Mitglied inaktiv
Gleich vorweg, es könnte etwas länger werden.
Thema: Der verlorene Sohn
Mein Mann hat im Jahr 1983 mit seiner damaligen Frau einen Sohn bekommen. Die Ehe lief nicht sehr gut und sie trennten sich, als P. noch sehr klein war. Die Folgejahre hatte er nur bedingt Kontakt zu ihm, so wie es die Mutter von P. zuließ. (Das ganze war in der ehem. DDR). Der letzte persönliche Kontakt bestand vor 15 Jahren!!!, da war der Junge 12.
Mein Mann hat immer wieder versucht, Kontakt zu ihm aufnehmen zu können, aber ihm blieben alle Türen verschlossen. (Die Mutter kam aus einflussreichem und sehr gutem Haus, er aus einfachen Verhältnissen). Ihm blieb die Kontaktaufnahme also gänzlich verwehrt.
Als wir uns vor 6 Jahren kennenlernten und dann das Thema Kinder auf den Tisch kam, erzählte er mir dies und ich sah deutlich, wie sehr er unter dieser Situation litt. Als unsere Tochter vor 2 Jahren geboren wurde, kam wieder sehr vieles hoch aus der Vergangenheit. Ich war mir oft nicht sicher, ob ich irgendwie über div. TV-Sendungen Nachforschungen anstellen sollte... ließ es jedoch, weil dieser Schuss ja auch nach hinten hätte losgehen können.
Übers Internet konnten wir über P. absolut nix finden. Gar nix. Umgekehrt ist es so, das man über meinen Mann über verschiedene Websites durch seine Arbeitsschwerpunkte viele Ansätze hätte finden können (Tel.-Nr., Anschrift...). Unser Gedanke war also, wenn er selbst Interesse gehabt hätte, wäre eine Kontaktaufnahme jederzeit möglich gewesen.
Mein Mann meinte immer, dass P. so unter der Fuchtel der Familie steht, dass er sich nicht traut, irgendwelche Schritte in diese Richtung vorzunehmen. Er glaubte nicht an Desinteresse. Das alles war die Vergangenheit.
Vor 14 Tagen sprach auf unseren Anrufbeantworter eine alte Frau und bat meinen Mann um Rückruf. Es handelte sich um seine frühere Schwiegermutter. Mit dieser Frau hatte er 23 Jahre keinen Kontakt. Sie hatte mit ihren 85 Jahren etwas gutmachen wollen, erzählte, dass sie seit ca. 4 Jahren im Streit mit ihrer Tochter - also der Kindsmutter - liegt und sie jahrelang keinen Kontakt zu P., ihrem Enkel hatte/haben durfte. Da P. nun jedoch selbst Vater geworden sei und er mit seiner Mutter ebenfalls seit 4 Jahren null Kontakt mehr hat, würde er sich freuen, wenn mein Mann sich bei ihm melden würde.
Puh. Das war ein Telefonat. Meinem Mann schossen die Tränen in die Augen und er zitterte am ganzen Körper. Nach 15 langen Jahren sollte es nun endlich wieder möglich sein, sein Kind zu sehen, das noch dazu in der selben Stadt lebt, wie wir... Er rief, nachdem er den Höhrer aufgelegt hatte, sofort P. an. Als er ans Telefon ging, sagte er "hallo, hier ist Papa. Sprachlosigkeit auf der anderen Seite der Leitung... Und dann sprudelten die Worte auf beiden Seiten nur so heraus.
Tja seit Januar ist P. Vater einer kleinen Tochter, mein Mann somit Opa. Und so glücklich darüber, den verloren geglaubten Sohn wiedergefunden und dazu noch ein Enkelkind und eine Schwiegertochter bekommen zu haben. Dieser ist es zu verdanken, dass die beiden sich überhaupt wieder finden konnten. Durch die Geburt des kleinen Mädchens ist bei P. auch einiges "hochgekommen" und er stellte viele Fragen... Seine Lebensgefährtin hat sich an die Oma gewand und Erkundigungen eingeholt u. der Oma gesagt, dass P. es wahrscheinlich nicht selbst schafft, anzurufen, aber sich eben sehr freuen würde.
Am Dienstag haben sich die beiden Herren, der eine 46, der andere fast 27, zum Kino verabredet und schon so einiges besprochen.
Und morgen kommen sie ganz in Familie zu uns zum Kaffeetrinken. Und sie freuen sich sehr über unsere Einladung.
Dass beide Seiten mehr als glücklich sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Sicher gibt es einiges, was geklärt werden muss, vieles muss aufgearbeitet werden - auf beiden Seiten. ABER und das ist das wichtigste, es besteht beiderseits das Interesse, den anderen kennenzulernen und den Kontakt zu pflegen.
Die ganze Familienkonstellation hat sich nun geändert.
Unsere Tochter hat einen großen Halbbruder, er eine 25 Jahre jüngere Halbschwester.
Unsere Tochter ist Tante. Wenn die beiden jungen Mädels dann mit 14 und 16 in der Disko stehen und Paula unsere Tochter fragt "Tante Doro, darf ich noch ´ne Cola trinken, bevor wir nach Hause müssen?" kommt bestimmt witzig.
Und große Frage - bin ich nun mit knapp 37 eigentlich Oma?
Da sieht man mal wieder, das Leben ist immer für Überraschungen gut.
Viele Grüße, Diana
Ich habe Tränen in den Augen und ein Gänsehaut am ganzen Körper!!!
Einfach nur schön sowas... man kann jetzt aufarbeiten, was / warum es so war, aber man kann sich auch einfach unendlich freuen!
Ich wünsche deinem Mann, P. und dir und dem Rest der Familie alles, alles Liebe von Herzen!!!
Ana
Schöne Geschichte. lg
Oh, das ist so toll. Vielen Dank für die Geschichte. Es gibt also wieder Schönes im Leben (gestern in den Nachrichten Abends las ich, daß ein in unserer Gegend am Mittag verschwundenes Mädchen wieder aufgetaucht ist - sie hatte einfach mal eine Freundin besucht und ihren Eltern nicht Bescheid gesagt...wuah.) Viel Glück und vor allem Spaß euch allen :) Wie schön, so eine große Familie zu haben :) Liebe Grüße, Mandana
Es ist schön, dass es für Deinen Mann und seinen Sohn (bisher) so ausgegangen ist - herrlich! Allerdings KANN so etwas auch sehr anders ausgehen - die Eltern meines früheren Partners hatten sich beispielsweise getrennt, als die Kinder beide so im Grundschulalter waren. Die Mutter hat es dann auch sehr geschickt geschafft, den Vater bei den Kindern zu diskreditieren, auch wenn sie immer ganz anders geredet hat, den Kindern aber anderweitig sehr deutlich gezeigt hat, was sie von ihrem Ex-Mann hält und was sie möchte, was ihre Kinder von ihm halten sollen. Klassischer Fall von PAS - dachte ich immer, denke ich zum Großteil auch immer noch. Der Kontakt zwischen Vater und Kindern hat sich dann auch recht schnell komplett erledigt. Ein Kind suchte dann später, mit Mitte 20 und mit eigenem Nachwuchs, den Kontakt zum Vater - wobei sicherlich auch eine Rolle spielte, dass der Kontakt zur Mutter da dann schon nachhaltig gelitten hatte. Das zweite Kind hält immer noch uneingeschränkt zur Mutter und lehnt jeden Kontaktversuch der Vaters vehement ab (wobei ich finde, der Vater hat sich dabei auch selten dusselig angestellt, aber ich kenn das Ganze auch nur aus Erzählungen des Vaters und kann nicht wirklich viel dazu sagen.) Nun habe ich mit meinem Ex-Partner auch ein Kind, mittlerweile 12 Jahre alt. Von der Existenz dieses Enkelkindes hat der Großvater vor etwa 3 Jahren erfahren (ich wusste ja nicht einmal den Namen des Großvaters, so sehr hat ihn mein Ex-Partner immer abgelehnt) - und darum gebeten, den Kontakt herzustellen. Zuerst lief der Kontakt sehr gut, wenn auch entsprechend "vorsichtig" auf beiden Seiten, aber gut. Dann hat der Großvater immer öfter Versprechen gemacht, dem Enkel gegenüber, die er dann doch nicht gehalten hat, erst kamen noch Ausreden, dann wurden die Ausreden immer fadenscheiniger, und irgendwann wurden die Ausreden dann ganz vergessen. Das letzte war jetzt, dass er ein Weihnachtsgeschenk schenken wollte, hat extra gefragt, was gewünscht wird etc., soweit alles bestens. Dann hat er sich Anfang Januar gemeldet, vor Weihnachten wäre ihm das Einkaufen zu stressig gewesen, er kauft jetzt demnächst und bringt es dann vorbei. Anfang Februar dann die Meldung, er war einkaufen, wäre jetzt aber erkältet und bringt es dann, wenn die Erkältung besser wäre. Im April kam dann die Meldung, er bringt es demnächst, und im Juni die Ankündigung, er brächte es wenigstens zur Post, sobald er sich aufraffen kann... von einem persönlichen Bringen ist schon gar nicht mehr die Rede. :-( (Und es geht mir dabei nicht um die materielle Seite des Geschenks, die ist mir hinreichend wurscht, sondern einfach darum, dass mein Kind gerne Kontakt zum Großvater hätte und ihn einfach gerne treffen würde, aber dazu fühlt sich der Großvater derzeit "zu faul", so seine eigene Aussage.) Wirklich, ich habe nichts gegen den Großvater, ich kenne ihn im Grunde ja nicht einmal wirklich, und ich mache ihn defintiv nicht gegenüber dem Enkelkind irgendwie "madig" - aber trotzdem wiederholt sich alles, und wieder schläft der Kontakt zum Kind / Enkelkind ein, obwohl der Vater / Großvater ja gerne würde, wie er in unregelmäßigen Abständen immer wieder per Email versichert. Früher habe ich ihn immer als "armes Opfer" seiner eindeutig nicht unbedingt sympathischen und unegoistischen Ex-Frau gesehen - jetzt scheint sich da aber doch vieles zu relativieren (wenn auch nicht unbedingt zu Gunsten der Ex-Frau). Einfach ist es nicht...
Die große Familie lernt er, wenn er denn möchte, erst später kennen. Mein Mann hat 3 Schwestern und die wiederum haben auch alle schon Familien(10 Kinder insgesamt). Da kommt also noch etwas auf ihn zu. Schließlich sind das alles seine Cousins und Cousinen. Aber, alles nach und nach und vor allem nur, wenn er das will. Aber natürlich sind erstmal alle happy, dass der Kontakt überhaupt zustande kam. In die Zukunft schauen kann keiner. Ich denke, es braucht alles seine Zeit. Aber die haben wir ja.
Mein Schlagwort
Hierzu auch eine kleine persönliche Anekdote:
Der Vater meines Mannes starb, als er zwischen anderthalb und 2 Jahre alt war.
Seine Mutter cancelte daraufhin jedweden Kontakt zu der (Ursprungs-) Familie, respektive den Geschwistern des Vaters meines Mannes.
37 Jahre später lese ich in der Zeitung eine Todesanzeige mit unserem Familiennamen (nicht so häufig) und spreche meinen Mann darauf an, ob ihm die Namen etwas sagen würden. Es stellte sich heraus, daß eine Tante väterlicherseits meines Mannes verstorben war.
Mein Mann, der diese Familie schon lange kennenlernen wollte, nahm also diesen traurigen Grund zum Anlaß, "diese Leute" auf der Beerdigung zu sehen. In dem Moment ging es einzig und allein darum, zu sehen, wer seine Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins und dergleichen sind. Er kannte sie ja nicht.
Nach der Trauerfeier in der Kirche sind wir dann sang- und klanglos verschwunden. Aber es arbeitete in meinem Mann.
4 Wochen später haben wir unsere Kinder eingepackt und sind da nochmals hingefahren. Bewaffnet mit einem Blech Kuchen und haben einfach geklingelt. Mehr wie abweisen konnten sie uns ja schließlich nicht.
Aber ganz im Gegenteil, wir wurden, obwohl wir für die ja auch Fremde waren, sofort hereingebeten. Es wurde Kaffee gekocht und nach und nach kamen sämtliche Familienmitglieder zum Kaffeetrinken und ratschen vorbei. Und die Familie ist verdammt groß! Der Vater meines Mannes hatte 6 Geschwister!
Sie sagten uns, daß sie sich schon dachten, daß mein Mann der Sohn von A. wäre, eine gewisse Ähnlichkeit könnte man nicht abstreiten, und welche unbekannte Person sollte sonst auf einer Beerdigung auftauchen?
Sie zeigten meinem Mann zahlreiche Bilder seines Vaters (er selbst besitzt nur 4 Stück!), erzählten ihm viele Dinge, die er noch nicht wußte. Und sie gaben uns klar zu verstehen, wie lange sie auf diesen Moment gewartet hätten, endlich den Neffen kennenzulernen.
Seitdem fahren wir in regelmäßigen Abständen sonntags zu denen zum Kaffeetrinken und bringen auch immer einen Kuchen mit und freuen uns, die Familie erweitert zu haben. Sie schneien auch regelmäßig bei uns rein, auch mal spontan, wenn sie grad in der Nähe sind. Einfach so. Es ist, als wäre es nie anders gewesen. Und es ist schön! Vor allem, weil unsere Kinder im gleichen Alter sind wie die des Cousins meines Mannes und sich die Zwerge super verstehen!
Mittlerweile - um auf das Thema Zeit zurückzukommen - ist leider eine weitere Tante verstorben. Und auch die anderen Geschwister meines Schwiegervaters sind jenseits der 80. Daher genießen wir, so lange es geht, diese Gemeinschaft.
Und auch wenn von der älteren Generation keiner mehr da sein wird, so haben sich mein Mann und sein Cousin geschworen, den Kontakt aufrecht zu erhalten.
Übrigens stellte sich in Nachhinein heraus, daß sie sich schon oftmals zuvor über den Weg gelaufen waren, weil beide bei der Musikkapelle aktiv sind bzw. waren.
Allerdings wurde mein Mann nie von seiner Mutter darüber aufgeklärt, daß das Verwandtschaft sei, im Gegenteil, der Kontakt wurde vehement vermieden.
Naja, und seit die zu unseren Feierlichkeiten kommen, kommt die Schwiegermutter nicht mehr. Aber das macht nix, mit der verlorenen Familie ist das Feiern eh viel schöner, festlicher, gemütlicher, ...
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