Frage: Selektives Essverhalten

Ich konnte meine Tochter, 3 Jahre, tagsüber endlich abstillen. Wir stillen jetzt nunmehr zum Einschlafen und in der Nacht. Allerdings hat das am Essverhalten in bezug auf die Auswahl der Lebensmittel wenig verändert, wenn nicht sogar verschlechtert. Sie hatte schon immer ein selektivers Essverhalten und isst jetzt zwar zu festgelegten Zeiten mehr - aber davon nur zum Frühstück bisschen Breze und/oder Gelbwurst, zwischendurch entweder auch nochmal Breze, Banane oder Hipp Riegel, mittags Wiener oder Gelbwurst, zwischendurch ebenfalls wieder Banane oder Riegel oder Breze und Abends Gelbwurst. Zum Nachtisch gibts noch ein Duplo und zwei Katzenzungen. Also sehr viel Wurst und außer Banane kein Obst oder Gemüse...Wir sind gerade eigentlich genau deshalb in Therapie, die sehen aber in der Erweiterung des Nahrungsspektrums gerade nicht so den nächsten Schritt. Das würde eh Jahre dauern....Hilfe!!! Mein Kind kann doch nicht nur von Wurst leben? Am vergangenen Wochenende gabs auch eine schwierige Situation im Lokal, weil es erst keine Wiener auf der KArte gab, wir konnten aber dann noch welche besorgen vom Imbiss. Die waren aber etwas anders vom Geschmack als gewohnt und wurden nicht gegessen. Pommes und Schnitzel von unserem Teller wollte sie auch nicht (früher gingen mal Pommes und eigentlich hat sich Schnitzel auch schon mal bisschen probiert). Hast Du einen Tipp, wie ich sie an neue Lebensmittel ranführen kann? Wie schädlich ist ein so hoher Wurstkonsum in dem Alter? Muss ich eingreifen oder kann ich -momentan zumindest - erstmal so weitermachen und bis sie neue Lebensmittel etabliert hat, eben die Wiener und Gelbwurst weitergeben?

von Rosenstock am 16.08.2023, 23:31



Antwort auf: Selektives Essverhalten

Hallo Rosenstock hmm, ist es im Rahmen eurer professionellen therapeutischen Begleitung okay, wenn du eigenständige weitere Anstrengungen (nicht im sportlichen Sinn, sondern im elterlich pädagogisch orientierten Kontext, in einem bedürfnisorientiert elternbegleitenden Sinn) unternimmst? Picky eating ist an sich eine sehr normale Sache. Ich weiß nicht, wie weit ihr inzwischen bei der Abklärung der Symptomatik und möglichen verursachenden Faktoren vorangeschritten seid und in wie weit das alles aus medizinischer Sicht als problematisch eingeschätzt wird oder werden müsste. * Drum schreibe ich dir einfach mal ein paar grundsätzliche Sachen zum "normalen" picky eating. Vielleicht hilt dir das ein bisschen weiter. Fakt ist, dass deine Tochter momentan noch gut ge- und ernährt ist, da sie noch immer ausreichend Muttermilch trinken kann und trinkt. Deine Tochter isst somit durchaus genug und hat dabei ihre Favoriten, derzeit vor allem Muttermilch und Wurst. Sie isst auch gerne Brezel, Schokolade und Banane, Hipp Riegel. In der vegangenen Zeit hatte sie bereits noch andere Speisen gegessen, die sie momentan nicht unbedingt (immer) anrührt. Wenn sie etwas gerne mag, dann ist es für sie wichtig, dass an dieser Speise immer alles ganz genau so ist, wie sie es kennt. Wenn eine Wurst bspw etwas anders schmeckt, dann ist das irritierend für deine Tochter und sie isst nicht. Darf ich kurz nachfragen - du brauchst das nur für dich zu beantworten: ist das auch problematisch, wenn die anders schmeckende Wurst zu Hause auf den Tisch kommt? Oder ist das nur problematisch, weil die Wurst im Restaurant** (von der Imbissbude geholt) anders schmeckte? ** = anderes Umfeld als zu Hause Etwas wirklich Gutes, was du/ihr natürlich auf jeden Fall tun könnt und sogar solltet ist es, wenn ihr als Eltern (wenigstens du) ganz normal esst. Man nennt das "Leuchtturm sein": so gebt ihr eurem Kind eine Orientierung - durch euer Vorleben/authentisches Voressen mit der Einladung zum NACHAHMEN Genau das, gäbe eurer Tochter die Gelegenheit dafür, um genau so zu handeln und zu essen. Seid eurem Kind einfach nur ein Vorbild und gebt ihr zwanglos und ohne sonstige beeinflussenden Dinge einfach "nur" die Möglichkeit um eigenständig Neues zu entdecken. Und lass sie immer auch das essen, was sie kennt und mag. Macht den Familientisch zu einem sicheren Ort. -Biete immer etwas aus dem sicheren Angebot (das, was deine Tochter sicher isst bzw ziemlich sicher essen wird/würde) im Falle des Restaurantbesuchs wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, wenn ihr die bekannte Wurst von zu Hause mitgebracht hättet, diese Sorte Wurst, welche sie kennt und isst. Zusätzlich könntet ihr hier als Angebot neue Speisen zum zwanglosen Kennen lernen mit auf ihren Teller legen oder von euren Tellern direkt etwas naschen lassen. Vielleicht würde sie probieren? -Gestaltet eure Mahlzeiten nach bestimmten Mustern. So wird eine Mahlzeit, der Ablauf der Mahlzeit für eure Tochter erwartbar und nachvollziehbar. Das gibt ihr eine große Sicherheit. bei einer guten und angenehmen, freundlichen, schönen Atmosphäre. Achtet auf einen guten guten und bequemen Sitzplatz. Mag sie lieber viel auf ihrem Teller oder lieber nur wenig auf ihrem Teller? Wann greift sie lieber zu? -sorge für ein angemessenes Angebot. Biete bekannte und gemochte Speisen an und schau mal, in welchen Situationen oder zu welchen Uhrzeiten deine Tochter vielleicht eine Phase hat, in der sie mehr Bereitschaft und Neugier, Lust und Experimentierfreude hat. Diese Zeiten kannst du vielleicht entsprechend nutzen, um neue Angebote zwanglos und ohne Erwartungen auf ihrem Teller zu platzieren. Wo und wann und wie probiert deine Tochter meistens und am liebsten Neues? -löse dich ggf von alten Vorstellungen in Bezug auf Mahlzeiten oder Mahlzeitengestaltung und sei offen für Neues. Vielleicht würde deine Tochter Nudeln frühstücken? Nur ein Beispiel. Meidet das: kein Lob aussprechen, wenn sie aus eurer Sicht "gut" gegessen hat. Keine Schuld zuweisen oder Schuldgefühle erzeugen, wenn sie nicht so isst wie es erwartet wurde. Keine Bestechungsmanöver machen und sie einfach mal essen lassen, wenn ihr etwas gefällt (ohne zu werten). Sämtliche Ablenkungen unterlassen (kein TV oder Hörspiel im Hintergrund, kein Tablet etc) , nicht drohen wenn es nicht gegessen wird, keine Schamgefühle erzeugen und Essen immer zwanglos und ohne physischen Zwang anbieten. Essensangebote nicht durch eigene angewiderte Blicke belasten und auch nicht ständig Sätze wiederholen, dass man x oder y selbst nicht essen würde, weil eklig sei oder wahtever. Auch nicht sagen, dass dieses oder jenes gesund oder ungesund sei, etc. Die höchste Kunst für euch Eltern ist derzeit wahrscheinlich diese: nehmt euer Kind ernst und unterstützt es dabei, dass es sich aus seiner Komfortzone heraus bewegen kann. Seid achtsam und behutsam, aber pathologisiert es nicht zu sehr (es sei denn es gibt eine Diagnose) stilisiert es nicht zum absoluten Problem und helft eurem Kind liebevoll aber nicht forsch oder bevormundend beim Finden eigener Geschmacksvorlieben und Ernährungspräferenzen Also dann Grüße Birgit N. * Gibt es eigentlich inzwischen vielleicht eine Diagnose, welche als vielleicht Grundannahme/Grund"erkrankung" hinter dem picky Essverhalten bei deiner Tochter steht oder vielleicht stehen könnte? Ist organisch alles okay? Oral alles in Ordnung? Mundmotorik okay? Sieht und hört deine Tochter gut? Du brauchst das nicht zu beantworten. Ist nur für dich zum Überdenken der Thematik

von Birgit Neumann am 18.08.2023



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