Frage: Marcumar und Warfarin Syndrom

Hallo Herr Dr. Paulus, Im Januar 2009 habe ich wegen Endokarditis mechaniche Herzklappe (Mitralklappe) bekommen, und im Januar 2011 bekam ich eine Aortenklappenersatz. Deshalb musste ich regelmäßig Marcumar einnehmen. Ärzte meinten damals daß eine Schwangerschaft für mich tödlich und das Baby fatale Mißbildungen haben kann und daher durfte ich auf keinen Fall Schwanger werden. Trotz monatliche leiche Blutungen, wurde bei mir eine Schwangerschaft festgestellt. bis 14. woche habe ich unbewußt weiterhin Marcumar eingenommen. Zuerst hatte ich mich für eine Abbruch der Schwangerschaft entschieden, aber einen Tag vor dem Eingriff konnte ich es nicht, und möchte das Baby austragen. Jetzt weiß ich nicht, ob ich richtige Entscheidung getroffen habe, Bitte geben Sie mir einen Rat, wie sind die Mißbildungen, was sagen die Studien, gibt es solche Fälle? Jetzt bin ich in der 17. Woche und ich mache mir wegen meine und Babys Gesundheit Sorgen. ich bedanke mich im Voraus und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Mitglied inaktiv - 05.08.2011, 15:19



Antwort auf: Marcumar und Warfarin Syndrom

Die Kumarinderivate Phenprocoumon (z. B. Marcumar), Acenocoumarol (z. B. Sintrom) und Warfarin (z. B. Coumadin) hemmen als Vitamin-K-Antagonisten die Synthese der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X. Da sie gut plazentagängig sind, erreichen sie im Gegensatz zu Heparin den Feten. Unter Warfarintherapie wurde bei über 50 Kindern ein Fehlbildungssyndrom beschrieben, das durch folgende Stigmata gekennzeichnet ist (Warkany 1976; Hall et al 1980; Stevenson et al 1980; Stein et al 1984; Zakzouk 1986; Khera 1987; Wong et al 1993; Barbour 1997; Bates & Ginsberg 1997): · Hypoplasie der Nase · Extremitätenunterentwicklung bei vorzeitiger Verkalkung der langen Röhrenknochen · Störungen der Augenentwicklung bis zur Blindheit · intrauterine Retardierung · intellektuelle Entwicklungsverzögerung · Hörstörungen bis zur Taubheit · angeborene Herzfehler Der größte Anteil der Daten zu Kumarinderivaten bezieht sich auf das in den USA gebräuchliche Warfarin. Die in Europa verbreiteten Derivate Phenprocoumon und Acenocoumarol sind in der Schwangerschaft weitaus weniger untersucht. Bei Schwangeren mit mechanischen Herzklappen kann jedoch aufgrund des erhöhten thrombembolischen Risikos unter Heparinisierung eine Fortsetzung der Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten in moderaten Dosen unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich sein (Bates et al 2008). Nach einer neueren Übersichtsarbeit trat eine typische Embryopathie nur in 2 von 118 Fällen auch bei Exposition jenseits der 6.SSW auf (van Driel et al 2002). In einer prospektiv kontrollierten Multicenterstudie des European Network of Teratology Information Services wurden 666 Schwangerschaften unter Medikation mit Vitamin-K-Antagonisten (Phenprocoumon: n = 280, Acenocoumarol: n = 226, Fluindion: n = 99, Warfarin: n = 63, Phenindion n = 2) einem unbehandelten Vergleichskollektiv gegenübergestellt. Die Spontanabortrate lag mit 42% signifikant höher als im Kontrollkollektiv (14%). Angeborene Anomalien fanden sich bei Fortsetzung der Medikation über das I.Trimenon hinaus signifikant häufiger. Allerdings traten nur zwei Fälle einer typischen Coumarinembryopathie auf. Nach dieser Studie erscheinen die Risiken kindlicher Schädigung gering, wenn die Gabe von Vitamin-K-Antagonisten vor der 8.SSW beendet wird (Schaefer et al 2006). Da Sie das Phenprocoumon bis zur 14.SSW eingenommen haben, ist von einem leicht erhöhten Fehlbildungsrisiko auszugehen. Eine Ultraschall-Feindiagnostik könnte zu einer weiteren Eingrenzung des Fehlbildungsrisikos beitragen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 08.08.2011



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