Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
zwei Fragen zum Thema "Strahlung":
1) Ich habe in der Vergangenheit gelegentlich größere Mengen an Paranüssen gegessen, manchmal auch 10 bis 20 Stück über den Tag verteilt, da ich nicht von der radioaktiven Belastung dieser Nüsse wusste und annahm, etwas Gutes für mich und meine gestillte Tochter zu tun. Die vom BfS empfohlene Jahresgesamtmenge von durchschnittlich 2 Paranüssen pro Tag habe ich meinem Gefühl nach aber nicht oder nicht wesentlich überschritten, da ich über längere Abstände gar keine Nüsse verzehrt habe. Meine Tochter war acht Monate alt, als ich begann, Paranüsse zu essen; nun ist sie ein Jahr älter und ich habe den Konsum dieser Nusssorte eingestellt. Ich hätte zwei Fragen: Ich habe während dieser Zeit meine Tochter noch häufig gestillt. Muss ich eine Schädigung bei ihr (oder mir) befürchten, auch deshalb, weil sie meinen Mann und mich gerne mit den Nüssen gefüttert hat und sie die Nüsse also auch in den Händen hatte? Außerdem würde mich interessieren, ob die Strahlung aus den Nüssen auch auf andere Lebensmittel aus bereits geöffneten Verpackungen, die in der gleichen Schulblade gelagert wurden, übergehen kann.
2) Da wir generell versuchen, Strahlungen zu reduzieren, nutzen wir keine Mobiltelefone, wenn wir zuhause telefonieren. Allerdings kann man an unser schnurgebundenes Telefon theoretisch ein Mobilteil anschließen. Wie wir nun festgestellt haben, war unser Telefon auf maximale Sendereichweite eingestellt. Leider finden wir trotz ausgiebiger Recherche keine Information darüber, ob es in diesem Zustand auch dann strahlt, wenn - wie in unserem Fall - kein Mobilteil angeschlossen ist. Wir machen uns nun große Sorgen, da das Telefon seit bereits zwei Jahren an einer Stelle direkt neben dem Sitzplatz unseres nun vierjährigen Sohnes am Esstisch steht, wo er mindestens dreimal täglich sitzt. Sein Kopf hatte über diese beiden Jahre in der Regel eine Entfernung von ca. 5-30 cm vom Gerät. Sind hier gesundheitliche Folgen zu befürchten?
Vielen herzlichen Dank für Ihre wertvolle Arbeit und den Rat!
Freundliche Grüße
Birgit
von
Birgit1310
am 23.06.2017, 22:51
Antwort auf:
Strahlung aus Paranüssen bzw. Telefon
Paranüsse enthalten, verglichen mit sonstigen Nahrungsmitteln, erhöhte Gehalte an Radium-224, Radium-226 und Radium-228. Wenn man täglich zwei Paranüsse verzehrt (etwa 8 Gramm), erhält man eine zusätzliche Dosis von 160 Mikrosievert/Jahr.
Die gesamte natürliche Strahlenbelastung in Deutschland beträgt durchschnittlich 2100 Mikrosievert im Jahr. Je nach Wohnort, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten reicht sie von ca. 1000 Mikrosievert bis zu 10.000 Mikrosievert.
Insofern hält sich die zusätzliche Belastung durch Ihren vorübergehenden Verzehr von Paranüssen noch in moderaten Dimensionen. Der vorübergehende Kontakt durch Anfassen der Paranüsse ist sicher zu vernachlässigen.
Für eine Belastung anderer Nahrungsmittel ist ein Übergang der Radionuklide durch Vermischen der Lebensmittel erforderlich.
Nach meinen technischen Kenntnissen werden elektromagnetische Felder über die Basisstation nur bei Anschluss eines Mobilteiles aufgebaut. Außerdem ist das physikalisch nicht vergleichbar mit den Eigenschaften der Strahlung radioaktiver Substanzen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 28.06.2017
Antwort auf:
Strahlung aus Paranüssen bzw. Telefon
Hallo Birgit,
zumindest von physikalischer Sicht kann ich dich beruhigen: die Strahlen, vor denen so viele so viel Angst haben, sind eh überall. Langwellige Strahlung wir z.B. von Radio- und Fernsehsendern verwendet, Die Strahlen von Funktelefonen ist im Mikrowellenbereich, d.h. ihre einzige Wirkung auf den Menschen ist eine mögliche Erwärmung des Gewebes durch Wechselwirkung mit Wasser im Gewebe. Dazu gibt es aber Grenzwerte und Richtlinien, damit dies ungefährlich ist. Sehr viel kurzwelliger wäre dann infrarotes und sichtbares Licht (völlig harmlos, da es nicht eindringt), gefolgt von UV-Licht (dringt ein, d.h. nicht ganz harmlos) und Röntgen- und Gamma-Strahlung. Letztere sind gefährlich, da sie den Körper auf Molekularer Ebene angreifen, zB. DNA verändern können.
Obwohl alle elektromagnetische Strahlung vom physikalischen Prinzip her "dasselbe" ist, ist ihre Wirkung auf den Menschen grundlegend anders, weshalb man Säuglinge getrost unter eine Infrarot-Lampe legen kann, aber nach Möglichkeit vor UV-Licht schützen sollte. Langwelligere Strahlung als Infrarot kann mit Atomen und Molekülen einfach nichts anfangen, ist nicht-ionisierend, kann allerhöchstens Moleküle zu Schwingungen anregen, wie eben Mikrowelen beim Wasser. Ab UV ist Strahlung ionisierend, d.h. kann den chemischen Aufbau eines Moleküls ändern, und ist deshalb gefährlich für Organismen.
Wegen deines Mobilteils würde ich davon ausgehen, dass nicht das Schnur-Gerät funkt, sondern die Basis-Station des Mobilteils funken würde. Da diese ja durch ein Kabel mit dem Schnur-Gerät verbunden ist, reicht das, und durch den fehlenden Sender ist das Schnur-Gerät billiger herzustellen. Habe außerdem irgendwo gelesen (bin kein Ingenieur), dass selbst Mobilteile eh nur funken, wenn man sie gerade benutzt, und zwar in einer gewissen Frequenz, auf die das Mobilteil gerade "wartet". Nicht wie Handys, die prinzipiell mit jedem Mast kommunizieren müssen.
Mitglied inaktiv - 24.06.2017, 08:20