Frage: Unbemerkte Ringelrötelninfektion

Hallo Dr. Bluni, ich bin in der 36. SSW (35+2) und hatte in der letzten Woche Kontakt zu einer Mutter, deren Kind an Ringelröteln erkrankt ist. Nach einer Recherche im Internet scheint eine eventuelle Infektion in meinem jetzigen Schwangerschaftsstadium ungefährlich zu sein. Jedoch habe ich gelesen, dass Ringelröteln insbesondere bei Erwachsenen oftmals unbemerkt und ohne die charakteristischen Ausschläge verlaufen. Falls ich mich bei jemandem unbemerkt im kritischen Schwangerschaftsstadium (bis zur 24. SSW?) angesteckt hätte, könnten dann jetzt noch Komplikationen bei meinem Baby auftreten? Und wenn ja, welche? Ich gehe wöchentlich zum CTG und zur Ultraschalluntersuchung (vorzeitige Wehen, geringe Gewichtszunahme), und bisher gab es keine auffälligen Befunde, es wurde jedoch auch nicht gezielt nach Wassereinlagerungen gesucht. Über meinen Immunstatus ist mir nichts bekannt. Vielen Dank für Ihre Antwort!

von rimu am 23.06.2011, 12:09



Antwort auf: Unbemerkte Ringelrötelninfektion

Hallo, 1. das ist sicher rein hypothetisch und kann so gar nicht beantwortet werden. 2. der Erreger der Ringelröteln ist das Parvovirus Typ 19. Nicht zu verwechseln mit dem Rötelnvirus, das die Röteln verursacht. Fetale Komplikationen treten hauptsächlich bei mütterlicher Infektion gegen Ende des 1. Trimenons Schwangerschaftsdrittel und im 2. Trimenon auf. Hierzu gehören Wassereinlagerung in ca. 10-15 Prozent der akut infizierten Schwangeren und in seltenen Fällen eine Fehlgeburt. Im letzten Teil der Schwangerschaft sind kaum mehr Folgen für das Kind zu erwarten. Das Intervall zwischen mütterlicher Infektion und der der kindlichen Komplikation kann zwischen 2 bis 17 Wochen variieren, beträgt aber in 80 Prozent zwei bis vier Wochen. Hatte die Schwangere Kontakt zu einer Person mit Ringelröteln, sollte bei der betroffenen Schwangeren der Titer bestimmt werden. Wenn dieser negativ ist, sollte er nach 2-4 Wochen aber noch einmal bestimmt werden, um eine zwischenzeitliche Infektion nicht zu übersehen. Für den Fall einer fehlenden Immunität gibt es gegen die Ringelröteln - anders als bei den Röteln - keine Impfung. Hat die Schwangere nachgewiesenermaßen Immunität, dann hält diese erfahrungsgemäß zeitlebens an. Im Falle einer Ansteckung der Schwangeren, sollte sie den Titer abwarten, denn der kann eine genauere Aussage über ihre Abwehrlage geben. Im Fall einer Infektion sind dann über mehrere Wochen engmaschige Ultraschallkontrollen durch einen entsprechend erfahrenen Pränataldiagnostiker sinnvoll, um zu sehen, ob es zu Wassereinlagerungen beim Kind kommt. Wichtig: es sind keine eigentlichen Fehlbildungen, wie bei der Rötelninfektion, die hervorgerufen werden, sondern .es kann beim Kind infolge der Ringelrötelninfektion zu extremer Blutarmut kommen. Dieses kann dazu führen, dass Blutübertragungen beim Ungeborenen notwendig werden. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 23.06.2011