Frage: Ist mein Baby zu leicht?

Hallo! Vor einiger Zeit habe ich hier schon einmal eine Frage gestellt. Es ging darum, dass mein damals 12 Wochen altes Baby gestreikt hat beim Stillen. Mittlerweilen ist er 5,5 Monate alt und seit dem ersten Stillstreik hat er nie wieder so gut getrunken wie davor. Oft hatte ich auch das Gefühl, dass er nicht ganz satt wurde, weil er anfing zu weinen, sobald keine Milch mehr aus der Brust kam. Nuckeln will er dann nicht mehr. Er trinkt nur solange Milch kommt. In der Nacht schläft er allerdings ziemlich gut. Gerade letzte Nacht hat er wieder 8 Stunden am Stück geschlafen. Ein Kind, das Hunger hat schläft doch nicht, oder? Jetzt habe ich mir aber mal den Verlauf des Gewichts angeschaut und das sieht so aus: Bei der Geburt: 3250g 51cm Mit einem Monat: 4150g mit zwei Monaten: 5200g 59cm mit drei Monaten: 5400g 63cm mit vier Monaten: 5750g mit fünf Monaten: 5850g 67cm Laut der Gewichtskurve für gestillte Jungs liegt er mit 5 Monaten schon unter der 3. Perzentile, obwohl er bei der Geburt fast auf der 50. war. Muss ich mir nun Sorgen machen? Oder wird es langsam Zeit, mit der Beikost anzufangen? Eigentlich wollte ich mindestens die ersten sechs Monate abwarten und Beikost hat ja auch nicht so viele Kalorien wie Mumi. Aber vielleicht nach dem Stillen noch etwas anbieten? Flasche möchte ich am liebsten nicht geben, weil ich Angst habe, dass die Milch dann noch mehr zurückgeht. Oder ist das Gewicht noch nicht besorgniserregend? Liebe Grüße querido

Mitglied inaktiv - 18.12.2008, 23:42



Antwort auf: Ist mein Baby zu leicht?

Liebe querido, ein Gewichtsverlust oder eine zu geringe Gewichtszunahme ist immer ein Alarmzeichen. Es muss nicht gleich etwas Bedrohliches sein, doch bei einem so kleinen Baby sollte in JEDEM Fall festgestellt werden, warum es nicht zugenommen hat. Es gibt Kinder, die tatsächlich so verschlafen sind, dass sie zum Stillen geweckt werden müssen, weil sie sonst zu wenig zunehmen. So schön es ist ein Baby zu haben, das nachts acht Stunden schläft, in deinem Fall glaube ich, dass es notwendig ist, das Kind zum Stillen zu wecken. In Absprache mit dem Kinderarzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch die geringe Gewichtszunahme verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und die Mutter mit geeigneten Maßnahmen ihre Milchproduktion ankurbeln kann. Aus der Distanz kann ich dir jetzt keines Falls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und sprichst nochmals mit dem Kinderarzt (oder holst die Meinung eines zweiten Kinderarztes ein), ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die dich sicher bei deinem Problem im direkten Kontakt unterstützen wird. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 19.12.2008



Antwort auf: Ist mein Baby zu leicht?

Hallo! Danke für die Antwort. Allerdings habe ich ein Problem, denn ich wohne in Mexiko, hier gibt es weit und breit keine Stillberatung (ich habe mal geschaut wo es welche gibt) und ich kenne absolut keinen Arzt, zu dem ich so viel Vertrauen hätte, dass ich in der Angelegenheit nachfragen könnte. Denn hier stillen die meisten Mütter nicht so lange; er würde mir schlicht und einfach sagen, dass ich die Flasche geben sollte... oder Beikost, denn das wird hier auch immer sehr früh gegeben. Milchpumpen bekomme ich hier auch keine auf Rezept und ich habe nur eine einfache Handpumpe von Avent. Eigentlich ist mein Sohn nicht verschlafen; er wacht bei jedem Mucks auf. Letzte Woche hat er nachts alle 3-4 Stunden getrunken, jetzt schäft er wieder länger. Er nuckelt auch unmöglich an der Brust, wenn keine Milch kommt. An der Brust eingeschlafen ist er höchst selten, sodass er auch dann nicht durch Nuckeln die Menge erhöhen würde. Ich kann ihn auch nur anlegen wenn er Hunger hat, sonst grinst er mich nur an und dreht sich weg oder er fängt an zu weinen. Vor einigen Wochen hat er ab und zu noch abgepumpte Mumi bekommen, da hat er meist so 100- 120ml getrunken, dann war er satt. Er ist sehr ausgeglichen und fröhlich. Ich habe Angst, dass wenn ich hier zu einem Arzt gehe und dann auch tu was er sagt, dass unsere Stillbeziehung dann dem Ende zugeht... und das will ich nicht. Ich habe meinen großen Sohn 15/16 Monate gestillt. Aber er war das genaue Gegenteil. Immer sehr rund. Ich weiß nicht was ich mir für eine Antwort erhoffe, aber ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll... LG querido

Mitglied inaktiv - 19.12.2008, 14:45



Antwort auf: Ist mein Baby zu leicht?

Liebe querido, hast du nachgeschaut auf der Seite http://www.llli.org/Mexico.html? Wenn du auch Spanisch sprichst, findest du dort weitere Links für die E-Mail-Beratung und auch telefonische Beratung in Mexiko. Mag sein, dass es nicht überall in Mexiko LLL-Beraterinnen gibt, aber die, die dort sind, sind wunderbare Frauen (ich hatte die Ehre, sie letztes Jahr in Chicago kennenlernen zu dürfen) und können dir sicher praktische Tips geben, die auch für mexikanische Ärzte "passen". Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 20.12.2008



Antwort auf: Ist mein Baby zu leicht?

Danke für die Info! Ich habe auf der Seite nachgeschaut und hier gibt es leider weit und breit keine Stillberatung... leider (Wir wohnen eher etwas abgelegen). Mein Spanisch ist auch nicht so toll, dass ich über Telefon ein "Fachgespräch" führen könnte. Aber vielen Dank für die Mühe. Ich werde zusehen, was ich als nächstes tun werde. LG querido

Mitglied inaktiv - 20.12.2008, 18:56