Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
im Januar 06 war ich seit längerem wieder zur ersten Vorsorgeuntersuchung bei einem neuen Frauenarzt. Diese machte dann auch einen abstrich wo ich einige Zeit später das Ergebnis bekam: Gruppe IIId Nachweis von HPV-High-Risk-Typen, die mit einem erhöhten Kanzerogenenrisiko einhergehen.
Daraufhin wurde der abstrich wiederholt und ich musste heute zur Besprechung.
Ergebnis:
Hormongrad 3-4, Reifewert 70, das Zellbild entspricht einer schweren Epitheldyslasie. MOLEKULARBIOLOGISCHER Nachweis von HPV High risk DNA HC2 testergebnis. Klassifikation 4a
Mir wurde direkt für nächste Woche eine Operation empfohlen. Jetzt hab ich im Internet ein wenig gelesen wo öfters stand das der Körper gegen HPV öfters alleine imun wird. Nun bin ich natürlich total verunsichert udn würde gerne ihre Meinung hören ob eine Operation zwingend erforderlich ist oder es sinnvoll wäre noch eine 2. arztmeinung zu hören (meine FÄ ist neu, gehe erst seit Januar da hin und dann direkt diese Schocks)
Vielen lieben Dank
Melanie
Mitglied inaktiv - 20.04.2006, 18:37
Antwort auf:
Humanes Papilloma Virus
liebe Melanie,
1.bei einem PAP IVa des Gebärmutterhalses liegt der Verdacht auf schwere Zellveränderungen oder sogar einem Vorstadium eines Gebärmutterhalskrebses vor.
Es bedeutet noch nicht in jedem Fall, dass eine derartige Veränderung (die meist oberflächlich ist und dann auch noch keinem Krebs im eigentlichen Sinne entspricht) sofort klinische Konsequenzen hat.
In diesem Fall wird man zumindest um die Gewebeentnahme (Biopsie) nicht herum kommen. Aber, auch eine Konisation (die Ausschneidung eines Gewebekegels am Muttermund) ist hier häufig erforderlich, um den Herd komplett zu entfernen und zu schauen, dass in der Tiefe keine anderen Veränderungen vorhanden sind.
Im Zweifel kann bei schwierigen Abstrichbefunden eine entsprechend kompetente Stelle hinzugezogen werden. Hierzu gibt es so genannte Dysplasiezentren. Deren Adressen sind unter der Internetadresse
http://www.dysplasiezentren.de/
abrufbar.
Hier wird die Entscheidung dann auch häufig in Absprache des Frauenarztes oder Frauenärztin mit dem Dysplasiezentrum oder dem Zytologen getroffen und hier ist die Entscheidung selten zu verallgemeinern, sondern sie muss im Einzelfall getroffen werden.
2.Zu den genannten Viren – HPV, ihrer Bedeutung und der Frage ob ein Suchverfahren nach ihnen (Screening) generell sinnvoll ist, kann man folgendes sagen:
Bei HPV (Human Papilloma Virus) handelt es sich um eine Gruppe von über 100 miteinander verwandter Virustypen. Einige von ihnen können Warzen im Genitalbereich hervorrufen können, während andere HPV-Stämme Warzen an Händen und Füssen hervorrufen. Im Genitalbereich werden die sichtbaren Warzen Kondylome genannt.
Sie treten nicht bei jedem HPV-Infizierten auf; viele Menschen wissen nicht einmal, dass sie Kondylome haben.
Infektionen mit HPV sind häufig: Etwa 80% aller Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens. Die Übertragung erfolgt auf sexuellem Wege. Bei 80-90% aller Infektionen kommt es im Laufe von Wochen oder Monaten zu spontaner Rückbildung.
Bestimmte HPV-Typen sind krebsauslösend und spielen bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses und seiner Vorstufen eine Rolle.
Diese so genannten. Hochrisikotypen („high-risk-HPV“) finden sich zu jedem Zeitpunkt bei etwa 10% der weiblichen Bevölkerung im geschlechtsreifen Alter. Die überwiegende Zahl dieser Infektionen heilt spontan und dauerhaft ab. Die Infektion selbst ist noch nicht behandelbar.
Nur bei wenigen Infektionen mit Hochrisikotypen des HPV kommt es zur Ausbildung der Krebsvorstufen. Die Entwicklung eines Gebärmutterhalskrebses aus den Vorstufen dauert aber mindestens 7-10 Jahre und die Vorstufen lassen sich mit einer Serie von Abstrichen über mehrere Jahre zu 95% erfassen.
Es gibt derzeit keine ausreichende Datengrundlage zum routinemäßigen Einsatz der HPV-Diagnostik auf der Suche nach einem Gebärmutterhalskrebs und seiner Vorstufen.
Von den maßgeblichen medizinisch- wissenschaftlichen Fachgesellschaften wird ein primäres HPV-Screening gegenwärtig nicht empfohlen. Die Deutsche Krebsgesellschaft hält ein primäres HPV-Screening derzeit für nicht indiziert.
Die bisher etablierte Früherkennung von Veränderungen durch Gebärmutterhalsabstriche ist die beste Vorsichtsmaßnahme gegen Gebärmutterhalskrebs.
Frauen, bei denen eine HPV-Infektion nachgewiesen wurde, haben verständlicherweise Angst, dass die Infektion Krebs verursachen könnte. Deshalb ist es hier immer anzuraten, wie oben beschrieben, über die Bedeutung der Infektion, der großen Wahrscheinlichkeit der spontanen Rückbildung und die individuelle Risikoeinschätzung zu sprechen.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 20.04.2006