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F. v. Schirach/Feine am 3.1. wer schaut's um 20:15 was? Bin Hin-und-hergerissen

F. v. Schirach/Feine am 3.1. wer schaut's um 20:15 was? Bin Hin-und-hergerissen

knödelchen00

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Ich bin unheimlich neugierig auf das Projekt mit zwei Versionen! Neige dazu den Film aus Sicht des Polizisten (gespielt von Bjarne Mädel) zu sehen.. Allerdings würde ich mich wahrscheinlich viel zu sehr aufregen, denn die Szenen sind sehr emotional und gruselig ich kann mich gut in die Lage des ausflippenden Kommissars denken, der -mit nicht ganz sauberen Methoden- versucht den Aufenthaltsort des entführten Mädchens herauszufinden.... Anderer Sicht des Strafverteidigers (gespielt von Klaus Maria Brandauer) welche mich allerdings auch sehr erzürnt hat....halt Strafverteidiger, welcher abrät etwas zuzugeben... Oder vielleicht diese Version zuerst gucken und dann die des Kommissars (falls das irgendwie wiederholt wird natürlich) Irgendwie sehe den Film ja aus Sicht einer MUTTER, deren Kind entführt wurde Schon die Vorschau weckt unglaubliche, ungeahnte Emotionen in mir! Bin neugierig, aber weiß nicht, ob ich das überhaupt aushalten kann?- finde das Projekt total irre und spannend; zudem bin ich ein großer Fan der beiden Schauspieler... Wie sieht das bei euch aus schaut ihr das und wenn welche Version? https://www.daserste.de/unterhaltung/film/ferdinand-von-schirach-feinde/index.html


cube

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Ich werde es mir ansehen, da ich auch die letzten Film-Projekte bzw. deren Fragestellung hochinteressant fand und idR auch sehr gut gespielt und argumentiert - wie zB "Gott", was vor 2 oder 3? Wochen lief. Auch "Terror" fand ich sehr gut. Was mich oft an Kommentaren zu den Filmen ärgert: das so getan wird, als wenn eine bestimmte Meinung / Rechtssprechung vertreten würde. Genau darum geht es ja aber gar nicht - sondern darum, beide Seiten ihre Argumente vorbringen zu lassen und den Zuschauer selbst zum Nachdenken anzuregen. Denn idR hat man ja eine spontane Meinung/Haltung - und dann bekommt man aber eben auch mal ganz explizit die andere Seite vorgeführt. Oder auch Probleme geschildert, die sich aus der einen oder anderen Richtung der Rechtsprechung ergeben würden. Bei "Gott" fand ich die Argumentationen der Kirchenseite einfach extrem spannend im Sinne von verstehen, worauf eine mir oft total lebensfremde Meinung überhaupt fusst. Also ja - ich bin sozusagen Fan ;-) und werde schauen.


knödelchen00

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Antwort auf Beitrag von cube

Ahhh, die von Dir genannten Filme kenne ich leider nicht. Dachte diese/r Film/e morgen Abend werden erstmalig ausgestrahlt und sind somit einzigartig in dieser Form. Meine Tochter meinte eben, sie würde am liebsten Bjarne sehen. Also regen wir uns gemeinsam bisserl auf und den Anderen mit KMB zeichnen wir auf... Wir sind echt sehr gespannt! Der Gatte allerdings meint, er würde sich sowas nicht anschauen, das wäre Psychoterror


cube

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Bei "Terror" geht es um Terror: Fußballspiel, Terroristen haben ein Passagierflugzeug gekapert und wollen es im mit 64.000 Menschen besetzten Stadion abstürzen lassen. Ein Luftwaffenmajor entscheidet eigenmächtig - entgegen seiner Befehle, dasFlugzeug fliegen zu lassen - es abzuschießen. 360 Menschen tot, aber 64.000 gerettet. Hat er getötet oder gerettet? Durfte er sich dem Befehl überhaupt widersetzen? Der Film schildert die Gerichtsverhandlung - über das Urteil durften die Zuschauer abstimmen und das gewählte Ende wurde dann gezeigt. Bei "Gott" geht es um das brandaktuelle Thema "Sterbehilfe". Ein Mann hat seine Frau an Krebs verloren und möchte nun ebenfalls sterben. Die dazu erforderlichen Medikamente werden ihm aber versagt. Er ist körperlich wie geistig gesund. Wer entscheidet über den Tod - der Mensch selber oder dürfen andere bestimmen, dass jemand nicht friedlich sterben darf sondern - wenn er denn unbedingt sterben will - eine Todesart wählen muss, die evt. sehr schmerzhaft ist etc (wie vor den Zug werfen zB). Hier wird vor dem Ethikrat diskutiert und am Ende stand wieder die Abstimmung der Zuschauer, was sie meinen: sollte er Sterbehilfe in Anspruch nehmen dürfen oder nicht? Es gibt noch weitere Filme, an deren Ende kein Votum steht, sondern die einzelne Fälle erzählen. Dabei aber eben auch darlegen, warum etwas so passiert ist. Wie zB das junge Mädchen, dass ihr Baby alleine zu Hause bekommt und dieses absichtlich sterben lässt - oder doch nicht? War sie nicht einfach nur komplett überfordert und hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte? Schließlich war das Baby aus Vergewaltigung / Kindesmißbrauch entstanden - dem niemand glauben wollte bzw. weggeschaut wurde, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber darf sie deswegen wirklich so traumatisiert sein, dass sie nicht merkt oder verdrängt, das sie überhaupt schwanger ist, das Baby doch lebt und nicht tot geboren wurde? Bei diesen Einzelfällen geht es mehr darum aufzuzeigen, dass es kein schwarz-weiß gibt. Das nichts/niemand so einfach ge- bzw. verurteilt werden kann, wie man zuerst meint. Ich finde alle Fälle hochspannend (moralisch und rechtlich) und jedesmal wieder regen sie mich sehr zum Nachdenken darüber an, wie ich jetzt - nach Kenntnis der Argumente beider Seiten - entscheiden würde, wenn ich müsste, ernsthaft müsste. Das ist dann nämlich plötzlich verdammt schwierig und gar nicht mehr glasklar.


Schru

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

ich nehme an, das ist ja das Spannende daran, beide Sichtweisen zu vergleichen. Ich denke Mal, dass der Fall an die Entführung von Jakob von Metzler angelehnt ist und da hat mich schon die Frage, was darf ein Rechtsstaat (nicht) erlauben und mein tiefstes Verständnis für den ermittelnden Beamten sehr beschäftigt. Aber ich hab "Terror " angesehen und fand es recht langatmig, von daher werde ich mir wohl beide Teile Mal aufnehmen und schauen, ob und wann ich mir die Filme anschaue. LG Schru


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

....wurde Magnus Gäffken wegen Entführung und Mord an Jakob von Wetzlar verurteilt. Trotzdem er bedroht wurde. Das Urteil wurde höchstrichterlich bestätigt. Polarisierendes Thema.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Das Opfer hieß Jakob von Metzler.


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Danke für die Wiederholung


Petra28

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Korrektur, keine Wiederholung. Vermutlich hatte bei dir die Autokorrektur zugeschlagen und aus „Metzler“ „Wetzlar“ gemacht.


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Ach so *facepalm hab ich gar nicht gesehen. Mega culpa. Meine Autokorrektur will aus Gäffken auch immer Gaffen machen


DK-Ursel

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Berlin, ich denke - aber ich habe jetztd enGerichtsfall Metzler nicht mehr so präsent, daß die auch noch andere Beweise hatten als nur ein Geständnis, das unter Folter zustande gekommen ist. Es ist mi Film., wie Oetker hinterher sagt: Nach der Rechtsprechung ist es gerecht - nach dem Gefühl von uns natürlich nicht. Gerade, weil wir emotional aber reagieren, ist es immerhin wichtig, keine persönlich Beteiligten bei Ermittlung und Aburteilung zu haben. Gruß Ursel, DK


Maikäferchen2017

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Guten Morgen, ich muss zugeben, ich kenne keinen der von euch genannten Filme. Auch von dem heute Abend laufenden hab ich noch nichts gehört (Schande auf mein Haupt ), was mich aber ernsthaft interessiert, ist, beim Blick in die Fernsehzeitung: warum läuft dieser Film auf mindestens 8 Kanälen zur selben Zeit????? Wisst ihr das?


cube

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Antwort auf Beitrag von Maikäferchen2017

weil die Vorlage zum Film - die Entführung des Jacob v. Metzler - für eine hitzige Diskussion gesorgt hat. Ein Kind wurde entführt - der Täter ist scheinbar klar, warum sollte es da nicht legitim sein zur Rettung des Kindes auch etwas Gewalt anzuwenden? Die Legitimation von erzwungenen Geständnissen - also die Androhung oder auch Einsatz von Folter - würde aber die Prinzipien unseres Rechtsstaates ad absurdum führen. Einmal erlaubt - wo ist da die Grenze? Ist einmal zuschlagen Folter oder nur ein bisschen einschüchtern? Ähnlich Kindesmißhandlung: ein Klaps ist doch kein Schlagen. Solche Diskussionen darüber, ob "in diesem Fall der Zweck nicht doch die Mittel heiligt" gibt es immer wieder. Weil wir bei emotionaler Involviertheit - hier ein Kind - dazu neigen, unsere Gesetze auch mal beiseite lassen zu wollen. Die gleichen Gesetze, die uns aber im Zweifel auch schützen würden vor zB Folter. Wir haben diese Diskussion eigentlich tagtäglich - der Raser soll gefälligst wegen Morden angeklagt werden, wenn ich aber mal zu schnell fahre, will ich aber nicht wegen versuchten Mordes angeklagt werden weil ich ja schließlich keinen totgefahren habe. Hättest du aber können. Die Querdenker sollten gar nicht demonstrieren dürfen - ich selbst aber schon, weil meine Meinung ja "richtig" ist. Usw. Also eigentlich ein Thema, das jeden interessieren sollte bzw. über das jeder nochmal gut nachdenken sollte, bevor er für andere härtere Maßnahmen fordert als er für sich selbst zulassen wollen würde.


Leena

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Antwort auf Beitrag von cube

Der stellvertretende Polizeipräsident Wolfgang Daschner hatte keine Folter angewendet, sondern angewiesen, "die Anwendung unmittelbaren Zwanges anzudrohen", der Kriminalhauptkommissar drohte Gäfgen wohl mit "Schmerzen". Aber es ist schon die Frage - wo ist die Grenze..? Wenn ich in einem Gespräch auf die möglichen Folgen des Handelns hinweise, ist das schon eine Einschüchterung oder eine Drohung oder einfach nur ein Hinweis auf das, was folgen kann..? Das Dilemma hat man öfter.


knödelchen00

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Antwort auf Beitrag von Maikäferchen2017

....ein ungewöhnliches Spielfilm-Dokumentation-Projekt rund um eine Kindesentführung. Dieselbe Geschichte wird in zwei Spielfilmen ausgestrahlt. Der erste Teil "Ferdinand von Schirach: Feinde – Gegen die Zeit" läuft um 20.15 Uhr und wird aus der Perspektive des Ermittlers, Kommissar Peter Nadler (gespielt von Bjarne Mädel) erzählt. Im Anschluss daran folgt die begleitende 30-minütige Reportage "Ferdinand von Schirach: Feinde – Recht oder Gerechtigkeit?" und nach den "Tagesthemen" dann der zweite Film "Ferdinand von Schirach: Feinde – Das Geständnis", der aus der Perspektive des Strafverteidigers, Konrad Biegler (Klaus Maria Brandauer), erzählt wird. _____________________________________________________________ ALSO: Um 20.15 auf dem Hauptsender ARD die Sicht des Polizisten Im Programm von WDR, NDR, BR, SWR/SR, HR, MDR und RBB wird paralell laufend "Das Geständnis" gezeigt.


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von cube

Ich habe mal eine Vertiefungsveranstaltung zu dem Thema besucht. Eben aus Anlass des Falles v. Metzler. Die Frage war: was darf der Staat erlauben im Rahmen der Strafverfolgung? Unter welchen Umständen ist Folter erlaubt? Ergebnis: der Staat darf nie, unter keinen Umständen, Folter legitimieren. Mag der Einzelfall aus persönlicher Sicht verständlich sein. Aber der Staat darf sowas niemals zulassen. Wirklich nie. Genau aus den von Dir aufgeführten Gründen.


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Leena

Daschner ist noch weiter gegangen: Er hat geschildert, dass schon Experten auf dem Weg sind, dass Gäffken "die schlimmsten Schmerzen" haben wird etc. pp.. Auch sowas ist Folter, psychische Folter. Daschner ging in diesem Moment davon aus, dass Jakob von Metzler noch lebt. Was ich extrem couragiert finde: er hat nie versucht, zu vertuschen, was er getan hat (also Daschner, Gäffken ist ein schwer gestörtes Individuum). Und aaserste Mal wurde ganz konkret verhandelt, welche Auswirkungen diese Art der Folter hat. Schlussendlich hat der europäische Gerichtshof Deutschland attestiert, mit diesem Fall sehr gut umgegangen zu sein und den Vorfall korrekt zu werten.


Maikäferchen2017

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Vielen Dank! Ihr habt mich neugierig gemacht, werde da gleich wohl mal reinschauen.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Und, wie fandet ihr's so? Ich habe mir erst die "Polizisten-Version" angesehen, dann die des Strafverteidigers, wobei ich mir den Prozess größtenteils nicht noch mal angesehen habe. Weil ich niemanden spoilern will (ist ja noch in der Mediathek), schreibe ich erst mal nicht, wie ich es fand.


Hashty

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Ich fands enttäuschend. Vor allem die zweite Version. Da hätte ich mir doch mehr Inhalt zum Thema gewünscht. Oder auch seine eigenen Gefühle zur Thematik (die des Anwalts). Die Zerrissenheit zum Thema wurde nicht wirklich hervorgebracht. Das Urteil war natürlich auch etwas seltsam. Für mich nicht nachvollziehbar. Denn, dass er was damit zu tun hatte, war ja offensichtlich. Zumindest dem hätte man nachgehen müssen. Aber ich bin keine Juristin und kenn mich in der deutschen Rechtsprechung überhaupt nicht aus. Meine Haltung zum Thema Folter: natürlich darf nie und unter gar keinen Umständen Folter legitimiert werden. Wobei ich in diesem Fall wahrscheinlich ähnlich wie der Kommissar gehandelt hätte. Aber dann müsste ich selbstverständlich mit den Konsequenzen leben. Und meine Gedanken zur Realität: man erfährt ja doch immer wieder von Folterungen durch Polizisten. Oftmals nicht um etwas zu erfahren, sondern um zu quälen. Was passiert eigentlich mit diesen Polizisten? Erfährt man das dann irgendwie?


DK-Ursel

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Antwort auf Beitrag von Hashty

Hej allesammen! Gut, daß hier noch dazu geschrieben wird, ich hatte erstmal abgewartet. ich fand jetzt für einen so hochgepriesenen Schierach nicht viel Neues im Vergleich zu einem Film, den ich schon mal mit direkterem Bezug zum echten Fall gesehen hatte. Jedenfalls nach meiner Erinnerung. Und für mch hätte der Film auch nach der ersten Folge fertig sen können. Ich glaube,den Polizistenkonflikt können wir alle doch deutlich leichter nachvollziehen - den haben wir gerade auch als Eltern natürilch auch in unserer Brust., Und doch unterschreibe ich die Argumente und Fragestellung des Anwalts, weil wir ansonsten und sei es ANFANGS auch nur einen Spalt breit - der Folter und den Unrechtmäßigkeiten Tür und Tor öffnen. Das geht in einem Rechtsstaat nicht. Und das Bittere ist eben, daß es dann auch Grenzen gibt,die Leben kosten, die ungerecht erscheinen. Keine frage,was ich mir als Mutter in so einem Fall wünsche. Aber als Mutter eines Verdächtigen, gegen den - wie im Film - nicht mal Beweise vorliegen: Was wünsche ich mir da? (Auch diese Seite darf man doch nicht auße Aacht lassen!) Rechtsicherheit ist ein hohes Gut, wer das unterschätzt, redet Diktatur fast schon schön. Und genau darum ist es ja auch wichtig, aß persönlich Involvierte in kenem Zug der Ermittlung und Urteilsfindung beteiligt sind . Daß auch Unbeteilgte wie der Polizist, aber auch Richter, an ihre Grenzen stoßen, ist ein Risiko und ein Konflikt, das ein Rechtsstaat eingehen muß. Ich weiß es nicht, ich bin mit den Fakten nicht so vertraut, aber kann es nicht sein, daß der Täter der Wirklichkeit, der Mörder des kleinen Jakob, damals verurteilt wurde, weil im Gegensatz zum Film durchaus andere Beweise (und auch Beweise und nicht nur Indizien) als nur das Geständnis vorlagen? Das war im Film ja das Manko, daß das einzige, was ihn überführte, das auf unrechtmäßige Weise erpreßte Geständnis war. Gruß Ursel, DK


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Hashty

Mir ging es so wie dir, ich war von der Umsetzung enttäuscht. Es wurde ja schon recht lange Werbung dafür gemacht und das Ganze als "TV-Event" gepriesen. Deshalb hatte ich vor allem mehr "echtes Konfliktpotenzial" erhofft. So wie das verfilmt war, war die Sachlage eigentlich klar, und es gab gar kein echtes Dilemma. Ich fand sowohl Mädel als auch Brandauer in den Rollen toll, die eigentliche Schwäche lag für mich im Drehbuch: Weil der Prozessteil so lang war und das Verhör des Verdächtigen so extrem zu kurz kam, war für mich weder nachvollziehbar, woher die Selbstsicherheit des Polizisten kam, dass der Mann der Täter war (das wurde einem mehr oder weniger so "serviert", fand ich), noch war mir klar, woher der Polizist seine Einschätzung nahm, dass man den Mann nur mit Folter zum Geständnis bringen könne. Da haben einfach ein paar Zwischenschritte in der Handlung gefehlt, und der Verdächtige ist dadurch für mich auch gar nicht so richtig in die Rolle des "eiskalten Psychopathen" gerutscht, weil ich so überrumpelt von den Schlussfolgerungen des Kommissars war. Der Täter hat mir bei dem Übergriff des Polizisten dementsprechend auch leidgetan, obwohl ich natürlich auch Mutter bin und deshalb eher emotionalen Zugang zu der Seite der Eltern des entführten Mädchens habe. Mir war das irgendwie zu grobgestrickt, um eine echte eigene Reflexion auszulösen, auch wenn die Erinnerung daran, dass die Wahrung der Würde des Menschen durch die Gerichtsbarkeit über allem steht, natürlich grundsätzlich wichtig ist. Aber für diese Erkenntnis hätte ich nicht so einen langen Fernsehabend gebraucht.


DK-Ursel

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Hej nochmal! Ich habe von Schierach noch nichts gelesen oder gar auf der Bühne (und auch im TV) gesehen, obwohl ich irgendwann las, er sei derzeit der meistgespielte deutsche Autor auf deutschsprachigen Bühnen. Aberwenn er qualitativ derart hoch steht, fehlte in der Tat etwas Innovoation. Ohne diese Vorkenntnisse und den Nachsatz irgendwann gestern, daß es auch in Ordnung sei zu meinen, der Polizist/die Eltern - soll ich schreiben, die öffentliche Meinung/Otto Normalverbraucher? - seien im Recht, ohne alle dies könnte ich glatt AUCH vermuten, daß es beabsichtigt ist, zwar den Konflikt des Polizisten anzutipsen, jedoch dem Verteidiger weitaus mehr Raum zugeben. Ic unterschreibe alles, was der Verteidiger fragt, anführte, schlußfolgerte, alles. (Auch wenn ich als Mutter n so einem Fall vermutlich den Polizisten anbetteln würde, alles, wirklich alles für mein Kind zu tun.) Und das fiel ja auch nicht schwer - er führte brilliant dorthin, wohin er woltle - und der Polizist endete dann ja auch deutlich in dem Dilemma: Ja, was tue ich dann?,wenn ich keine Antwort bekomme... Nach der Definition, die wir im Deutschunterricht von Tragödie bekamen, steht er eben indem unlösbaren Konflikt: Egal was ich mache - ich mache es falsch, ich begehe einen Fehler. Und der wurde beinahe mehr durch das Verhör als durch den Polizisten selbstd seutlich. Für ich wirkte es dann bald so, als solle auchd er emotionalste Zuschauer dahingeführt werden, doch zumindest objektiv zu sagen: Ja, natürlich muß das Recht überdem persönlichen Eigenschicksal stehen. Das war mir ein bißchen u einseitig und durchsichtig - falls es denn so beabsichtigt war. Wenn nicht, dann war es aber auch durch diese eher einseitige Betonung schlecht gemacht, weil ich zu dem (Trug-)Schluß hingeführt wurde, man wolle diese gängige Art der Rechtsauffassung verteidigen, erklären, den Zuschauer dorthin "manipulieren". Vielleicht irre ich mich da aber auch. Naja, verlorene Zeit war es nicht, es war für mich auch ganz nett, Brandauer mal wiederzusehen nach lang Zeit, den ich im Mephisto vor langer Zeit bewundert habe, wenn man das mal so nennen will (gut fand klingt auch wieder so platt). Aber wieso das alles auf diversen Dritten auch noch zeitgleich kam, verstehe ich auch nicht so ganz - hat ein bißchen was von der Diskussion überd ie Silvestertanzparties, zu denen der (unmündige) TV-Zuschauer schier gezwungen wird... aber das ist en anderes Thema. Gruß Ursel, DK


knödelchen00

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Uuuiii, das war ein ungewöhnlich langer TV Abend. Bei mir klopft halt das Herz einer Mutter - also prozentual gehöre ich eben zu denen, die den Freispruch nun eher ungerecht fanden. Folter ist eben nicht zugelassen, was natürlich richtig ist.. Aber Nadler ahnte, dass er Kelz nur so kriegen würde. Eijeijei - Das Thema ist wirklich schwierig. Alle wussten: Kelz war der "Täter" (oder hätte zumindest Beteiligter sein müssen, da er Details wusste) und dann drehte der Rechtsanwalt im Kreuzverhör alles um und machte den Polizisten quasi zum Täter.... FRAGE: Hätte Nadler überhaupt weiter aussagen müssen/ dürfen, da er sich ja selbst belastet hat? Ich hätte mir jedenfalls gewünscht und war am fiebern: "Nadler halt die Klappe, sag nix!" Jedenfalls würde es nach diesem Freispruch ja wohl keine weitere Anklage mehr geben können Abschließend hätte ich mir noch einen Spruch vom Verteidiger zu Kelz gewünscht... Irgendwie fehlte mir da was... ___________________________________________________________ Am Rande bemerkt im Abspann stand nicht Bjarne Mädel, sondern ich glaube Maisel! Ist Euch das aufgefallen?


Tai

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Laut meiner Fernsehzeitung heißt der Schauspieler des Bruders Bjarne Meisel oder Maisel. Also zufällig zweimal der gleiche seltene Vorname.


DK-Ursel

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Antwort auf Beitrag von knödelchen00

Alle wussten: Kelz war der "Täter" (oder hätte zumindest Beteiligter sein müssen, da er Details wusste)" Naja, im Film zumindest "wußte" niemand VOR dem unrechtmäßigen Foltergeständnis jemand, daß er der Täter oder auch nur an der Tat beteiligt war. Es gab Indizien, aber in der Tat -- die waren nicht sehr aussagestark. Daraufhin jemanden zu verurteilen fiele mir auch schwer. Und da´ein Polizist oder auch Richter da nach seiner Erfahrung und dem Bauchgefühl entscheidet, ist steht ja hoffentlich gar nicht zur Diskussion. Andersherum darf übrigens ja auch nichts verwendet werden, was z.B. bei einer unrechtmäßigen Hausdurchsuchung gefunden wird. Und die wird eben auch erst genehmigt, wenn die Verdachtsmomente stark genug sind - die Entscheidet zum Glück kein Polizist, sondern ein unabhängiger Richter. Wie oft hätte man sonst mal ebenso die Polizei in der Wohnung, um diese zu durchsuchen? All das gehört zur Rechtssicherheit, und auf die lege ich wert als Bürger - also muß ich auch mindestens tolerieren, daß wirkliche Kriminelle sie ebenso genießen. geteiltes Recht, Vorzugsrecht- das alles geht eben nicht. Gruß Ursel, DK