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Britney Spears - wäre das auch in Deutschland möglich?

Britney Spears - wäre das auch in Deutschland möglich?

Zwerg1511

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Klar, gibt es Vormundschaften auch in Deutschland. Aber ich kenne es bisher nur so, dass diese bei Schwerstbehinderung, Demenz oder anderen Fällen greifen, bei denen ein Mensch für sich selbst keine Entscheidungen treffen kann. Die Hürden sind hierfür sehr hoch, wenn man einer evt. Betreuung nicht durch eine Patientenverfügung zugestimmt hat. Oft wird die Betreuung auch nur in Teilbereichen verfügt. Britney Spears hatte mit Sicherheit in der Vergangenheit (und vielleicht auch noch jetzt) , große psychische Probleme, aber sie so komplett unter die Betreuung ihres Vaters zu stellen, finde ich sehr befremdlich. Hat sich mal jemand näher mit dem Fall beschäftigt, mit welcher Begründung bleibt die Betreuung weiterhin bestehen?


Mitglied inaktiv

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Ja, ich habe mich informiert und sie tut mir so leid :(


Pamo

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Eine Betreuung bleibt bestehen, bis sich zeigt, dass der Betreute sich wieder selber kümmern kann. Nur kann der Betreute das nicht zeigen, wenn er 0 Handlungsspielraum hat. Manch ein Berufsbetreuer zieht die Betreuung in die Länge, damit er weiter daran verdienen kann.


Mitglied inaktiv

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Ja, das ist ein Drama. Ich habe letztes Jahr mitbekommen, dass eine Patientin ganz ohne Gepäck akut im Krankenhaus aufgenommen wurde. Nach drei Tagen hatte sie immer noch keine Wäsche usw., weil der Betreuer sich nicht bewegt hat. Das muss doch ein schreckliches Gefühl so abhängig, entmündigt zu sein. Auf mich machte die junge Frau keinen psych. kranken Eindruck, das war sie grundsätzlich bestimmt, aber jetzt war sie nur total verzweifelt. Was muss man anstellen, damit man fremd betreut wird, das dürfte doch höchstens vorübergehend sein, wenn die Leute nicht richtig eingestellt sind oder so. Bei Demenz ohne Angehörige verstehe ich das ja, das sollten dann irgendwelche karitativen Einrichtungen gegen Bezahlung übernehmen. Aber bei ihr war das einer vom Ordnungsamt, netter Nebenverdienst für nichts. Wer überprüft Betreuer? Ich dachte, sowas gibt es nur im Film: Lisbeth Santander


Pamo

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Der Film war großartig. Also, es gibt sehr unterschiedliche Arten von Betreuern und darunter dann wieder verschiedene Typen. Es gibt gute rechtliche und Berufsbetreuer, die sich vernünftig kümmern. Genau wie bei Bevollmächtigten auch. Und umgekehrt gibt es miese und gleichgültige Betreuer - genau wie miese und gleichgültige Bevollmächtigte. Die meisten Berufsbetreuer sind nie oder selten im Pflegeheim. Die verlassen sich dann auf das Heim, um zu erfahren, dass der Betreute neue Klamotten braucht und veranlassen das dann vom Schreibtisch aus. Oder es ist ihnen völlig wumpe und die Alten leben in Kleiderspenden des Heims - auch das gibt es. Und wenn das Sozialamt im Boot ist zwecks Kostendeckung, dann ist eine dritte Person da, die zwar nichts bestimmt, aber die trotzdem schonmal etwas tut, bspw. den bevollmächtigten Sohn anrufen und sagen, dass das Heim nach neuen Klamotten fragt. Solche Faulpelze haben mehr Respekt vor dem Sachbearbeiter als vor einer Pflegerin. Das Schlimmste sind manche Berufsbetreuer, denen der Betreute ganz wurscht ist und auch dessen Vermögen gar nicht vernünftig zusammen gehalten wird, sondern den nur interessiert, dass er nicht in die Sozialhilfe rutscht, damit der Betreuer sich weiterhin selber sein Gehalt vom Konto des Betreuten abbuchen kann und sich nicht mit der Pauschale des Betreuungsgerichts begnügen muss. Das geht dann in Richtung Lisbeth Santander. Der Betreuer muss tatsächlich viel Scheiße bauen, damit er kontrolliert wird. Er muss jedoch einmal jährlich das Budget vor dem Betreuungsgericht vorlegen. Und jeder, der den Eindruck hat, dass die Betreuung schlecht ist, darf das Betreuungsgericht informieren. Einfacher ist es, die städtische Betreuungsstelle zu informieren, die haben einen kürzere Verbindung zum Betreuungsgericht. Sowas wie Frau L. Santander kann ich mir in D nicht vorstellen - aus unterschiedlichen Gründen. Das war stark überzeichnet, auf amerikanische Verhältnisse zugeschnitten, aber sehr, sehr spannend gemacht.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Pamo

Bei Lisbeth Salander spielte die ursprüngliche Geschichte aber in Schweden - sage ich nur der Vollständigkeit halber. Aber das war natürlich ein Romancharakter, wie man ihn hoffentlich in der Realität nie antrifft. Neben betreuungsfaul war er ja auch noch sadistisch und hat sie vergewaltigt.


Pamo

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Ich merke gerade, dass ich da etwas völlig durcheinander geschüttelt habe. Ich meine die fiktive Betreuerin Marla Grayson aus dem Film "I care a lot". Der war sehr spannend gemacht. Die L.S. Geschichte ist etwas völlig anderes...


SHE

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@Lusiana das sollten dann irgendwelche karitativen Einrichtungen gegen Bezahlung übernehmen. Und wer will dann sicherstellen, dass diese sich mit Hausverkauf, SHT Anträgen etc. auskennen. Was tun bei Problemen mit der PK, mit dem Vermieter, mit Gläubigern, bei Drogensucht, Verwahrlosung, Gewalttaten, Unterbringung aufgrund spezieller Störungen. Glaubst Du die karikativen Einrichtungen sind dafür geschult? Weiterhin frage ich mich, wo die Kontrollinstanz bleibt, welche ich beruflich schon des Öfteren benötigt habe. Ob karikativ unbedingt ehrlicher ist mag ich zu bezweifeln, siehe katholische Kirche. Ob jemand einen psychisch kranken Eindruck macht spielt in erster Linie keine Rolle, es gibt Menschen mit Betreuung, sogar mit Einwilligungsvorbehalt, welche nicht mit Geld umgehen können und keine gültigen Rechtsgeschäfte abschließen können, und das sogar zu Recht. Aber egal, es sollte sich passend gekümmert werden, dass Menschen immer gut versorgt werden. Habe aber leider auch oft erlebt, dass auch Angehörige sich nicht so kümmern, wie es sein sollte.


Felica

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Das geht extrem schnell. Immer dann wenn man keine Vorsorge trifft. Ich kenne einen, der war unter Betreuung nachdem es bei einer Operation zu Komplikationen kam und er ins Koma versetzt wurde. Da nicht klar war wie gross die Schäden sein würden, war die Betreuung aber befristet. Wobei die Befristung auch so ihre Komplikationen mit sich brachte. Damit rechnen Banken usw nämlich nicht. Allerdings hat hier die Familie die Betreuung übernommen. In einem anderen Fall war es ein amtlicher. Der hat sich auch nicht wirklich überarbeitet.


cube

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In Deutschland ist es auch nicht einfach, eine einmal eingerichtete Betreuung wieder aufzuheben. bzw das steht und fällt mit den zuständigen Sachbearbeitern, Richtern etc. und wie gut man sich dann eben selbst "verteidigen" kann. In den USA scheint es aber tatsächlich nochmal schwieriger zu sein. Ichglaube, da liegt das komplett nur beim Gericht - und Gerichtsverfahren in den USA sind ja deutlich stärker zu beeinflussen als bei uns durch Anwälte, die eine gute/dramatische Show liefern. Ich finde es jedenfalls echt krass, wie BS da immer wieder als im Grunde nicht zurechnungsfähig dargestellt wird und tatsächlich keinerlei Kontrolle über zB ihre Finanzen hat oder auch Entscheidungen wie Kinder bekommen ihr nicht eigenständig überlassen werden. So etwas würde es tatsächlich in D nicht geben.


Miamo

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Ob das überhaupt in DE möglich ist und wie schnell eine Betreuung dann tatsächlich stattfindet, kann ich nicht beurteilen. Ich bin Betreuerin meiner Mutter, aber auch nur, weil sie aufgrund ihrer Demenz keine Entscheidungen mehr treffen kann. In meinen Augen wurde Britney völlig verheizt, damals schon, als der Vater zu ihren Erfolgszeiten bereits im Hintergrund alles initiierte und die Verträge für sie machte, von denen sie nichts wusste. Und selbst da, stand ihm bereits diese Geldgier ins Gesicht geschrieben und ihm wurde vorgeworfen, nicht zu ihrem Besten zu entscheiden. Grundsätzlich scheint Britney S. nichts gegen eine Betreuung zu haben, sondern möchte lediglich nicht mehr von ihrem Vater betreut werden. Und dass das so nicht einfach möglich ist, tut mir wirklich wahnsinnig leid für sie.


SHE

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Die Patientenverfügung hat nichts mit Betreuung oder der Zustimmung einer Betreuung zu tun. Dies ist nicht Teil einer Patientenverfügung. Sie stellt den Willen des Patienten dar, sollten Entscheidungen getroffen werden müssen, welche gesundheitlich, oder todesnahe gefällt werden und der Betroffene sich nicht mehr äußern kann.


3wildehühner

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Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Ich habe damit beruflich viel Kontakt gehabt und NEIN, SO einfach ist es in Deutschland nicht, jemandem sämtliche Kontrolle über sein Leben zu nehmen! Es gibt Bereiche, die von Amtsgericht auf einen gesetzlichen Betreuer übertragen werden können. Normalerweise betrifft die Betreuung aber nicht alle Bereiche. Zudem hat der zu Betreuende das Recht einen Betreuer zu bestimmen bzw. auch einen anderen Betreuer zu beantragen. In Deutschland ist die rechtliche Betreuung grundsätzlich eine Hilfe und keine Strafe!


alba75

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Zumal wohl auch regelmäßig geprüft wird, ob die Betreuung noch weiter nötig ist oder ob sich der Zustand des Betreuten wieder gebessert hat. Bei einem dementen Menschen wird es wohl nicht mehr besser werden, aber bei jemanden der nur aufgrund eines Unfalles oder einer Erkrankung keine Entscheidungen treffen konnte dürfte dies anders aussehen, sobald derjenige genesen ist. Britney Spears hatte wohl damals Probleme mit Alkohol, eventuell auch Drogen und hat einige dumme Dinge getan. Dazu kam noch, dass ihre Ehe damals in die Brüche ging (ihr Kerl hatte sie betrogen und es waren zwei Kleinkinder da). Dazu noch eine Pressemeute die auf sie gelauert hat...das war wohl alles zu viel für sie. Aber mittlerweile scheint sie sich doch soweit wieder gefangen zu haben und mit Abstürzen wie damals dürfte doch eigentlich nicht mehr zu rechnen sein? Und dass sie so gar kein Mitspracherecht hat, wer sie betreut, wenn denn unbedingt noch eine Betreuung notwendig ist, verstehe ich auch nicht. Das Verhältnis zum Vater, zum Betreuer, scheint doch zerrüttet zu sein und das Vertrauen ist nicht mehr da.


Cuci

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Ist man in Deutschland unzufrieden mit dem Betreuer oder hat das Gefühl, dass da etwas nicht richtig läuft, kann man ZUMINDEST OFFIZIELL Beschwerde einreichen. Zu jedem Betreuten bzw Betreuer gibt es auch einen zuständigen Verfahrenspfleger. Der wiederum soll richtig stellen, dass ein Betreuer nicht einfach machen kann, was er will. Sollte jedoch jemand, also ein Betreuter, ohne Angehörige da stehen und selbst nicht wissen, dass es diese Verfahrenspfleger gibt, oder nicht in der Lage sein, sich selbst zu beschweren, wird in der Regel auch keine Beschwerde erfolgen. Das ist dann sehr traurig für den Betreuten. Außer es erbarmt sich vielleicht mal eine Krankenschwester, Pflegekraft oder wer auch immer. Und grundsätzlich mahlen die Mühlen in Deutschland natürlich seeeehhhrr langsam. Und es kommt drauf an, wer da am Schreibtisch sitzt. Ob der sich wirklich kümmert oder eben nicht.


Ruto

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Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Habe am Rande mit gesetzlichen Betreuern zu tun. In der Regel haben diese selten so viele Bereiche, und meines Wissens wird das auch gelegentlich überprüft. In dem Ausmaß wie es also bei Britney in den USA stattfindet, kann das hierzulande nicht so einfach passieren.