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Sorgen wegen Bornavirus

Sorgen wegen Bornavirus

Enzia

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Hallo zusammen, vorab um gehässigen Kommentaren entgegenzuwirken: JA, ich habe eine Angststörung und meine Behandlung beginnt im September. Neulich war ja das Thema Bornavirus in den Medien und seitdem bin ich super super ängstlich wenn mein Sohn draußen spielt, unterwegs ist etc. zumal wir gestern spazieren waren und er voraus gerannt ist und ich wenn auf dem Feldweg eine tote Spitzmaus gesehen habe und nicht weiß ob er evtl draufgestiegen ist... und schon geht mein Kopfkino los und ich könnte nur noch heulen, möchte alle Klamotten entsorgen weil ich so Angst vor diesem schrecklichen Virus habe. Ich möchte gerne mal von euch wissen, wie ihr das macht und euch in solchen Situationen verhaltet. Ich weiß ja eigentlich, dass das Virus sehr selten ist usw aber ich bekommen einfach Panik. Gleichzeitig will ich aber auch, dass mein Sohn unbeschwert draußen spielen und toben kann. Ich kann ja auch nicht den ganzen Tag 100% überwachen wo er hin tritt und wenn man beispielsweise über eine Wiese läuft sieh Man ja auch nicht alles wo man drüber geht. Bin einfach ratlos, was ich machen soll.  Ich will ihn draußen entdecken und spielen lassen aber will ihn auch bestmöglich schützen, was ich aber nicht kann weil ich is nicht 24/7 daneben stehe und aufpasse 


Monstera

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Antwort auf Beitrag von Enzia

Keiner der hier verbliebenen User wird vermutlich die gleiche psychische Erkrankung wie du haben. Von daher wirst du wohl auf deine Behandlung im September hoffen müssen.


Enzia

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Antwort auf Beitrag von Monstera

Das ist mir klar, ich erhoffe mir eher "Infos" wie "normale" Menschen damit umgehen. trotzdem danke für deine Antwort 


Monstera

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Antwort auf Beitrag von Enzia

Ich kannte diesen Virus nicht mal. Wenn wir nach Hause kommen, ziehen wir unsere Schuhe aus und waschen uns unsere Hände. Dreckige Hosen werden ebenfalls ausgezogen. Das wars. Siehst du, diese Antwort hilft dir nicht, denn dir kann nur durch Fachärzte geholfen werden.


TatsächlichLiebe

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Antwort auf Beitrag von Enzia

Aber das weißt Du doch. Sie machen einfach nichts Besonderes.


Daffy

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Antwort auf Beitrag von Enzia

M. E. ist es nicht das Borna-Virus, sondern allgemein menschliche Angst davor, etwas zu verlieren, was existenziell wichtig ist; bei einer Mutter ist es das Kind. Wenn das Borna-Virus morgen verschwunden wäre, würdest Du etwas anderes finden. Angst ist gut, wenn sie zu weitsichtigem, verantwortungsvollem Handeln führt; wenn sie aus dem Ruder läuft, wird sie lebensfeindlich, auch weil man durch die Fixierung auf die aktuelle Angst andere Gefahren nicht mehr wahrnimmt.  Ich weiß nicht, ob das bei Dir funktioniert, aber mein Tip wäre, die Angst anzunehmen, wie einen nicht sehr angenehmen, düster-bedrohlichen kleinen Gnom, der in der Ecke hockt, den man aber nicht loswerden kann. Verbiete Dir, Dich länger mit ihm zu befassen, konzentrier Dich auf andere Dinge, geh raus, rede mit Menschen, leg Dir für nachts ein passendes Hörbuch zurecht. Vielleicht nimmst Du ihn irgendwann kaum noch wahr. Und sieh die positive Seite - Du gehörst wahrscheinlich eher nicht zur Fraktion 'Wird schon gutgehen' (bis es einmal richtig schiefgeht).


JoMiNa

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Die Antwort von Daffy finde ich sehr gut. Ansonsten, ich weiß nicht, ob es dir wirklich hilft, aber da du gefragt hast: Über dieses spezielle Virus denke ich überhaupt nicht nach. Wenn ich eine tote Maus irgendwo draußen sehe, mache ich einen Bogen drum rum und sage es auch den Kindern. Wenn sie trotzdem mit Schuhen reintreten, würde ich es mir anschauen, und falls man etwas sieht, den Schuh vor Ort grob säubern, und im Extremfall zu Hause mit Desinfektionsmittel kurz drüber gehen. Ist mir aber noch nie passiert. Wenn die Kinder draußen spielen, ziehen wir die Schuhe aus, waschen die Hände und das war's. In seltenen Fällen werden die Klamotten umgezogen und ganz normal in die Waschmaschine gesteckt (wenn sichtbar Dreck dran ist, da geht es mir aber eher um Sauberkeit im Haus und weniger um gefährliche Keime.) Meine Kinder dürfen aber auch draußen beim Spielen mit den "Draußen"-Händen essen, ohne dass ich sie vorher desinfiziere oder so. Es gibt immer und überall schlimme Dinge, die dem eigenen Kind, deinem Partner, oder dir selbst passieren könnten. Und leider kann man sich einfach nicht gegen alles schützen. Wenn ich etwas von Bekannten erfahre, oder in den Nachrichten höre, das mit nahe geht, versuche ich bewusst, das zur Seite zu schieben und dem Thema in meinen Gedanken keinen Raum zu geben. Ich finde es toll, dass du selbst merkst, dass deine Ängste dich einschränken und dass dein Kind darunter leiden könnte. Und vor allem, dass du das Thema aktiv angehst. Ich drücke die Daumen, dass die Therapie schnell hilft.


Ellert

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Ich vermute dass andere Mütter sich da wenige oder keine Sorgen machen. Man kann alles bekommen und Kinder kann man nicht in Watte packen - Finger Waschen beim Heimkommen, mehr nicht


Lillimax

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Antwort auf Beitrag von Enzia

Huhu, erstmal will ich sagen, dass ich es toll finde, dass du dir helfen lässt! Das ist sehr wichtig, damit du deine Angst nicht auf dein Kind überträgst. Denn das ist wirklich schlecht. Ich habe eine Freundin, die ähnliche Ängste hatte, als ihre Tochter klein war. Die Tochter durfte nicht in ein Getreidefeld laufen, weil da ja Spritzmittel verwendet wurden. Sie durfte nicht über hohe, ungemähte Wiesen laufen, weil dort Zecken mitsamt Borreliose lauerten. Die Mutter hat sie ständig vor Gefahren gewarnt und sie überbehütet. Harmlose Krankheiten wurden überbetont. "Bei uns verlaufen alle Infekte viel, viel schlimmer als bei anderen." (Was nicht stimmte, sondern ihre negative Wahrnehmung war). Das erzählte sie in Hörweite ihrer Tochter, die von klein auf darauf programmiert wurde, dass sie wahnsinnig gefährdet ist und auch das Leben unfassbar gefährlich ist. Das Ergebnis: Die Tochter war als Kind und Jugendliche ständig krank und hatte lange Infekte. Sie entwickelte außerdem bereits mit 12 Jahren gravierende psychosomatische Störungen. Sie landete immer wieder in der Klinik und wurde durchgecheckt, war aber körperlich gesund. Es dauerte sehr lange, bis die Mutter akzeptieren konnte, dass die Störungen psychisch bedingt sind und die Tochter eine Angststörung hat. Inzwischen hat die Tochter auch Panikattacken. Die Tochter ist jetzt Mitte zwanzig und trotz Ausbildung weitgehend berufsunfähig wegen ihrer Ängste und körperlichen Beschwerden, denen keine Krankheit zugrundeliegt (die daher öfters mal wechseln). Sie ist seit Jahren in Psychotherapie. Und jeder im Freundeskreis, der die Mutter kennt, sieht, dass die Angst der Tochter leider hausgemacht ist. Es wäre so wichtig gewesen, die Mutter hätte sich ihrer Angst frühzeitig in einer Therapie gestellt. Das ist natürlich ein besonders gravierender Fall. Aber das kann passieren, wenn man einem Kind täglich unterschwellig vermittelt: Die Welt ist gefährlich. Das Leben ist gefährlich. Dein Leben ist ständig gefährdet. Du kannst jederzeit schlimm krank werden. Bazillen lauern überall und haben es auf dich persönlich abgesehen. Diese Programmierung ist schwer schädlich für ein Kind, es verliert sein Urvertrauen und auch das gesunde Vertrauen in den eigenen Körper. Deshalb ist es so toll, dass du eine Therapie beginnst. Und so wichtig, dass du deine eigene Angst mit dir selbst ausmachst und deinen Sohn damit wirklich in Ruhe lässt. Denn er wird nicht vom Bornavirus bedroht, sondern seine Gesundheit wird durch deine Angst bedroht. Ängste werden leicht von einer an die nächste Generation weitergegeben, und sie sorgen für echte körperliche Störungen oder eine tatsächlich erhöhte Infektanfälligkeit, weil Angst nämlich Dauerstress für den Körper ist. Auch wenn die Therapie noch nicht angefangen hat: Selbst wenn es sehr schwer fällt, lass deinen Sohn spielen, auch und gerade in der Natur. Das ist so wichtig für eine gesunde körperliche und seelische Entwicklung, gell. Ich selbst hatte als Faustregel: Meine Kinder durften alles, was im allerschlimmsten Fall einen gebrochenen Arm verursacht hätte (auf niedrige Baumäste klettern, auf einer Mauer balancieren usw.). Nur was wirklich lebensgefährlich war, habe ich verboten. Und wenn sie mal was wirklich Heikles angefasst hatten (totes Tier), dann habe ich ihnen die Hände kurz desinfiziert. LG