Hallo,
Meine Tochter ist 15 Wochen alt und hat große Probleme mit dem Einschlafen. Sie schläft bei mir im Bett und sie schläft nur mit Stillen ein, egal ob Tag oder Nacht. Nachts ist sie im Moment alle 1 1/2 Stunden wach und schläft nur wieder ein wenn ich sie andocken lasse. entweder trinkt sie dann ein paar Schlucke und schläft gleich wieder ein oder sie nuckelt 30minuten um langsam wieder einzudösen. Ich komm mir langsam vor wie ein großer Riesenschnuller (schnuller nimmt sie übrigens nicht) und kann dabei leider auch nicht schlafen.
Zum einen mach ich mir jetzt Sorgen, dass sie dadurch jetzt ohne nuckeln gar nicht mehr einschlafen kann. Mache ich was falsch wenn ich sie immer gleich nuckeln lasse??
Außerdem hab ich das Gefühl dass sie überhaupt nicht ausgeschlafen ist tagsüber. Sie reibt sich ständig die Augen und gähnt, deswegen bin ich ständig damit beschäftigt, mich mit ihr hinzulegen und sie zum schlafen zu bringen, dann schläft sie immer nur 30min oder döst während sie an mir nuckelt. Sie schläft auch nur wenn ich sie halte oder neben ihr liege, stehe ich auf oder leg sie weg wird sie gleich wach. Ich weiß, für so ein kleines Baby ist das ganz natürlich, aber langsam zerrt es ganz schön an mir, da ich irgendwie fast pausenlos Stille oder mit ihr im Bett liege und ich trotzdem das Gefühl hab, sie ist nicht ausgeschlafen. was mache ich denn falsch? Ich würd ihr so gern helfen sich richtig auszuschlafen! Und dieser ständige Kampf belastet mich sehr.
Danke für eure Hilfe!
Menixe
von
Menixe
am 31.03.2015, 10:36
Antwort auf:
Dauernuckeln und Einschlafstillen
Liebe Menixe,
dieses Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15
Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen).
Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen.
Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm.
Sie können sich und Ihrem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zwei Wochen zu erwarten.
Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht.
Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird.
Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf.
Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen.
Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Ihr Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen.
Genauso wie Sie es beschreiben, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat
noch nie einem Baby geschadet. Ein fünfzehn Wochen altes Baby muss mit Sicherheit NICHT alleine
einschlafen müssen!
Es gibt keinen Grund, dass Sie etwas daran ändern müssen, dass Sie Ihr Baby bei sich im Bett
haben und nach Bedarf stillen und auch in den Schlaf stillen, es sei denn SIE persönlich stört
etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise
verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett
ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden
und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen
von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen
viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis
(noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen
und wird auch längere Schlafphasen haben.
Ich möchte Ihnen zu diesem Thema das Buch „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für
Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat
zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung
geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene
Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In „Schlafen und Wachen“ beschreibt er nicht
nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt
auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im
Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich.
Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 31.03.2015
Antwort auf:
Dauernuckeln und Einschlafstillen
Vielen Dank für die schnelle Antwort. eigentlich weiß ich ja, dass das alles ganz natürlich ist und höre da normalerweise auch auf meinen Instinkt. Aber manchmal lässt man sich eben doch verunsichern, zumal man im Umfeld immer wieder Menschen hat, die eine ganz andere Vorstellung davon haben, wie ein Kind zu "funktionieren " hat und wenig Verständnis für Familienbett und solche Dinge haben.
Ich mache gern so weiter wie bisher, nur eben ihre scheinbare Müdigkeit macht mir Sorge. Kann es denn sein dass ich die Zeichen falsch deute und sie ist gar nicht müde? Oder geht das vielleicht mit einem eventuellen Wachstumssprung einher? Sie entwickelt sich sonst sehr gut, lacht viel, wächst und turnt herum.
von
Menixe
am 31.03.2015, 11:57
Antwort auf:
Dauernuckeln und Einschlafstillen
Liebe Menixe,
versuchen Sie doch einmal, Ihr Baby viel im Tragetuch zu tragen, evtl. schläft es da recht gut und kann entspannter sein, wenn es merkt, dass es nicht abgelegt wird.
Leider kann ich nicht mehr dazu sagen, ich sehe und kenne Ihr Baby nicht. Sollten Sie sehr beunruhigt sein, sprechen Sie einmal mit dem Kinderarzt darüber.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 31.03.2015