Frage: Problematisches Essverhalten

Ich mache mir Sorgen wegen des Essverhaltens unserer Tochter. Sie war immer schon ein schmales Kind, war auch nie eine besonders gute Esserin, aber ich war immer davon überzeugt: Sie holt sich schon was sie braucht... Diese Woche kletterte sie im Bad auf die Waage und ich habe mich richtig erschrocken. Obwohl sie Klamotten und Hausschuhe trug gut 1kg weniger als noch vor zwei Monaten. Dabei war sie zwischenzeitlich nicht krank. T. ißt nicht nur wenig, sie lehnt auch alles ab was irgendeinen Eigengeschmack hat. Nur "fade" Lebensmittel wie Nudeln ohne Sauce, Haferflocken mit Milch, Brot mit Frischkäse, Reis ohne alles, werden überhaupt angerührt. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass das "Show" ist. Gestern habe ich sie motiviert, mal ein Fischstäbchen zu probieren und es hat sie richtig gewürgt. Ich weiß gar nicht recht, was ich unternehmen soll. Wir kochen täglich frisch und ausgewogen, Fertigprodukte kommen nur sehr selten auf den Tisch, wir sind selber auch überhaupt keine mäkeligen Esser... Ich habe schon zwei Kinderkochbücher angeschafft, habe es mit lustigen Bezeichnungen für das Essen probiert, habe unzählige Gemüsegesichter und Prinzessinenteller gebastelt... Da ist die Freude dann groß, es wird fleißig mit dem Essen gespielt und im Magen landen dann zwei Bissen. Das einzige, was wirklich immer geht, sind Süßspeisen. Wenn es mal Milchreis, Kaiserschmarrn oder irgendeine Art von Kuchen gibt, verdrückt sie Erwachsenenportionen. Ich will diese Abneigung gegen Herzhaftes aber nicht noch verstärken und daher gibt es solche Dinge auch eher selten. Von der besorgten Verwandschaft, die das Kind sowieso schon immer zu dünn fand, kommen jetzt so Ratschläge wie "Essen mit Sahne andicken", "Pudding zum Nachtisch" etc. Wäre jetzt so gar nicht meine Art zu kochen, aber es kann doch auch nicht angehen, dass ein 3jähriges Kind mal eben 1kg abnimmt? Über Ratschläge würde ich mich sehr freuen...

Mitglied inaktiv - 14.05.2010, 10:59



Antwort auf: Problematisches Essverhalten

Hallo Leta was die Gewichtsentwicklung betrifft, muss dich ein Kilo mehr oder weniger nicht erschrecken. Wichtig ist viel mehr, dass sich dein Kind ansonsten normal entwickelt, gut gedeiht und fit und fröhlich ist, gut schläft, keine Schmerzen hat etc. Wenn der KiA eine normale Gesundheit bestätigt und deine Tochter wenig Spass und Freude am Essen hat, müsste man zweierlei Dinge in Betracht ziehen. Entweder einen Machtkampf oder es schmeckt ihr einfach tatsächlich nicht, was du nicht persönlich nehmen solltest. Wenn Punkt zwei das Problem an der Sache ist, kann dir vielleicht folgender Text, den ich dir aus einem anderen Posting mal hier hin kopiere, etwas weiterhelfen: Zunächst möchte ich noch anmerken, dass deine Tochter aber gar nicht so appetitlos zu sein scheint :-)- Sie mag gern üppige, fettigere und gesüßte Kost. Dann schmeckt es ihr. Dann isst sie viel und braucht anschliessend weniger. in der Wochenbilanz gleicht sich das weider aus. Was du beschreibst, beklagen übrigens nicht wenige Mütter. Es gibt Ernährungsratschläge der Experten, ich gehöre dazu, die besagen, dass eine optimale Ernährung so und so auszusehen habe und man x kg zu wiegen habe. Aber die Vielzahl der Kinder die sich den Richtlinien widersetzen haben sich ja nicht untereinander abgesprochen, gemeinschaftlich das vorgesetzte Essen der Eltern zu verweigern... Das Ganze hat einen biologischen Grund. Die Kinder wählen instinktiv die Speisen, die sie am besten nähren - das heisst, sie wählen sich die Speisen aus, die gut und schnell sättigen, und Speisen, die sie jeweils individuell gut verdauen können. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, oder wenn sie hungrig sind. Vorraussetzung ist, das sie natürlich einiges kennen. Vor allem, dass alle Lebensmittelgruppen dabei sind. Das wechselhafte Essverhalten ist von vielerlei Faktoren und Gewohnheiten, sowie Vorlieben und Abneigungen geprägt. Wichtig ist dabei allerdings wirklich, dass Esserlebnisse sich positiv auf das Gesamtempfinden auswirken. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Lebensmittel stecken nicht nur voller Energie und Vitamine u.ä., sondern enthalten eine Vielzahl weiterer Inhaltsstoffe, die eine Wirkung auf den Körper haben Ob etwas schmeckt ,ist sehr stark abhängig davon, wie es dem Körper bekommt, welchen Nutzen die Speise für den Organismus hat. Das geht oft über die reine Nährstoffanalytik hinaus, in Richtung stimmungsverändernder Substanzen. Diese gibt es in unserer Nahrung zuhauf. Sogar die Muttermilch ist schon voll davon. Überladene Teller, oder mit x verschiedenen Speisen bestückte Teller wirken sehr appetithemmend. Kinder wollen Klarheit. Einen Löffel Reis, daneben Erbsen und evtl ein bisschen Fleisch oder Ei von Mamas Teller. Das fordert eher zum Essen auf. Kekse sind aus diesem Grund so beliebt. Sie sind süß und fettig. Natürlich dürfen Kekse keine Nahrungsgrundlage bilden. Aber den Keksen kämen Pfannkuchen (aus guten Zutaten zubereitet) z.B. sehr nahe. Sie müssen ja nicht extrem süß sein. Übrigens sind süsse LM u.a. deshalb so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Fett (Pommes) hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl, was evolutionär bedingt eine ebensolche Berechtigung hat. Das bedeutet nicht, dass massenweise Zucker gegessen werden soll. Finde dazu einfach Alternativen. Deine Tochter hilft dir dabei. Wenn sie begeistert isst, ist das ein gutes Zeichen. Wenn du besorgt bist, dass sie zu dünn sei, dann beobachte mal, wie sie essen würde, wenn sie komplett selbst entscheiden dürfte. Oder findet Kompromisse wie: Erst mal was deftiges Herzhaftes und dann was Süßes (Obst?) zum Nachtisch. Du kannst Pommes selbst zubereiten. Gemüse dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett - Rahmspinat. Ketchup: sehr hoher Zuckergehalt. Erbsen: leicht süßlicher Geschmack. Pizza: fettreich Da gibt es einige Beispiele. Fleisch ist schwer zu kauen. Deswegen sind Würstchen meist beliebter. Und Hackfleisch. Du siehst - die richtige Zubereitung, Freude beim Essen, ohne Druck von aussen, das Ermuntern zum Probieren (Ausspucken erlaubt), schon wirds klappen. Portionsgrößen werden oft auch subjektiv beurteilt. Maßgeblich ist die Kaloriendichte. Große Essportionen bzw Essmengen können weniger gehaltvoll sein, wenig sättigen und trotzdem als "große Portion" bewertet werden. Auch umgekehrt ist das natürlich möglich. Fett sättigt in kleineren Mengen mehr als Kohlenhydrate in Brot. Ein Stück Fleisch sättigt anders als Banane. Nicht die optische Einschätzung einer Mahlzeitengröße ist ausschlaggebend über den Grad der Sättigung, sondern die Kalorienzahl. Und die muss man auf den Tag bzw auf die Woche verteilt betrachten. Als Eltern kann man aber klare Regeln aufstellen. Damit lernen die Kinder schnell umzugehen. Hilft dir das nun weiter? Sonst frag einfach nochmal nach. Bis denn Grüsse B.Neumann

von Birgit Neumann am 14.05.2010



Antwort auf: Problematisches Essverhalten

Vielen Dank für diese tolle, ausführliche Antwort. Das hilft mir schon sehr weiter...

Mitglied inaktiv - 14.05.2010, 20:39



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