensau-Theorie".
Wer Spaß an Meinungsmitteilungen hat, die sich im Chor tiefgründelnder Motivationsforschungsgesänge (inkl. allzu griffbereiter Verdächte) rund um den Autor erfrischend inhaltlich zum G e d i c h t ausnehmen: ich finde, auf diesen Seiten http://forum.spiegel.de/f22/umstrittenes-israel-gedicht-guenter-grass-beklagt-gleichschaltung-der-meinung-58179-19.html#post9963079 kam man heute hin und wieder auf seine Kosten. Meine eigene Positionsbestimmung im Israel-Iran-Gewühl wurde jedenfalls mehrmals hilfreich irritiert. Well done. Liebe Grüße, Feelix
TITANIC-Leser sind wieder im Vorteil: http://www.titanic-magazin.de/news.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=4873&cHash=b696243846379915813a59c59e34127b
auf tagesschau.de Gruß Ursel, DK
"Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst." Dem brauch man nichts mehr hinzufügen.
... oder wie - war es gerade Karasek? - sagte: Daß sich jemand heute noch so über ein Gedicht aufregt oder es so eine Öffentlichkeit findet, ist doch toll. (zitiert nach dem Gedächtnis) Gruß Ursel, DK
Ich finde die Vorwürfe ehrlich gesagt auch lachhaft. Das darf man ihm - Waffen-SS hin oder her - nun angesichts einiger Textpassagen wirklich nicht vorhalten. Ich mag Grass persönlich auch nicht, aber in diesem Fall hat er - finde ich - einfach mal recht. Vielleicht macht er sich's mit seiner Sicht auf den Iran ein bisschen leicht, aber dass immer nur dieses Land die Haue kriegt und Israel aufgrund geschichtlicher Skrupel brav das Köpfchen gestreichelt wird, ist doch auch nicht richtig. Wenn man sich mal ein bisschen umhört, sind eigentlich 80% der Leute seiner Meinung. Komisch, dass umgekehrt 80% der Medien und Gesellschaftsvorsitzenden nun auf ihn einprügeln? Woher kommt diese Diskrepanz? Was läuft da schief? Danke jedenfalls für Eure Meinungen! Grüße Andrea
Da läuft nichts schief. Da nehmen die Medien und "Gesellschaftsvorsitzenden" (?) ihre Verantwortung mal ernst und plappern nicht populistisch los, was 80% der Leute denken. Die denken ja auch gern mal, dass die Todesstrafe wieder eingeführt werden sollte. Und zu deinen Vorbehalten, dass Israel brav das Köpfchen gestreichelt wird: Israel hat nie angekündigt, den Iran zu vernichten. Umgekehrt schon. Machst du dir eigentlich auch mal Gedanken über die Außenpolitik anderer Länder, oder bist du nur bei Israel der Meinung, dich auszukennen?
Öha, ich habe nie behauptet, dass ich mich sonderlich gut auskenne. Für "Israel hat nie angekündigt, den Iran zu vernichten. Umgekehrt schon." reicht es aber. Woher Deine Angriffslust? Ich bin allerdings schon der Meinung, dass Israel bei weitem nicht der Kritik ausgesetzt ist wie Iran, zumindest hier in Deutschland. Und ich bin weiterhin überzeugt davon, dass das mit der deutschen Vergangenheit zu tun hat. Insofern ist es doch in Ordnung, dass sich jemand dieses Blatt vom Mund nimmt und darauf hinweist, dass es noch eine zweite Seite neben Iran gibt. Populismus sieht für mich ein bisschen anders aus - für mich klafft einfach nur die Schere zwischen Meinung der Medien und der Bevölkerung etwas weit auseinander... Grüße Andrea
"Ich bin allerdings schon der Meinung, dass Israel bei weitem nicht der Kritik ausgesetzt ist wie Iran, zumindest hier in Deutschland." Damit liegst du m.E. nicht richtig. In jeder Stammtischrunde taucht genau diese Kritik auf, genau mit dem Tenor (einer fängt damit an, dass sich keiner traut, Israel zu kritisieren... alles wegen damals... ), nach dem 2. Bier trauen sich dann alle, und nach dem 3. Bier heißt es nicht mehr "Israel" sondern "die Juden". Bei Kritik, die sich gegen andere Länder richtet, kommt in der Regel die Aussage: da kenn ich mich nicht aus, da kann ich nichts zu sagen. " Und ich bin weiterhin überzeugt davon, dass das mit der deutschen Vergangenheit zu tun hat. Insofern ist es doch in Ordnung, dass sich jemand dieses Blatt vom Mund nimmt und darauf hinweist, dass es noch eine zweite Seite neben Iran gibt." Wieso soll das per se in Ordnung sein? Hat "jemand" denn Ahnung oder nicht, oder was befähigt "jemand", die israelische Außenpolitik zu kritisieren und - zu Ende gedacht - von den Israelis zu verlangen, sich gefälligst in ihr Schicksal zu fügen und sich endgültig vom Erdboden tilgen zu lassen - so ja die Aussage von Ahmadinejad http://www.youtube.com/watch?v=39iOFtltoBM&feature=fvst (Death to Israel) Gerade bei Linken habe ich es in der Vergangenheit erlebt, dass schnell die Hemmungen sinken und ein Judenhass offenbart wird, der mich erschüttert hat. Da hat so mancher CDU-Wähler größere moralische Skrupel und eine größere historische Verantwortung übernommen.
Naja, wenn es erlaubt ist, die iranische Außenpolitik zu kritisieren, dann muss es doch auch erlaubt sein, die israelische Außenpolitik zu kritisieren - und ebenso die Außenpolitik jedes anderen Landes. Und "in Ordnung" ist es meiner Meinung nach aufgrund der Meinungsfreiheit. Wenn ein Mensch am Stammtisch seine Meinung äußert, dann tut er dies abgesehen von etwaig vorhandenem Hintergrundwissen mit der gleichen Berechtigung wie ein Schriftsteller oder allgemeiner: ein öffentlicher Meinungsäußerer. Dass sich Israel niedermetzeln lassen soll, kann ich so im Übrigen aus Grass' Worten nicht herauslesen - und es zweifelt ja schließlich keiner daran, dass Ahmadinejad einen an der Klatsche hat. Aber die Kritik am einen schließt ja die Kritik am anderen nicht aus.
In dem Gedicht wird Israel mit Iran gleichgestellt. Als ob beide gleich viel "an der Klatsche haben", wie Du Dich auszudrücken beliebst. Und das ist einfach nicht so. Bei allen Defiziten ist die israelische Regierung doch immer noch demokratisch legitimiert. Die israelischen Waffenkäufe werden durch Angst gesteuert, die iranischen von Aggression. Diesen Unterschied sollte man anerkennen. Und dann - apropos Meinungsfreiheit: Natürlich DARF man der Meinung sein, die Israelis seien nicht besser als der Iran. Wer dann aber Kritik an dieser Ansicht gleich mit Worten wie "Gleichschaltung" und "Denkverbot" abwehrt, der bewegt sich zackig von der Sachebene weg zu einer merkwürdigen Argumentation, die sehr verquer irgendwo zwischen "Ihr seid ja doch auch alle der gleiche Meinung, traut Euch nur nicht, es laut zu sagen!" und "Ihr seid alle gegen mich, deswegen mag ich Euch nicht!" wabert.
Genau diese Entwicklung betrachte ich auch. Ich glaube, von der Geschichte des letzten Jh. her wird in der Schweiz viel offener über den Nahostkonflikt gesprochen, viel offener über die Rolle Israels. ICh habe mich bei einigen deutschen Freundin in letzter Zeit darüber erkundigt, wie das in DE ist und ich glaube (was ja auch verständlich ist!!!), dass das Thema dort einfach noch nicht sehr objektiv betrachtet werden kann.
Naja, also für mich ist es ein Unterschied, ob man die Todesstrafe wieder einführt oder ein Konflikt/ Krieg von beiden Seiten her betrachtet. Es braucht ja meistens zwei Parteien, die etwas falsch machen, damit so ein Konflikt entsteht. Und ich finde gerade, du machst es dir sehr einfach. Die Politik - v.a. heute zu globalisierten Zeiten - ist nicht so einfach. Es gibt nich das aggressive, böse Iran und das arme ängstliche Israel. Natürlich hat der Iran eine unglaublich aggressive Sprache, Rhetorik. Aber so einfach ist es nicht, wirklich nicht. Und "aus Angst eine Atombombe zu bauen" finde ich keineswegs besser. Angstpolitik ist eine der schlimmsten Art d. Politik überhaupt. Du machst dir auch ehrlich gesagt keine besonders differenzierten Gedanken über die Aussenpolitik anderer Länder. Es ist nicht so einfach in der Welt, mit Gut und Böse und so.
Die israelischen Waffenkäufe werden durch Angst gesteuert, die iranischen von Aggression. Ist das eine besser als das andere? Ich weiss es nicht...und ist es tatsächlich so einfach? Ich weiss es auch nicht...
"Du machst dir auch ehrlich gesagt keine besonders differenzierten Gedanken über die Aussenpolitik anderer Länder. Es ist nicht so einfach in der Welt, mit Gut und Böse und so." Nein, das lag auch nicht in meiner Absicht. Meine Absicht war, hier möglichst plakativ auszudrücken, dass die Kritik vieler Deutscher an Israel immer noch eine verkappte Kritik an "den Juden" ist. Was glaubst du, warum so viele Menschen a) die Meinung vertreten, man dürfe nichts gegen Israel sagen, b) im zweiten Satz dann etwas gegen Israel sagen, c) sehr oft im dritten Satz dann beim Juden landen, diesen dann einige Eigenschaften zuordnen und aufgrund dieser - negativen - Eigenschaften dann nachträglich die eine oder andere Verfehlung gegen Juden "in einem anderen Licht" sehen.
Das weiss ich nicht, aber das ist ist schon bedenklich...wenn tatsächlich immer noch "Kritik an den Juden" ausgeführt wird. Bei uns ist das wirklich nicht so, würde ich mal behaupten, aber ist natürlich schlimm. Ist das immer noch so heftig? Bzw. wie wird denn argumentiert, was wird denn gemäss diesen Leuten von den Juden falsch gemacht? Bzw. was haben sie je uns "angetan"?? Würde mich interessieren, sonst auch gerne per PN (muss leider gleich weg) Ich wollte ja nicht Kritik an den Juden verüben, sondern einfach aufzeigen, dass die "Abkapselung" und der "Opfergedanke" doch schon relativ zentral sind und das Ganze nicht viel einfacher machten/machen. Aber in jeder Religion finden sich eher schwierige Tendenzen, von dem her... Auch deine dritte Bemerkung finde ich interessant, irgendwas läuft da aber einfach falsch! Wenn man das GEfühl hat, man darf nichts sagen (sorry, aber das finde ich auch negativ) und dann aber gleich total "draufhaut" .Würde mich wirklich interessieren, was die Leute dann so sagen...magst du mir es erzählen? LG Kiki
Die Kategorien "besser" oder "schlechter" finde ich überheblich. Aber das eine erfordert einen anderen Umgang damit durch Außenstehende (und was anderes sind wir nicht) als das andere.
Grad der Artikel von Morla ist spannend...
Aber ich störe mich sowieso daran, dass man NICHTS gegen Israel sagen darf. Das finde ich auch alles andere als ok...
Wenn ich heute als aufgeklärte Religionswissenschaft-Geschichts-Studentin Israels Rolle im Nahostkonflikt und sowieso kritisch betrachte, hat das NICHTS mit Antisemitismus zu tun, nichts mit Nationalsozialismus. Ich habe es einfach satt, wenn immer nur die eine Seite betrachtet wird. Der jetzige Konflikt oder Krieg hat nicht mehr viel zu tun mit dem 2. WK.
Das Judentum hatte ja unter anderem Probleme mit der Integration, weil sie sich häufig auch nicht anpassen wollten und so ihre uralten Traditionen auch bis jetzt bewahren konnten. Die Tendenzt der Abgrenzung ist stark und halt auch die Opferrolle ist ja durchgehend in der Geschichte...schon in der Tora ist dies immer wieder ein Thema, im Mittelalter bis in die heutige Zeit. Diese Tendenz und natürlich die Tatsache, DASS sie immer immer wieder verfolgt und diskriminiert wurden. Beides hat sich wohl auch gegenseitig verstärkt.
Ich hoffe sehr, dass gerade die kulturell unglaublich reichen Gebiete im Nahen Osten kein explodierendes Pulverfass geben...
Darf ich kurz zusammenfassen: Du bist kein Antisemit. Dass du Israel kritisierst, dann deswegen, weil du als Religionswissenschafts- und Geschichtsstudentin das nötige Wissen dazu hast. Du hast "es satt", dass immer nur eine Seite betrachtet wird, (aber dass selbst in Israel z.B. die Siedlungspolitik scharf verurteilt wird von vielen Israelis, dass auch hierzulande die Politik Israels permanent kontrovers diskutiert wird, blendest du aus - warum?). Von Israel ist ein ein kleiner Schritt zum Judentum: Das Judentum wollte sich noch nie anpassen, grenzt sich seit jeher stark ab und hat die Opferrolle daher von selbst eingenommen. Progrome und Massenvernichtung sind eine natürliche Folge dieser Einstellung. Hoffentlich können wir aufgeklärten Europäer und andere kluge Menschen bald wieder dahin und unsere eigenen Interessen unterschiedlichster Art verfolgen.
Nein, ich bin kein Antisemit, natürlich nicht, eher im Gegenteil. Ich interessiere mich sehr für das Judentum bzw. finde es eine unglaublich faszinierende Kultur/ Religion...gerade, dass sich die alten Gebete, Riten und auch Werte (der Familienzusammenhalt, das Gelehrtentum!!! etc.) bis jetzt bewahrt haben, finde ich sehr schön. Ich liebe Klezmer/ jüdische Musik, liebe die jüdischen Witze (die sind ja selber v. Juden verfasst worden und so herrlich selbstironisch, klug und weise) Mir ist religiöse Toleranz wahnsinnig wichtig, wirklich. Du schreibst, ich kritisiere Israel. Ich finde es erschreckend, dass du findest, ich darf das nicht. Ich kritisiere ebenso den Iran, obwohl ich überhaupt nicht anti-islamisch bin. DU beziehst Partei für Israel, ich möchte dir nur aufzeigen, dass das Gut-Böse Prinzip nicht so einfach funktioniert. Und auch Israel Fehler macht. Aber umso besser, wenn grad die Siedlungspolitik etc. doch auch kritisiert wird. Eben, ich komme ja nicht aus DE und weiss wohl zu wenig, wie das Thema dort behandelt wird (bzw. hatte ich einen falschen Eindruck, grad jetzt auch aus dieser Diskussion im Forum). Schön, dass du meine Aussagen so differenziert wahrnimmst und wiedergibst!!!!!
du solltest dir aber immer im Klaren darüber sein, was dich antreibt. Nicht mehr und nicht weniger erwarte ich von mir, dir und allen anderen Kritikern.
Ja und mir ist klar, was mich antreibt - und deshalb habe ich vielleicht auch etwas "übertrieben" - ich mag es nicht, wenn man sich Politik so einfach macht, weil es nicht so einfach ist. Es gibt nicht einfach gut und böse...klar kann wohl kaum jemand die Art und Weise, wie im Iran politisiert wird, gutheissen. Aber eben, es braucht zwei für einen solchen Konflikt, Israel provoziert ebenfalls.
Ich versuche ganz bewusst, radikal zu vereinfachen, um zu demaskieren. Ist eine Marotte von mir. Glaub mir, du bekommst grade stillen Beifall von ganz vielen Lesern, aber darunter sind eben auch viele, deren Meinung durch die Vorstellung vom "ewigen Juden" und von durch Jahrhunderte gehörte Sätze wie "die Juden sind unser Unglück" geprägt wurde.
Wie bist Du denn drauf? Die Vehemenz mit der aber auch wirklich alle auf Grass eingedroschen haben - und das deutlich, sehr deutlich, unter der Gürtellinie - war schon heftig und stand zu dem, was er sagte, in keinem Verhältnis. Was da auch aus Israel kam war derb. Getroffene Hunde bellen? Persönlich habe ich herzlich wenig Sympatien für die Verrückten im Iran (ups, nein, ich muss ja sagen in der iranischen Führung, sonst bin ich gleich ein anti-persit oder so) oder für die Verbrecher im Gazastreifen, die einfach mal so Raketen auf bewohnte Gebiete schießen. Ich bin da ziemlich auf der Seite Israels (wenn es positiv ist, darf ich doch Israel sagen, oder muss ich dann auch sagen, auf der Seite der israelischen Zivilgesellschaft). Ist ein Militärschlag ein angemessenes Mittel (bei wie Grass richtigerweise sagt unsicherer Beweislage)? Ist es ein legitimes Mittel Atomphysiker, die im Iran arbeiten, einfach mal zu ermorden, wie es der Mossad (oder wer auch immer, sicher nicht die Iraner selbst) seit ein paar Jahren macht? Das sind Fragen, die kann man sich stellen. Stört der den Frieden, der von der Vernichtung (großmäulig) redet? Oder stört der den Frieden, der zuerst zur Waffe greift (was meines Erachtens Israel und die USA in absehbarer Zeit tun werden)? Grass sagt letzteres ist so schlecht wie ersteres und er macht es in fast kratzfüssiger Weise (angesichts unserer Schuld, will mit Israel verbunden bleiben usw.). Und dann kommt trotzdem sofort wieder dieser unsägliche Reflex ... aber beim zweiten Bier schimpft der einfache Deutsche über die Juden (bzw. will die Todesstrafe). Und das hat mit "die Medien schwimmen gegen den Strom" nix aber auch gar nix zu tun. Bei "akademisch Gebildeten" (nenne ich mal so) aus denen sich die Journalisten und Fernsehmenschen nun einmal rekrutieren, ist dieser Reflex sehr weit verbreitet und eigentlich konsens. Hier auszuscheren, heisst alleine zu stehen. (Beziehungsweise umgeben von Typen wie diese Abgeordneten die im Frachter nach Gaza schippern und sich aufregen wenn die israelische Marine das Schiff aufbringt.) L.
Sorry, aber das ist nun wirklich Verfolgungswahn. Der "ewige Jude", meine Güte. Die "Juden sind unser Unglück" ist auch ein Satz, den man seit 60 Jahren eher selten auf deutschen Straßen hört.
Den Satz wörtlich wohl kaum, da geb ich dir recht. Aber natürlich gibt es genug Leute gerade aus der linken Szene, bei denen du in Diskussionen über Amerika, Israel und "die Juden" nach kurzer Zeit auf verblüffend ähnliche Aussagen stößt. Das man bei Rechten gar nicht lange diskutieren muss, um diese Äußerungen zu hören, setze ich als bekannt voraus.
Einen Bodensatz an rechten Idioten und Rassisten wirst Du immer finden. Die meine ich nicht, denn sie sind in Deutschland eigentlich recht gut marginalisiert. (Naja, vielleicht nicht überall in Ostdeutschland ... sorry aber so isses nunmal, kann ich auch nix dafür und will hier keine Ost- Westdebatte lostreten.) Wobei ich mir vorstellen kann, dass Israel bei den Rechten wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht im Kurs steht. Die Linke kritisiert über Israel Amerika. Man solidarisiert sich mit Palästinensern weil man sich als richtige Linke nunmal mit den "Unterdrückten" solidarisiert. Da will ich echt nicht pauschal Antisemitismus unterstellen. Wenn Israel ein Land voller Mormonen wäre, wäre die Solidarisierung mit den Palästinensern möglicherweise ähnlich.