Frage: Arilin (gegen Trichomonaden) in der Frühschwangerschaft

Sehr geehrter Dr. Paulus, ich bin schon seit längerem in Behandlung in einer Kinderwunschklinik und wir warten schon sehr lange auf eine Schwangerschaft. Hormonell bin ich diesen Monat perfekt eingestellt (Schilddrüsen-Werte gut - bei Einnahme von L-Thyrox; Prolaktinwert gut - Einnahme von Bromocriptin und jetzt in der 2. Zyklushälfte Einnahme von Utrogest wegen einer Gelbkörperhormonschwäche). Meine Chancen seien laut Frauenarzt sehr gut, dass es diesen Monat mit einer Schwangerschaft geklappt haben könnte. Mein Eisprung war nachweisbar zwischen dem 5.11. und 6.11. Leider wurde bei mir am 29.10. eine Trichomoniasis festgestellt (vor dem Eisprung), dagegen habe ich die Arilin Kombipackung (12 Tabletten zu je 250 mg und 6 Vaginalzäpfchen zu je 100 mg Metronidazol) verordnet bekommen. Diese habe ich bis zum 3.11.12 eingenommen. Also bis ca. 2-3 Tage vor meinem Eisprung. Es wurde aber versäumt, meinen Partner mitzubehandeln! Am Mittwoch (7.11.) wurden bei mir wieder Trichomonaden im Abstrich gefunden. Mein Frauenarzt wollte mir eigentlich vorerst keine Medikamente mehr aufschreiben, da man nicht weiß, ob ich diesmal schwanger bin. Er meinte, die Medikamente würden dem Ungeborenen schaden. Letztendlich habe ich -auch auf meinen Wunsch hin - Arilin rapid verordnet bekommen (2 Vaginalzäpfchen zu je 1000mg Metronidazol). Ich mache mir jedoch Sorgen um eine mögliche Schwangerschaft. Die Einnistung ist ja vermutlich noch nicht erfolgt.... Kann diese hohe Menge an Metronidazol (insgesamt sind es dann ja weit über 5000 mg Metronidazol die ich eingenommen habe) dem Fötus schaden? Es ist -nebst Fehlgeburt- auch von Chromosomenschäden und Krebsentstehung beim Baby die Rede. Oder ist die Wahrscheinlichkeit, da die Medikamente ja noch VOR der Einnistung genommen worden sind, eher unwahrscheinlich das ich mit einer Fehlgeburt oder anderen Dingen rechnen muss? Wie ist ihre Einschätzung? Und kann ich gleichzeitig zu dem Vaginalzäpfchen abends die Utrogest-Kapseln vaginal einnehmen? Habe die Utrogesteinnahme jetzt vorsichtshalber auf den nächsten Morgen verschoben... Vielen herzlichen Dank für Ihre Auskünfte!

von Gieskanne am 09.11.2012, 08:49



Antwort auf: Arilin (gegen Trichomonaden) in der Frühschwangerschaft

Trichomoniasis ist eine sexuell übertragbare Erkrankung, die bei Frau und Mann auftritt und von einem Geißeltierchen, Trichomonas vaginalis, ausgeht. Dabei entzünden sich die Scheide und die männliche Harnröhre. Geschlechtsverkehr ist das Hauptübertragungsmedium der Krankheit. Sie kann durch die mikroskopische Untersuchung eines Vaginalabstrichs festgestellt und innerhalb von 5 bis 6 Tagen mit dem Wirkstoff Metronidazol behandelt werden. Zur Vermeidung des „Ping-Pong-Effektes“ ist eine medikamentöse Therapie der Sexualpartner notwendig. In einigen bakteriellen Testsystemen verhielt sich Metronidazol mutagen. Zwar liegt kein Nachweis einer Entwicklungsstörung durch Metronidazol vor, jedoch wird nach wie vor häufig die Meinung vertreten, dass die Anwendung von Metronidazol im ersten Trimenon vermieden werden sollte. Eine retrospektive Kohortenstudie mit annähernd 1400 Schwangerschaften ergab keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung beim Menschen (Piper et al 1993). Eine Auswertung von 266 oralen Therapien im ersten Trimenon (1980-1991) zeigte ebenfalls keine Häufung von Fehlbildungen (Czeizel & Rockenbauer 1998). Bei bakterieller Vaginalinfektion wird Metronidazol zur Vermeidung von Fehlgeburten bzw. vorzeitigen Wehen inzwischen empfohlen. Durch Trichomonaden entstehen beim Oralverkehr keine besonderen Probleme.

von Dr. Wolfgang Paulus am 11.11.2012



Antwort auf: Arilin (gegen Trichomonaden) in der Frühschwangerschaft

Ich habe noch eine kleine Zusatzfrage: Wir hatten auch Oralverkehr... Kann eine Trichomonadeninfektion auch im Mund auftreten? Vielen Dank vorab für die Beantwortung meiner vielen Fragen!

von Gieskanne am 10.11.2012, 07:36



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