Mitglied inaktiv
Hallo! Ich finde das Thema, das aus einem Thread unten entstanden ist, hochholenswert. Es ging v.a. um Omas und Enkelernährung. Mein Vater ist als Kind aus Ostpreußen geflohen, fast erfroren und verhungert und war sehr lange sehr, sehr arm. Er hat keinerlei Probleme damit, Essen zu entsorgen, das nicht mehr frisch ist, oder den Kindern (weil es sie wirklich freut) Obst statt Süßkram mitzubringen. Was er gerne (und heimlich) macht, ist Werthers Echte verteilen - nun gut, das macht allen Spaß, an so einem Ding lutscht man ewig und heimlich geht nicht, weil ich in den Kinderhosen die Papierchen finde oder mitwasche ;-) Meine Oma väterlicherseits meinte zwar, ich könne ihren Urenkeln ab der 6. Woche Königsberger Klopse geben, aber sie hat nicht erwartet, dass ich mich danach richte. Der älteste Bruder meiner Mutter war in Russland in Gefangenschaft und kann nichtmal eine Käserinde wegwerfen. Er würde aber nie von anderen verlangen, Käserinde zu essen. Meine Schwiegermutter durfte meinen Kindern kaum was geben, weil da (auch durch beginnende Demenz) die Eßbarkeit nicht garantiert war. Das geht aber auch ohne Hasskappe. (Allerdings hätte ich meine SchwiMu auch nicht gepflegt, ich hätte es weder gekonnt noch gewollt noch getan. Dann wäre vielleicht Hass aufgekommen und diese brodelnde Wut halte ich für sehr schlimm, für viel schlimmer als Pflege Professionellen zu überlassen.) Zum Kriegs-Essverhalten: Schaut mal bei euch, wie viele essen zuerst das vom Teller, das sie nicht so mögen und lassen das Leckerste bis zum Schluß liegen? Das ist generationenübergreifendes Verhalten, das auf solche Nöte zurückgeht. Lg Fredda
Mein Vater ist Jahrgang 38, hat die Flucht aus Lettland als Kind miterlebt. Meine Mutter als Baby die Flucht aus Schlesien. Beide gehen mit Essen ganz normal um. Die Schwiegereltern ebenso. Was bei uns auffällt ist, dass die beiden Opas quasi von Anfang an immer gefragt haben, wann die Maus denn das erste Schnitzelchen/die erste Boulette futtern darf ;-) Beide Großeltern halten sich aber an das, was wir vorgeben/für richtig halten, wobei auch uns klar ist, dass es bei denen ruhig auch mal ein Stück Schokolade oder Kuchen mehr sein darf. Alles in Maßen - da sind wir uns Gott sei Dank alle einig.
ich würde NIE auf die idee kommen das leckerste bis zum schluß auf dem teller zu lassen. was wenn ich an irgendwas nicht so favorisiertem ersticke, dann geht das leckerste womöglich unangetastet zurück... nee. zum thema kriegsgeneratioN; ich kenn solche und solche. eine die wie fiametta schrieb, die butterpakete HORTET (sogar im gefrierfach) - ich höre sie schon im geiste "die guuuuuuuuuuuuuuuude budda!" sagen... kreisch! aber auch andere, die ganz normalen umgang haben mit essen. und im übrigen ist eins meiner ABSOLUTEN lieblingsessen bis heute die brotsuppe die meine oma (kriegskind, geboren 1934) immernoch kocht. brot, bissi brühe (oder wasser und maggi - sonst ein graus...) und milch und kräuter. genaues rezept kenne ich gar nicht - was mich erinnert, ich sollte lieber ab und an mal bei oma vorbeischauen und mir noch einige kniffe zeigen lassen... plätzchen, semmelknödel, apfelmaultaschen... wahnsinn. ich hab keine ahnung WIE sie ihre sachen immer zaubert.
nachtrag hatte ich vergessen: meine schwiegermutter ist jg 44, auf der flucht (tatsächlich AUF der flucht, im zug) geboren und versagt sich jeglichen genuss. sie hatte als kind immer das gefühl nur eine belastung, ein zusätzlich zu stopfendes maul zu sein. schlimm. sie ist und isst immernoch so, wie ein spatz. wie es zu den 90plus kilos kommt, mir ein rätsel.
dieses extremhortende und nicht wegschmeissende beispiel kenne ich noch von meinen urgrosseltern, die waren allerdings jahrgang 1900 und 1901. die haben 2 weltkriege mitgemacht und da kam nichts!! weg und es wurde selbst verdorbenes noch gegessen. bei meiner letzten oma, die dieses jahr verstarb, kam dieses hortungsverhalten erst beim ausräumen ihres hauses zum vorschein. bei lebensmitteln war es nicht so schlimm, da wurde nur alles konsequent aufgegessen, selbst wenn sie kurz vorm platzen waren, damit ja nichts weggeworfen wurde. ansonsten hat sie jeden knopf, jeden faden, einfach alles was man ev. noch gebrauchen könnte aufgehoben. sogar selbst geschnippeltes *ostergras* während des krieges hat sie aufgehoben. meine eltern sind anfang der 50-ziger geboren und die entsprechen in keinster weise dem grosselternklischee, die die enkel masslos vollstopfen , auch meine schwiegermutter ist nicht so.
Meine Eltern und Schwiegereltern Jahrgang 1934/1938/1939/1946. Inwieweit sie traumatisiert sind. Oder unter dem Erlebten leiden zeigt sich in Erzählungen. Bei meinen Schwiegereltern geht Liebe extrem durch den Magen. Etwas gutes kochen, sich etwas gutes gönnen. Mit Nachtisch und Kuchen. Sie kaufen sehr wenig Nahrungsmittel um nichts wegschmeißen zu müssen. Sie reagieren mit Unverständnis bis Entsetzen, wenn jemand Essen entsorgt.
Meine Eltern und Schwieeltern sind alle zwischen 1942 und 1948.. alle haben ein ganz normales Essverhalten, horten nicht, stopfen unsere Kinder´nicht mit Süßigkeiten voll.. meine Großeltern (1921 und1919 - beide aus Schlesien) waren da anders.. mein Oma konnte aus den letzten Resten noch was herliches zaubern.. weggeworfen wurde auch nur, wenn´s nicht anders ging.. gehortet wurde auch.. aber keine Lebensmittel oder so.. nur alles andere.. Süßigkeiten gab es fast gar nicht für uns (was mich als Kind aber nicht sonderlich gesöhrt hat).. von meine Urgroßeltern (1890und1895 , mußten nicht flüchten, aber 2 Weltkriege mitgemacht) - Vaters Seite - war das anders.. bei denen gab es Süßes, da wurde auch mal was weggetan, und wir Kinder mußten nicht die Teller leeressen, wenn wir keinen Hunger mehr hatten..
Meine Eltern waren Jg. 21 und 31. Ich erinnere mich nicht, dass sie irgendwelche zwanghaften Essens/Fütterverhalten hatten. Alles gaaaanz normal und zeitgeistig. "Horten" mit Einweckgläsern etwa war nicht zwanghaft, sondern begründet gängig. Ich versteh jetzt aber nicht, worums geht...
Hallo, meine Eltern sind beide Jahrgang 37, also Kriegskinder. Der Umgang mit Essen ist relativ normal, mit einigen Besonderheiten: Was auffällt, ist die Fleischlastigkeit. Beide sollten eigentlich aus gesundheitlichen Gründen weitgehend auf Fleisch, Wurst etc. verzichten, tun es aber nicht. Wenn dann gejammert wird und man etwas in dieser Richtung anmerkt, wird es verharmlost. "Ach, wir essen doch KAUM Fleisch, Wurst, etc." Aber jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn meine Mutter hier ist oder wir telefonieren, erzählt sei mir von Einkäufen wie Rouladen, Gulasch, Steak, etc. etc. Das andere "Problem" ist, dass man, wenn man bei meinen Eltern zum Essen eingeladen ist, zum Essen genötigt wird. Das missfällt meinem Mann so, dass er kaum noch hingehen mag. Man kann es 100 Mal sagen, es bleibt so. Ich glaube, beides ist ziemlich typisch für die Generation. lg Anja
Hihi, das geht meinem Mann bei meinen Eltern genauso! "Nun nimm doch noch was, du hast ja kaum was gegessen! Darf es noch was hiervon sein, oder vielleicht davon? Bist du wirklich schon satt? Wir hätten dann auch noch.... oder willst du lieber...." Da würde meiner dann und wann auch am liebsten weglaufen
ja, das ist bei meiner mutter ganz extrem. wenn wir dort zum essen eingeladen sind, was gott sei dank nicht oft vorkommt, dann heißt es auch immer: Nimm dir doch noch fleisch, du hast ja kaum gegessen, hast du keinen hunger? gehts dir nicht gut? schmeckts etwa nicht? jetzt nimm doch noch." arglllllllllllllllllll
Meine Omas kaufen sich einfach nichts, die können nichts verteilen wenn wir zu Besuch kommen. Meine Lieblingsoma steht auf Flips, die bringt ihr meine Schwester oft mit und diese angebrochene Tüte teilt sie auch mit meinen Kindern wenn wir vorbei kommen. :-))) Sie ist aber nicht gezeigt, verteilt großzügig Geld an ihre 4 Kinder. Meine Mama kauft mit ihrem Geld und ihrem Auftrag auch die Milkaschokoladen die jeder Enkel zusammen mit 20 EUR zum Geburtstag bekommt. (Oma meint sie kennt sich nicht aus) Meine Eltern (in den 50gern geboren, aber in Russland) sind ohne Süßigkeiten aufgewachsen. Zu Weihnachten gab es bei meiner Mama welchen, bei meinem Vater nie (11 Geschwister), aber sie haben zu Weihnachten jeder ein Stück Zucker bekommen. Wir sind auch sehr Süßigkeiten arm aufgewachsen, in den 80gern gab es sie bei uns im Dorf (Russland) ebenfalls nicht und später mussten meine Eltern sparen um sich hier ein Leben aufzubauen. 1 Aldischokolade pro Woche die ich mit meinen 2 Geschwistern teilen musste. Bei uns gab es Jahre lang nur Toast und Kochschinken zum Abendbrot bis Ende der 90ger, weil meine Eltern emsig gespart haben. Jetzt (meine Eltern haben innerhalb von 10 Jahren sparen ihr Haus abbezahlt) jetzt steht bei meinen Eltern IMMER eine riesige Glasschüssel mit Süßigkeiten. Sie kaufen gerne russiche Bonbons die sie sich all die Jahre nicht leisten konnten. Mein Vater schmiert Mascarpone auf sein Brot, weil er verzückt darüber ist, dass er sich sowas leckeres leisten kann. Sie würden im Leben nicht Margarine essen, weil es doch Butter gibt die man sich leisten kann. Aber mein Dad, der oft ab 18 Uhr nichts isst um nicht dick zu werden, isst immer zuerst die Reste auf. Er isst zuerst das trockene Brötchen vom Vortag auf, bevor er sich das frische von heute nimmt und obwohl er ahnt, dass ein paar von heute wieder bis morgen bleiben werden. Er guckt immer erst im Kühlschrank nach ob Reste da sind die gegessen werden müssen, bevor er das frisch gekochte Mittagessen isst. Meine Mutter hat jahrlang Öl gesammelt und mehrfach gebraucht um zu spraren. (Gott sei Dank vorbei) Sie kaufen immer noch nur in Billigläden und im Angebot. Die Mascarpone übringens auch fast immer wenn sie reduziert ist wegen MHD fast abgelaufen. Die Kids suchen sich vor der Heimfahrt immer ein paar Süßigkeiten raus bevor wir nach Hause fahren die reichen dann für ein paar Tage zu Hause. Da brauche ich keine kaufen. :-)
beide Großeltern haben den Krieg miterlebt, ein Opa ist mit einem Granatensplitter im Bein von Frankreich bis nach Deutschland GELAUFEN und der andere saß in russischer Gefangenschaft. Meine Oma 2 saß zu der Zeit mit zwei Kindern im Alter von 5 und 1 Jahr daheim. Ich kann mich sehr gut an meine Zeit als kleine Enkelin erinnern - erinnere mich aber weder an ein Horten noch an ein (nicht)Wegschmeißen von Lebensmitteln. Auch wurde ich als Enkel nie übermäßig mit Süßigkeiten überhäuft. Auch kenne ich Sätze wie "das wird aber aufgegessen, früher ... da haben wir... es wurde gegessen, was auf den Tisch kommt..." nicht. Was meine Oma2 allerdings viel und oft und eigentlich ständig gemacht hat, war Einwecken. Aber nicht aus Angst vor Lebensmittelnotstand sondern, weil sie ihren Spaß dran hatte. Auch hatte diese Oma einen Kleingarten (den haben wir jetzt) wo man eigentlich kaum einen Flecken Erde fand, wo kein Apfelbaum oder kein Bohnenstrauch stand. Aber auch das war aus reiner Freude. Ich erinnere mich auch an keine Sekunde, wo der Herd aus war, es wurde immer was gekocht und gebraten und gebacken, mittags wie abends und auch morgens. Ich fand das cool. Wo findet man das heute noch? Meine Eltern sind 50er Baujahr, haben nie in Armut leben müssen, es gab immer genug zu Essen und auch genug Süßes.
oder esse am brot immer zuerst die rinde etc. :D das ist so ne angewohnheit ;) ... oder bearbeite mein fleisch immer bevor ich ess esse.und ich bin 21 jahre hab nie armut etc mitbekommen meine oma ( schon tod ) war auch im kriegzeit und hat auch alles gekocht nie was weggeschmissen ( gut ich hasse es auch was wegzuschmeissen wenn zuviel gekocht wurde ) aber mit dem süßen ich finde, dass oma´s und opa´s egal aus welcher zeit sie kommen sich an die regeln der ELTERN halten müssen und wenn diese es nicht wollen, denn ist das eben so.!!! punkt
achje, was für ein Thema,
ich finde, am heftigsten ist meine Exschwiegermutter,
wenn mein Sohn dort zu Besuch ist, dann wird statt richtigem Essen erstmal was Süßes angeboten, er bekommt auch richtige Einkaufstaschen voll Süßigkeiten mit nachhause, das wird dann aber meistens entsorgt, die Osterhasen im Winter, die Nikoläuse im Sommer... weil er so viel gar nicht mag.
Die hat ihm als Baby(4Monate) sogar schon ohne mein Einverständnis Schwarzwälderkirschtorte gefüttert und als ich das mitbekommen habe und das verboten habe, einen Aufstand gemacht, "sie hat schon im Gegensatz zu mir ein Kind großgezogen". Sie hat seinen Schnuller abgelutscht, trotzdem ich das nicht wollte..., total nervig, heute stehe ich darüber, damals hat mich das aufgeregt.
Ich bin froh, dass ich mit denen heute nichts mehr zu tun habe, ich drücke beide Augen zu, wenn mein Sohn dort im Urlaub ist, bringt ja eh nichts, sollen sie machen, der Alltag ist hier und damit ist überwiegend alles in Ordnung...
Hi, es kommt darauf aun, wo der Krieg miterlebt wurde. Meine Mutter lebte während des Kriegs am Rande einer Großstadt, die allerdings komplett in Schutt und Asche gelegt wurde. Dazu eine totkranke Mutter, die sie - wohlgemerkt als Kind! - versorgte statt umgekehrt. Der große Hunger trat ja nicht wirklich während, sondern direkt nach dem Krieg ein und zu der Zeit war meine Mutter definitiv stark unterernährt. Sie hat uns und sich selbst immer relativ gesund ernährt, liebt bis heute Süßigkeiten, die sie als Kind nicht hatte. Wir mußten den Teller aber nie bis zum Erbrechen aufessen, sondern relativ weit selbst bestimmen, wann Schluss war. Sie selbst ißt jedoch bis heute sehr schnell und alles miteinander, während ich eher der Langsamesser bin, der sich das Beste bis zum Schluss aufspart. Essen wird bei ihr aber bis heute wie in einer Villa mit allem Schnickschnack zelebriert. Mein Vater wurde nach dem Krieg geboren, mußte aber im Internat alles essen, was auf den Tisch kam. Nudeln waren ihm daher ein absoluter Graus, Schokolade lutschte er genüßlich, obwohl er als Erwachsener genug davon hätte essen können. Meine SM konnte grundsätzlich nicht kochen ohne mindestens eine halbe Packung Butter hinzuzugeben. Klar schmeckte das gut, schlug aber auch schnell an. Sie selbst hatte den Krieg auf dem Land erlebt und Hunger nie kennengelernt. Essbares war das Einzige, das sie für andere gemacht hat, d.h. es interessierte sie mitnichten, womit sie anderen eine Freude hätte machen können. Essen war etwas, womit man auch Menschen still halten konnte, denn wer ißt und verdaut, der muckt nicht. Liebe Fredda, Wut in der Pflege entsteht nicht durch die Pflege selbst, sondern durch die Undankbarkeit sowie mangelnde Kooperation und Kritik auch derjenigen, die sich der Verantwortung durch Faulheit entziehen. Das einfache Wörtchen "Danke" oder "Was täte ich ohne Dich" o.ä. öffnen Türen. Wer aber sich selbst für so wertvoll hält, dass ALLES selbstverständlich ist, der provoziert damit zwangsläufig Unmut. Wer das aber nicht selbst über viele Jahre hinweg 24 Stunden am Tag mit sämtlichen Konsequenzen (auch den körperlichen und finanziellen) erlebt hat, der sollte doch soviel Anstand besitzen und sich selbst das urteilen verbieten. Auch ohne die tollen Pflegekräfte, die sehr viel kosten und die für Euch immer das Allheilmittel sind, hat mich das Ganze unbeschreiblich viel Geld gekostet und zwar für Menschen, die weder mich noch meine Leistung für sie respektiert haben und die eigentlich Fremde für mich sind. Im übrigen, und das solltest Du doch professionellerweise wissen (oder doch nicht?), kommt der Zusammenbruch nicht während des Funktionierens, sondern danach, wenn einem bewußt wird, WELCHE Konsequenzen dieses jahrelange Funktionieren hatte und WAS man in diesen Jahren alles verpaßt und verloren hat. Du SOLLTEST eigentlich auch wissen, dass Wut ebenso wie Trauer Teil von Heilungsprozessen sind... Deinen Seitenhieb auf mich hättest Du Dir sparen oder mir eine PN schreiben können. LG Fiammetta
Das war keinesfalls als Seitenhieb gemeint. Nächstesmal gerne PN, aber gerade deine Aussagen sind für so viele hier interessant. Ich hätte übrigens meinen Zusammenbruch mit meiner SchwiMu nach 3 Wochen bekommen und nicht erst nach ihrem Tod, ich bewundere deine Leistung! Für dich fände ich es schön, wenn du das Thema ohne Wut sehen könntest. Also: War kein Seitenhieb, ok?
ein systemische Ansatz meiner ehemaligen Dozenten: Ein Krieg bleibt sieben Generationen im Verhalten (klar schwächt sich das ab, immer ein Stückchen, aber ich habe noch viele Menschen aus meiner Familie, die den Krieg überlebt haben, kennen gelernt)
Hi, ob das tatsächlich sieben Generationen sind lassen wir `mal offen, aber es ist klar, was er sagen wollte. Es ist jedoch nachweisbar, dass sogar unsere Generation, die im Frieden aufgewachsen ist, aufgrund der lebhaften und emotionalen Erzählungen unserer Eltern und Großeltern in bestimmten Situationen Verhaltensweisen zeigen, die sie nicht durch eigenes Erleben erlernt haben. Beispiel: Irgendwo heult eine Sirene laut und ein Vertreter unserer Generation bekommt einen panischen Blick uns beginnt zu zittern. LG Fiammetta
wie konnte man das mit den 7 Generationen herausfinden? wo es doch alle naselang Krieg gibt
Hi, sieben Generationen ist ja nur ein Bild wie z.B. die sieben Plagen, die sieben fetten Jahre etc. Gemeint damit ist, dass bestimmte Geschichten ebenso wie die daraus resultierenden Verhaltensweisen von einer Generation zur nächsten weitertradiert werden bis sie, bedingt durch die zeitliche Distanz, anfangen, sich selbst aufzulösen. Abgesehen davon erzählt die Urgroßmutter, was sie als Erwachsene im Krieg erlebt hat, füllt damit auch Erinnerungslücken der Oma, die damals noch ein Kind war (ist nachweisbar), die ihre Geschichten wiederum den eigenen Kindern sowie den Enkelkindern erzählt - schon hast Du vier Generationen. Auch die Enkelkinder geben Teile dieser Geschichten an ihre Kinder weiter - 5. Generation. Usw. LG Fiammetta
Jupp, so ist es, ich denke aber mit selbstreflexion kann man da die Dinge auch verkürzen, nur muss man dazu reflektieren können. Das Thema Essen ist ja das Paradebeispiel (wurde ja hinlänglich diskutiert). 5 Generationen im Blick zu haben ist ziemlich leicht (Oma, Mutter, ich, Tochter, Enkel), beeinflusst werden "wir" immer.
meine mutter mag keine margarine... sie hatten nach dem krieg nix anderes und butter war unerschwinglich. sie ekelt sich regelrecht vor margarine. dann hat meine mutter einen tick.. oder sagen wir mal, einen großen fehler. sie stellt joghurts, kindermilchschnitte, fruchtzwerge nie in den kühlschrank. ich weiß nicht warum, habe es ihr schon mehrere male gesagt, daß man das kühlen muss, sie rafft es nicht. wenn ich mit den kindern dann dort bin, bringt sie besagte dinge, teilweise schon abgelaufen und ungekühlt. bei den joghurts wölbt sich der deckel bedrohlich und klar verweige ich meinen kindern diese dinge. meine mutter versteht das nie und meint, ich bin undankbar. schwiegermutter kocht sehr viel mit sahne, also üppige dinge. da gibts keinen sonntagbraten ohne dicke sahnesoße. als ich sie mal fragte, wieso sie das tut, meinte sie nur, nach dem krieg hatten sie sowas nicht. als müßte sie das jetzt alles nachholen. dementsprechend nimmt sich auch zu. meine oma war geburtsjahr 1900. sie hat lebensmittel gehortet. nein, nix verderbliches, eher konserven, tütensuppen usw. sie hatte immer angst, irgendwann gibt es nichts mehr zu kaufen und dann sind wir froh, wenn sie einiges gesammelt hat. das ist schon interessant, wenn man mal drüber nachdenkt
...ich glaube, meine Mutter - obwohl eher am Ende des Krieges geboren - ist ein ziemlich klassisches Beispiel für die Generation der Kriegskinder. Sie isst grundsätzlich immer alles auf, Essen wegschmeißen geht, lieber verrenkt sie sich den Magen. Wenn Sachen sehr verschimmelt sind, wird eben die oberste Kruste weggeschnitten und der Rest aufgegessen, und wenn der Joghurt nur ein bisschen schimmlig ist, wird das halt untergerührt. Sie hortet immer Mengen, d.h. sie hat teilweise noch Weihnachtskekse von vor 2 Jahren, sie kauft Sachen, die sie mag, in riesigen Mengen (z.B. 4 große Kartons mit jeweils 20 Packungen Spekulatius), und davon zehrt sie dann über Monate. Ebenso kauft sie ihr Lieblingspflaumenmus palettenweise - es könnte ja sein, dass man genau die Sorte irgendwann nicht mehr nachbekommt. Und ranzige Butter im Kühlschrank ist zum Backen immer noch gut genug. Immerhin, das alte Kommissbrot ihres damaligen Freundes durften wir nach 40 Jahren doch wegschmeißen - aber das lag offenbar daran, dass sie nicht an ihn erinnert werden wollte, denn das Brot an sich war ja noch gut, das hätte man doch noch essen können... Allerdings hortet sie auch andere Dinge - sie kann grundsätzlich nichts wegschmeißen. Die Generation vor ihr ist mittlerweile komplett gestorben, jedes Mal hat meine Mutter die Wohnung ausgeräumt - und kartonweise das alte Zeug gesammelt und gehortet. Die Wohnung, der Dachboden und der Keller meiner Eltern wächst langsam zu, alles ist vollgestopft von irgendwelchem alten Gerümpel, dass man längst nicht mehr brauchen kann, aber meine Mutter ist überzeugt, vielleicht könnte man ja doch noch etwas davon benutzen, und dann hätte man das gute Zeugs weggeschmissen. Besonders arg war mir, als meine Mutter die Corega-Tabs (o.ä.) meiner Großmutter nach deren Tod aufgehoben hat, obwohl weder sie noch mein Vater Bedarf für Ersatzzahn-Pflege haben. Aber die Dinger waren ja noch 10 Jahre haltbar, und es könnte doch sein, dass man in 10 Jahren doch ein Gebiss haben würde... mittlerweile sind die 10 Jahre übrigens rum, aber weggeschmissen wird trotzdem nichts, so schnell werden die Dinger schließlich auch nicht schlecht... Weggeworfen wird halt nichts, was nicht mehr hält, wird repariert, und wie es dann aussieht, ist meiner Mutter absolut egal - sie sieht es nicht. Auch in, äh, körperlicher Beziehung ist meine Mutter sehr eigen, im Grunde lehnt sie geschlechtliche Körperlichkeiten grundsätzlich ab und findet sie unpassend. Meine Schwester ist der Meinung, das läge daran, dass sie als kleines Kind mehrfach bei Vergewaltigungen dabei war, auch öfter mitbekommen hat, wie ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wurde... Bei all dem spielt sicherlich eine Rolle, dass meine Mutter zwar an den Krieg wenig Erinnerungen hat, aber an die Flucht, und später an das Leben als Flüchtling, mit extrem wenig Geld und dem Gefühl, bei den reichen Verwandten im Westen immer unerwünscht gewesen zu sein, eine unerwünschte Last... Ganz ehrlich - mir ist gerade in letzter Zeit verdammt bewusst geworden, dass mir meine Mutter peinlich ist - das tut mir fürchterlich leid, aber ich kann es nicht ändern. Mit meiner Mutter und ihrer Wohnung und dem ganzen Zeug, das sie hortet, könnte man problemlos ein Tine-Wittler-Spezial bestreiten, und - ja, genau das ist mir peinlich. Wobei ich zugebe, eher zum gegenteiligen Extrem zu tendieren - ich schmeiße oft im Eifer Zeug weg, weil ich auf keinen Fall so leben will wie meine Mutter. Wie gesagt, ich bin ein totaler Mindeshaltbarkeitsdatums-Fetischist, weil ich es als Kind so eklig fand, was meine Mutter noch für essbar erklärte, das ich jetzt schon einem Tag vor dem MHD den Joghurt vorsichtshalber lieber wegschmeißen würde... was irrational ist, das weiß ich schon. ;-) Vieles von dem, was wir tun oder eben nicht tun, ist sicherlich schlicht eine Reaktion auf Aktionen unserer Vorfahren. Ob diese Art kollektiven Gedächtnisses jetzt wirklich 7 Generationen zurückreicht, weiß ich nicht, ich würde sagen, bei mir reicht es - bewusst - eigentlich nur bis zu meinen Urgroßeltern zurück. Andererseits reichte es bei denen ja wohl auch wieder bis zu den Großeltern und Urgroßeltern zurück - und da wären wir dann wirklich schon bei 7 Generationen. *seufz*
hmmmm, bei deiner mutter kam mir jetzt wirklich der begriff "Messi" wir haben auch so ein exemplar in der verwandtschaft. selber im krieg geboren (1944) also bewußt nicht mitbekommen, in den nachkriegsjahren bei bauernd groß geworden als Magd. die dame sammelt auch alles und kann nix wegwerfen. Beispiel: sie hat auf dem dachboden zwei riesen schrankkoffer voller schuhe. als ich sie mal fragte, woher die sind, meinte sie: Die gehörten mir. trag ich nicht mehr, aber man weiß ja nie. wenn schlechte zeiten kommen, ist man froh um jedes paar schuhe !! das selbe mit babykleidung.. sie hat alles von ihrer tochter aufgehoben, konnte nichts weggeben. sie meinte immer, wenn ihre tochter mal ein kind bekommt, kann man das alles wieder gebrauchen. daß es aber altmodisch ist, durfte man nicht sagen. da wurde sie böse. nun hat ihre tochter ein kind, aber von den altmodischen klamotten hat sie nichts benutzt. auch nicht den alten Lackkinderwagen, oder den alten laufstall. nein, sie kaufte alles neu. nun liegt das babyzeug auf dem dachboden und vergammelt. aber wegwerfen??? um himmels willen. wenn schlechte zeiten kommen, ist man froh um jedes kleidungsstück AAAAAAAAAHHHHHHHHH für mich hat das aber mit "schlechte-zeiten" denken nix mehr zu tun, das sind messis.
...oja, Christine, Du hast fürchterlich recht!!!
Was meinst Du, welche Kämpfe ich ausgefochten habe, weil ich mich z.B. geweigert habe, meine Babys in die alte Babywiege zu legen, die meine Mutter doch schließlich auch noch aufgehoben hatte! Dabei war die Wiege nicht nur ausgesprochen scheußlich, sondern hatte auch etliche scharfe Stellen, wo früher die Bespannung eingehängt worden war, und wo man sich schon beim Hinlangen weh getan hat...
Aber ich stell mich halt an, ich habe mich als Kind doch auch nicht an den Stellen verletzt - O-Ton meiner Mutter. *seufz*
Immerhin trägt meine Mutter ihre Schuhe so lange, bis sie buchstäblich auseinander fallen - und wenn ich zufällig dabei bin, stopfe ich sie eigenhändig auf der Straße in den nächsten Mülleimer, nur damit sie die elendigen Dinger nicht doch aufhebt, weil man sie vielleicht doch noch reparieren lassen könnte... *grusel*
Ich find's auch nicht mehr grenzwertig, sondern eindeutig jenseits.
Nur... was macht man da?
Phasenweise rede ich und rede - aber es bringt nichts, höchstens Unfrieden. Phasenweise gebe ich auf - aber irgendwann kommt es mir doch wieder hoch.
Genau diese Umkehrung ist glaube ich aber auch gemeint, wenn gesagt, wird, der Krieg hält generationenübergreifend an. Meine Mutter, Kriegskind, hat immer aus Prinzip den Teller leergessen, immer riesige Mengen, aber lausige Qualität gekocht und z. B. auch nie mal von jemand anderem probiert, wenn wir essen waren, mit der Aussage: "Ich hab ja selbst was". Vor Fleisch hat sie sich richtig geekelt, aber es trotzdem immer gegessen. Generell war ihr Ess- und Kochverhalten total lustlos. Ich bin genau umgekehrt: ich koche gern, probiere gern neue Sachen aus, Qualität ist mir wichtig, ich bin Vegetarierin und hab mich grad im Kindergarten beschwert, weil ich absolut dagegen bin, dass sie dort den Teller leer essen müssen, auch wenn sie satt sind. In bestimmten Dingen bin ich genau das Gegenteil von meiner Mutter, einfach nur, weil ich in diesen Bereichen nicht so sein will wie sie. Da ihr Verhalten aber mit den Kriegserlebnissen zusammenhängt, hat auch mein Verhalten heute damit zu tun. Super interessante Diskussion. Mein Mann liebt Schnee und Skifahren, seine Mutter hat ihn gehasst (Flucht) und hat immer voller Angst den halben Winter vorm wetterbericht gesessen und gehofft, dass es nicht schneien wird. Er ist im Haushalt dreimal so pingelig wie ich, seine Mutter hatte einen Sauberkeitstick, sie hat sich vor jedem Hndehaar, jeder Staubwolke geekelt und jeden Tag die Lichtschalter geputzt. Die komplette Familie meines Mannes, bis hin zu seinen Neffen, hat so ne schicksalsergebene Grundeinstellung, die mich wahnsinnig macht, dass negative Dinge verdängt werden, egal ob es nun Schulden, Eheprobleme oder Zukunftsperspektiven wie ne Ausbildung der Kinder sind.
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