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Geschrieben von Linda in USA am 18.03.2003, 5:50 Uhr

Mal wieder was aus einer deutschen, nicht manipulierten Zeitung

Der französische Philosoph "Andre Glucksmann" schreibt in der Tageszeitung DIE WELT :

Paris und Berlin leben im Wolkenkuckucksheim

Frankreich und Deutschland wollen für Europa sprechen und vertreten nur noch sich selbst von Andre Glucksmann

Paris - Man macht mobil gegen Bush, den großen Satan und Kriegshetzer. Nur wenige Transparente deuten auf die Existenz eines gewissen Saddam Hussein, dessen obszöne Rekordliste doch keinem mehr unbekannt sein sollte. Die Demonstranten messen mit zweierlei Maß und nehmen das Risiko in Kauf, das Gegenteil von dem zu erreichen, worum es ihnen geht. Sie wollen Washington unter Druck setzen und stören sich nicht daran, dass sie den irakischen Diktator ermuntern. Dieser fühlt sich plötzlich wieder gestärkt und entsprechend weniger geneigt nachzugeben. Man vermeint gegen den Krieg zu protestieren ¿ und macht ihn dadurch wahrscheinlicher. Die Demonstranten sind nicht die Einzigen, die in die Falle ihrer einseitigen Obsessionen gegangen sind. Unsere Regierungen scheinen kaum klüger zu sein.


Als Antwort auf die Solidaritätserklärung 18 europäischer Staaten mit Amerika, schließen Frankreich und Deutschland eine ¿Allianz für den Frieden¿ mit Russland. In Osteuropa rufen sie damit drei schmerzhafte Jahrhunderte unter der Knute des ¿großen russischen Bruders¿ in Erinnerung. Verschlimmert wird das Gefühl der Unsicherheit bei diesen erst kürzlich befreiten Nationen noch durch die Weigerung, der Türkei Defensivwaffen zur Verfügung zu stellen. Wer käme uns bei Gefahr zur Hilfe, wenn nicht die Vereinigten Staaten, fragen sie sich besorgt. Driften die Europäer auseinander? Zerbricht die Nato? Das deutsch-französische Duo, das sich für ¿Europa¿ hält, will für 25 Länder sprechen und vertritt (mit Hilfe Belgiens) doch nur drei. Kann man noch törichter an dem Ast sägen, auf dem man sitzt?


Die aus Frankreich, Deutschland, Russland, China und Syrien bestehende Koalition nimmt für sich in Anspruch, ¿moralisch¿ zu sein. Wollen sie uns für dumm verkaufen? Ein paar Protagonisten dieses ¿Friedenslagers¿ waten geradezu im Blut. China lässt Tibetaner und Uiguren hinrichten, wirft Oppositionelle ins Gefängnis. Die russische Armee hat die tschetschenische Hauptstadt Grosny dem Erdboden gleichgemacht und dort zwischen 100 000 und 300 000 Leichen hinterlassen.


Im Namen des ¿Völkerrechts¿ suchen sich Paris und Berlin seltsame Verbündete. Putin, Jang Zemin, Gaddafi, Assad ¿ das ¿Friedenslager¿ ist eine Ansammlung von Henkersknechten.


In den westlichen Ländern sind 80 Prozent der Bürger für den Frieden und gegen den Krieg. Wer wäre das nicht? Paris und Berlin behaupten, die ¿Weltmeinung¿ wiederzugeben, bestreiten anders denkenden Regierungen ihre Legitimität, tun sie als ¿Vasallen¿ der Kriegstreiber ab. Wissen sie, dass sie damit an Argumentationsschemata der Stalinschen ¿Friedensbewegungen¿ anknüpfen? Die einstigen Revolutionäre spielten ¿die Völker¿ gegen die ¿formelle Demokratie¿ aus. Wollen Schröder und Chirac etwa in Abrede stellen, dass Entscheidungen in einer guten Demokratie weder von Meinungsforschungsinstituten noch auf der Straße, sondern an der Wahlurne getroffen werden? In London, Prag, Sofia, Madrid und Warschau regieren gewählte Politiker, die ebenso repräsentativ sind wie jene in Paris und Berlin. Dieselbe Weltmeinung (75 Prozent) sieht übrigens in Saddam eine Bedrohung für den Frieden. Für einen Konflikt ist nur einer vonnöten, zum Abrüsten bedarf es zweier Parteien, folglich führt Bagdad die Welt seit zwölf Jahren an der Nase herum. Die Inspektionen zu verewigen würde dem Diktator erlauben, die Täuschungen bis zum Sankt Nimmerleinstag fortzuführen. Der deutsch-französische ¿Plan¿ lässt an das vergebliche Eingreifen der Blauhelme in Bosnien denken: Sie gewährten immer weiter Aufschub und endeten gelegentlich als Geiseln oder menschliche Schutzschilde.


Die Gutmenschen flüstern: Gewiss ist der irakische Tyrann ein Verbrecher, doch wie viele andere mörderische Staatschefs entvölkern die fünf Kontinente? Warum sich über diesen einen ereifern? Der Grund ist, dass er immer wieder ein Pulverfass ins Auge des Orkans rollt. Darum muss man ihm die apokalyptischen Zündhölzer aus der Hand schlagen. Stellen wir uns vor, Kim Jong Il mit seinem Waffenarsenal würde über den Irak herrschen. Stellen wir uns vor, er würde drohen, Riad auszuradieren. Der Planet würde vor Grauen erstarren! Kim Jong Il würde seine Divisionen auf die Reichtümer Arabiens werfen, um sich das Öl, die finanzielle und vor allem theologische Macht (Mekka) anzueignen. Er würde damit ein Ziel erreichen, das zunächst Chomeini, dann Saddam und schließlich Bin Laden verfolgt hatten: sich nämlich zum Führer des Islam aufzuschwingen. Der Irak ist nicht einfach eine örtliche Diktatur, er ist eine globale Gefahr. Hört man auf das ¿Friedenslager¿, ist es immer zu früh oder zu spät, um gegen eine kriminelle Aufrüstung vorzugehen. Der Irak besitzt noch keine Atombomben, also ist es nicht nötig, etwas zu unternehmen. Nordkorea verfügt bereits über Nuklearwaffen, also ist ein Eingreifen zu gefährlich.


Paris und Berlin leben im Wolkenkuckucksheim. Man kann und muss sie kritisieren, ohne den amerikanischen Strategen deshalb irgendeine Unfehlbarkeit beizumessen.

 
1 Antwort:

Siehst du, hier traut sich jeder eine offene Meinung zu und viele machen sich SELBER ihre Gedanken (weswegen ich das Hineinkopierte auch nicht soooo mag. Ciao, Kerstin!

Antwort von Kerstin Nie. am 18.03.2003, 8:13 Uhr

cu

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