Schlaf-Nuckel Assoziation an der Brust entwöhnen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Schlaf-Nuckel Assoziation an der Brust entwöhnen

Hallo,  meine Tochter ist 4 Monate alt, ich stille sie seit Geburt voll. Die ersten 2 Monate hat sie gut alleine geschlafen und oft auch mit Schnuller. Seit zwei Monaten aber verweigert sie den Schnuller komplett und fängt an zu würgen wenn ich ihn anbiete (wir haben viele verschiedene ausprobiert). Einschlafen tut sie mitlerweile NUR an der Brust während dem Stillen. Sobald ich abdocke wacht sie direkt auf, egal ob nach 20min,40min oder 2h. Ich stille sie auch immer seitlich im liegen, aber sie lässt die Brust nicht los. Ich hab nichts vom Tag da ich den halben Tag neben ihr liege und ihr Schnuller bin. Sie schläft auch nicht in der trage, Kinderwagen, swingtosleep. Sie braucht einfach das nuckeln.  wir haben auch versucht das der Papa sie schlafen legt, aber sie schreit nur ununterbrochen.  (nachts schläft sie sehr gut, sie wacht auf zum stillen, trinkt 10-15 und lässt die Brust von selber los und schläft dann ruhig ohne nuckeln)  wie kann ich sie davon sanft abgewöhnen?? ich wäre sehr dankbar über ein paar Tipps :)  Ganz liebe Grüße  emilie 

von EmilieEmma212 am 26.03.2024, 23:55



Antwort auf: Schlaf-Nuckel Assoziation an der Brust entwöhnen

Liebe emilie, erst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es sehr gut nachvollziehen kann, dass du dir deine Gedanken rund um das Thema Stillen und Schlafverhalten machst und auch gerne unabhängiger wärst. Aber wie du selbst bereits festgestellt hast, ist es in den meisten Fällen nicht der Hunger warum ein Kind länger am Stück schläft oder eben auch nicht. In den aller aller meisten Fällen erwachen Babys aus anderen Gründen. Es liegt in ihrem natürlichen Verhalten sich immer und immer wieder der Nähe der Mutter zu vergewissern. Wie oft ein Baby diese Gewissheit braucht und über welchen Zeitraum ist individuell sehr unterschiedlich. Damit ein Kind länger am Stück schlafen kann braucht es eine gewisse Reife und diese wird genauso unterschiedlich erreicht, so wie jedes Kind auch unterschiedlich schnell Laufen, Sprechen, Fahrradfahren usw…erlernt. Diesen Prozess auf irgendeine Weise von außen steuern zu können wäre zwar für viele Eltern eine Erleichterung, aber ist einfach nicht in der natürlichen Entwicklung eines Babys so vorgesehen. Ein Säugling wäre lange lange Zeit ohne die Nähe seiner Mutter nicht überlebensfähig gewesen. So dient das häufige Erwachen dem Kind zur Wiederherstellung der Sicherheit, dass es nahe bei seiner Mutter ist und dabei ist eben das Stillen der natürlichste Vorgang um seinem Baby wieder das Gefühl von Nähe, Geborgenheit und Sicherheit zu schenken. Durch das Saugen findet deine Tochter wieder schnell zur Ruhe und kann entspannen. Das Gehirn eines Säuglings ist noch auf dem gleichen Stand wie zu Urzeiten und dein Baby kann nicht wissen, welche Vorstellungen nun in unserer westlichen Gesellschaft herrschen und dass es nun in einem sicheren Bettchen immer geschützt bei seiner Mutter liegt. Zudem kommt deine Tochter gerade in ein Alter, in dem sie beginnt ihre Umwelt bewusster wahrzunehmen, sich motorisch und kognitiv weiterentwickelt. All das wird vorwiegend im Schlaf verarbeitet und kann so ebenfalls zu unruhigeren Nächten führen. Später schieben dann die Zähne und die Verdauung muss sich auf die Beikost umstellen. Es gibt also so viele verschiedene Gründe warum Kinder häufig erwachen und in den wirklich seltensten Fällen ist es Hunger. Indem du deine Tochter nach Bedarf stillst und auf ihre Bedürfnisse eingehst machst du alles richtig und musst dir wirklich keine Sorgen machen, dass bei deiner Tochter irgendetwas nicht „normal“ wäre. Natürlich aber kann ich verstehen, dass du dich nach etwas Unabhängigkeit sehnst. Auch der wird wieder kommen. Das verspreche ich dir. Bis deine Tochter allerdings die Reife hierfür erlangt hat, ist es in den meisten Fällen einfacher die äußeren Umstände an die Situation anzupassen und nicht das Verhalten des Kindes verändern zu wollen. Vielleicht ist es dir möglich den Haushalt auf ein Minimum zu Evtl. können dich Oma, Opa, der Papa oder Freunde unterstützen und du kannst deine Tochter vielleicht für eine gewisse Zeit abgeben oder sie können dir im Haushalt helfen. Schaffe dir Ruheinseln, bei denen du deinen Akku wieder etwas laden kannst und gehe weiterhin mit viel Liebe und Fürsorge auf die Bedürfnisse deiner Tochter ein. Du machst alles richtig! Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Das Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglicht es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und die Perspektive zu teilen. Hör auf dein Herz und ihr werdet es gemeinsam durch diese anstrengende Phase schaffen. Es kommt sicher auch wieder eine entspanntere Phase! Du kannst natürlich trotzdem auch versuchen, die Situation etwas zu verändern. Hast du es mal mit dem "Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen...   Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein.   Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-)     Vielleicht möchtest du ein Buch zum Thema lesen? Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Auch das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", das es z.B. über La LecheLiga Deutschland zu kaufen gibt, kann hilfreich sein. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert.   Herzlichen Gruß Biggi

von Biggi Welter am 27.03.2024



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