Wieso will meine Tochter ständig an die Brust

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wieso will meine Tochter ständig an die Brust

Hallo Biggi, ich hoffe du kannst uns weiter helfen denn ich bin langsam echt am verzweifeln.Meine Tochter ist jetzt 8 Wochen alt und mein erstes Kind. Sie trinkt eigentlich von Anfang an sehr häufig.Wenn sie wach ist hat sie bis vor ein paar Tagen alle 15-30 Minuten getrunken und das so c.a. 4 mal.Dann war sie satt und wollte nach ungefähr 1 Stunde erst wieder trinken.Wenn sie schlief, alle 2-3 Stunden.Seit einigen Tagen will sie fast ununterbrochen an der Brust sein.Nur Nachts schläft sie nach wie vor 2-3 Stunden und will erst dann wieder an die Brust.Tagsüber lege ich sie sehr häufig an und wechsle nach jedem mal wenn es scheint, als wäre sie satt, (manchmal nach c.a. 15 Minuten und manchmal auch erst nach 30-40 Minuten) die Brust.Das geht manchmal stundenlang so.Besonders Abends bevor es ins Bett geht.Sie dreht dann den Kopf weg und ich denke sie ist satt.Nach spätestens 5 Minuten geht das "Gesuche" wieder los.Ich versuche es immer mal mit dem Schnuller weil ich denke dass sie einfach nur etwas zum Nuckeln braucht aber den nimmt sie entweder erst garnicht oder spuckt ihn nach einigen Minuten wieder aus.Manchmal fängt sie irgendwann an der Brust an zu würgen, will aber trotzdem nach 10 Minuten wieder trinken.Kann das wirklich "nur" ein Wachstumsschub sein?Wenn ja, ist es normal dass sie sonst auch so häufig trinken will.Sonst hört man ja immer dass Babys in dem Alter alle 2-4 Stunden trinken.

von NazliCeylan15 am 22.06.2015, 23:46



Antwort auf: Wieso will meine Tochter ständig an die Brust

Liebe NazliCeylan15, das abendliche „Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“ angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken wollen. Das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann „über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen. Ein weiterer Punkt ist der Prolaktinspiegel der Mutter. Damit Milch gebildet wird, braucht die Frau (vor allem in den ersten Wochen der Stillzeit) eine gewisse Prolaktionausschüttung, die durch das Saugen des Kindes angeregt wird. Das „Marathonstillen" am Abend sorgt dafür, dass die Prolaktinausschüttung angeregt wird und dem Kind dann im weiteren Verlauf genügend Milch zur Verfügung steht. Das Marathonstillen kann für Sie sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 23.06.2015



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Baby zu oft an Brust

Hallo Biggi!   Mein kleiner Schatz (6,5 Wochen alt) ist ziemlich oft an meiner Brust. Oft ist nicht mal 1 Stunde dazwischen. Schnuller wird abgelehnt. Was kann ich tun dass mein Schatz weniger an der Brust ist, da ich auch das Gefühl habe dass es oft eine Art Beruighung ist.   Lg


Schlaf-Nuckel Assoziation an der Brust entwöhnen

Hallo,  meine Tochter ist 4 Monate alt, ich stille sie seit Geburt voll. Die ersten 2 Monate hat sie gut alleine geschlafen und oft auch mit Schnuller. Seit zwei Monaten aber verweigert sie den Schnuller komplett und fängt an zu würgen wenn ich ihn anbiete (wir haben viele verschiedene ausprobiert). Einschlafen tut sie mitlerweile NUR an der Br...


Schreien und weinen an der Brust

Schönen guten Tag Frau Welter, ich habe folgendes Problem bzw Bedenken, vielleicht können Sie mir was dazu sagen: Mein Sohn, 9 Wochen alt, wurde am Dienstag geimpft, der Tag verlief ganz "gut", er hat viel geschlafen. Jetzt weiß ich nicht, ob das Problem jetzt daher kommt oder was anderes schuld daran sein könnte. Heute will er so gar nicht ...


Ständige Suche nach der Brust

Liebe Biggi,  die Meinungen zum ständigen Nuckeln und Dauernuckeln nachts gehen ja stark auseinander bei den Experten, sogar hier in den Foren las ich schon, mit einem Jahr dürfe mein Sohn diese Assoziation nicht mehr haben. Na gut, das seh ich so nicht , denn wie du auch oft sagst , ist die Nähe, Beruhigung und Sicherheit durch das Stillen ...


Schlaffe kleinere Brust + riss

Liebe Biggi, Meine Tochter ist nun 3 Wochen alt und ich Stille seit Tag 1. In den ersten 2 Tagen muss irgendwas passiert sein bei der linken Brust den dort habe ich nun seit 3 Wochen einen Riss der einfach nicht abheilt... ich habe wirklich alles versucht... nur beim Arzt war ich noch nicht weil meine Hebamme meint dass man da nichts machen ...


Baby schreit an der Brust

Liebe Frau Welter, ich bin ein bisschen verzweifelt. Mein Baby (3 Monate) schreit immer abends und wir dachten bisher das sei das ganz normale Schreien am Abend. Jetzt hatte ich letzte Woche das Gefühl, dass er vielleicht auch nicht satt ist. Er trinkt abends stundenlang und irgendwann ist die Brust leer bzw. Hab ich das Gefühl dass er nichts m...


Biete ich zu oft die Brust an?

Hallo Biggi, Meine Tochter ist fast 5 Monate alt. Ich lasse sie immer an der Brust einschlafen. Sie schläft tagsüber 3-4 Mal zwischen 30-60 Minuten. An manchen Tagen mehr und an manchen Tagen weniger. Nachts auch meistens von 20 - 8 Uhr und kommt alle 1-3 Stunden zum stillen. Tagsüber (wie auch nachts) biete ich ihr oft direkt die Brust an b...


Stillen an einer Brust

Hallo liebe Biggi,  meine Tochter ist nun 13 Monate und ich stille sie abends und nachts.  Nun hat sie oben 4 Zähne, einer davon drückt sich beim stillen (linke Brust) in die Brustwarze sodass diese blutig und wund ist.  kann ich meine Tochter ein paar Nächte nur an der anderen Seite (demnach rechts) stillen bis die linke Seite erstmals verhe...


5 Monate nach Abstillen Flüssigkeitsaustritt aus der Brust

Hallo Biggi, ich habe vor 5 Monaten abgestillt. Mein Sohn wurde davor 16 Monate lang gestillt. Nun habe ich ab und zu bemerkt (meistens nachts), dass plötzlich ein nasser kleiner Fleck auf meinem Schlafshirt ist. Ich vermute, es kommt aus der Brust. Ist es möglich, dass das noch vom Stillen kommt? Es ist farblos und wie gesagt, ganz wenig, aber...


Brust verweigern?

Liebe Biggi,  ich weiß nicht mehr weiter. Mein Kind ist 15 Monate alt und wir haben eine schöne Stillzeit hinter uns. Für mich ist es langsam einfach nicht mehr schön und ich möchte wenn ich an das stillen zurückblicke, lächeln können und es nicht hassen. Mein Kind trinkt nicht mehr ruhig, wackelt viel umher und holt sich immer noch oft nachts,...