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Ständig bockiges, provozierend Kind

Thema: Ständig bockiges, provozierend Kind

Hallo, mein Sohm wird Ende Januar 4. Seit Monaten finde ich ihn unglaublich anstrengend. Bei Dingen die nicht so laufen wie er wird diskutiert und geschrien, teilweise gehauen und geweint. Zum Beispiel Nacht kommt er oft zu uns in Bett, aber ich muss ich ihn holen, wenn es der Papa macht rastet er vollkommen aus und weint und schreit. Oder wenn er was nicht darf dauert es ewig bis er aufhört zu nöten und heulen und zu diskutieren. Teilweise provoziert er dann auch noch dabei zum Beispiel beim umziehen, dass er dann rumkaspert sich wehrt. Oft hilft momentan nur drohen mit dass wir abends kein Buch lesen oder er Fernseh verbot bekommt. Habt ihr Tipps für mich? Man fängt an, an sich zu zweifeln, dass man die Erziehung nicht gut gemacht hat... und Lust nach solchen wutanfällen mit ihm zu spielen habe ich dann oft auvh nicht, mache ich dann später dennoch aber es kostet soviel Kraft diese Diskussionen. Für Idee und Vorschläge bin ich offen? :) Viele Grüße Jay

von Jay20 am 12.12.2023, 08:26



Antwort auf Beitrag von Jay20

Hallo, manchmal werden kleine Kinder besonders anstrengend, wenn man sie zu wenig mitmachen lässt. Uns Müttern kann ja alles gar nicht schnell genug gehen, deshalb machen wir meistens alles selbst und lassen das Kind nicht mitentscheiden, mitmachen und mithelfen. Und das frustriert kleine Kinder sehr. Dein Sohn kann jetzt: Entscheiden, was er anzieht (aus zwei Auswahlmöglichkeiten), er kann sich selbst anziehen, allein die Schuhe anziehen, die Klettschuhe zumachen, selbst duschen (mit etwas Hilfe), er kann dir beim Kochen helfen (Gemüse kleinschneiden), beim Einkaufen kleine Handreichungen machen und Dinge mit aussuchen, er kann beim Putzen und Staubsaugen mitmachen, Wäsche falten usw., usw. Ja, das Ergebnis wird unperfekt und vor allem dauert alles länger. Aber das macht nichts, denn er ist dann zufrieden und stolz. Kleine Kinder wollen nicht immer nur spielen, sie wollen sich wichtig, hilfreich und gebraucht fühlen. Sie wollen tun, was die Großen tun, wollen mit entscheiden und auch „groß“ sein. Meistens sind wir aber zu ungeduldig, um das zu erlauben. Aber in Wirklichkeit wird es dann für uns viel anstrengender, weil das Kind unzufrieden und schlecht drauf ist - als wenn wir es einfach überall mit einbeziehen würden und es dann gut gelaunt und pflegeleicht ist. Wenn dein Sohn sich nicht umziehen lässt, dann deshalb, weil er das längst selbst kann. Plane mehr Zeit ein. Fahre einen Gang runter, Eile und Zack-zack können Kinder noch nicht. Und wenn er nörgelig ist, lenke ihn ab, indem du fragst: Willst du mir beim Staubsaugen helfen? Sollen wir zusammen was Leckeres kochen? Du wirst sehen, wie schnell sich alles auflöst, wenn er mitmachen darf. Der bekannte Autor und Familientherapeut Jesper Juul sagte immer: „Trotzalter ist, wenn das Kind selbstständig wird und die Eltern trotzig.“ Er meinte damit, dass Eltern ihrem Kind die Selbstständigkeit oft nicht ermöglichen und sich querstellen. Es sind eher die Eltern, die bockig sind und das Kind nicht mitmachen lassen. Mein Sohn hatte auch so eine anstrengende Phase. Sie löste sich innerhalb von Tagen in Luft auf, nachdem ich ihn einfach überall eingebunden habe im Alltag. Er war so was von happy und stolz. Hätte ich viel früher machen sollen. LG

von Lillimax am 12.12.2023, 09:29



Antwort auf Beitrag von Jay20

Ganz grundsätzlich gibt es Kinder mit schwierigem Temperament. Ich schreibe das, weil von außen oft kommt, dass die Eltern schlecht erziehen, mal.mehr durchgreifen müssten usw. Es gibt Anfängerkinder und Kinder, die sich schwerer führen lassen. Mein ältester Sohn ist ein Anfängerkind, mein Jüngster nicht. Zur Autonomie hat Lilli ja schon alles geschrieben. Das finde ich auch wichtig. 2. Aspekt, kleine Jungs brauchen ihre Väter. Wieviel Zeit vebringt der Papa mit ihm? Schön, wenn er mit ihm etwas spielt, was Euer Sohn sich aussuchen darf. Aber er kann ihn auch einfach in sein normales Leben mit einbinden. Mein Mann hat in dem Alter die Kinder Auto staubsaugen lassen, er hat mit Ihnen Reifen gewechselt, Reparaturen gemacht, Einkaufen. Der Papa sollte ihn für Dinge, die er gut macht, loben. Das brauchen die wie Blumen Wasser zum Wachsen. So entsteht auf Dauer Bindung und dann klappen so Königsdisziplinen wie alles rund ums Schlafengehen auch besser. Und ansonsten, klare Strukturen sind bei schwierigen Kindern wichtig. Gleiche, verlässliche Abläufe. Nicht diskutieren. Schlechtes Verhalten auf keinen Fall verstärken, also nicht nach Weinen, Diskutieren, Hauen Dinge doch erlauben. Bei Hauen "Niemand in dieser Familie wird gehauen, wir hauen Dich nicht und Du uns nicht." Auf der anderen Seite verstärken, wenn er gewünschtes Verhalten zeigt. "Du bist so schnell gekommen, als ich Dich vom Spielplatz gerufen habe, dafür darfst Du Dir Zuhause etwas wünschen, was wir zusammen machen." Ich würde bei Jammern und Nölen mich auch vom Kind sozial trennen:"Ich hab Dir erklärt, warum es XY nicht gibt. Wenn Du Dich beruhigt hast, kannst Du wieder zu mir kommen." Ferbsehverbot und Buch nicht vorlesen ist viel zu weit weg als Konsequenz. Lieber etwas nehmen, was zeitlich eher im Zusammenhang steht, wenn möglich.

von emilie.d. am 12.12.2023, 13:44



Antwort auf Beitrag von emilie.d.

Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Sehe es im Wesentlichen sehr ähnlich. Zu den konkreten Beispielen der TE: Gerade nachts wollen Kinder die Bezugsperson. Lehnt er da den Papa ab, ist er schlicht nicht DIE Bezugsperson. Heißt: Soll er öfters solche Jobs übernehmen, sollte er sich auch am Tag mehr mit dem Kind beschäftigen, "Pflegetätigkeiten" übernehmen. Er ist mitten in der Autonomiephase, d.h. die Entwicklungsaufgabe ist gerade, selbstständiger zu werden. Damit er mehr kooperiert, könntet ihr ihm mehr Freiheit für Autonomie bieten. Heißt: Zwischen zwei Kleidungsstücken wählen und bei Nichtwahl selbst entscheiden (wird vorher angekündigt und klar kommuniziert). Und: Selbst anziehen lassen, Hilfe nur anbieten. Konsequenzen müssen sofort oder zumindest zeitnah folgen, am besten mit der Sache zusammen hängen. Fernsehschauen am Abend ist viel zu abstrakt und weit weg. Wenn mein Kind morgens nicht mitmacht, sage ich klar, dass ich vorgehen muss (also zur Küche gehen) und schon Mal den nächsten Punkt erledige. Meistens hat sie es dann ganz eilig, doch noch Hilfe zu bekommen.

von Ruto am 13.12.2023, 16:55



Antwort auf Beitrag von Jay20

Hallo, ich möchte mich nur zu einer Sache kurz äußern, denn viele brauchbare Vorschläge hast Du ja bereits bekommen. "Teilweise provoziert er dann auch noch dabei zum Beispiel beim umziehen, dass er dann rumkaspert sich wehrt." Von daher nehme ich an, dass Ihr ihn immer noch an- bzw. umzieht? Warum lasst Ihr ihn das nicht SELBST machen? Denn mit fast*knapp 4 kann man das ja eigentlich auch schon selbst - und "uneigentlich" auch. Also, dann macht dies halt nicht mehr, sondern lasst ihn das ALLEINE erledigen. Dann wehrt er sich auch nicht mehr. (Ebenfalls) viele Grüße

von kaempferin am 12.12.2023, 13:49



Antwort auf Beitrag von kaempferin

... ihr müsst es ihm nur hinlegen (damit er nicht den ganzen Schrank auskramt ;-))). Wenn er sich morgens für den KiGA nicht umziehen will (genug Zeit einplanen, damit er es gut schafft, wenn er NICHT trotzt/wütet), geht er halt notfalls im Pyjama in den KIGA- Klamotten mitnehmen und dann zieht er sich dann da um. Das geht dann bestimmt gaanz fix und er macht das wahrscheinlich nicht noch mal... Du schreibst einerseits, er kommt zu euch ins Bett, aber andererseits , du musst ihn holen. Ja was denn nun? Entweder er kommt, dann braucht ihn keiner holen. Oder er schreit, du sollst ihn holen - und da würde ich ganz klar nein sagen und eine Grenze setzen. Ihm erklären, dass das überhaupt nicht schön ist, weil alle nachts Schlaf brauchen und man darum in der Nacht herumkrakeelt. Wenn er etwas möchte, nicht schlafen kann etc.., kann er jederzeit zu euch kommen. (Bei uns ist das Kinderzimmer direkt neben unserem Schlafzimmer, Türen offen - also war das nie ein Problem). Vielleicht so ein Nachtlicht in die Steckdose, damit es nicht so dunkel ist und er sich orientieren kann. Er ist kein Baby, dass man "holen" muss, weil es noch nicht laufen kann.

von MM am 12.12.2023, 13:59



Antwort auf Beitrag von MM

... die Sätze waren etwas durcheinander, sorry.

von MM am 12.12.2023, 14:00



Antwort auf Beitrag von MM

... Entschuldigung,

von MM am 12.12.2023, 14:01



Antwort auf Beitrag von MM

Was Deine*n Überschrift*Betreff anbelangt - haargenau meine Rede!!! Denn das sehe ich ganz genauso - und habe dies ja auch schon in meinem letzten Beitrag so kommuniziert. Denn irgendwann ist es auch wirklich mal genug mit dem ganzen Baby-Gedöns. "Du schreibst einerseits, er kommt zu euch ins Bett, aber andererseits , du musst ihn holen." Auch das sehe ich so - entweder, er kommt freiwillig ins Bett der Eltern*Themenverfasserin oder er lässt es halt bleiben. Ich würde ihn da auch nicht holen - warum und wieso auch?! Ist ja nicht etwas, was er "muss".

von kaempferin am 12.12.2023, 18:24



Antwort auf Beitrag von Jay20

Wenn er nachts zu Euch will, soll er selbst laufen. Warum muss man ein fast 4-jähriges Kind holen, wenn es ruft? Umziehen kann er sich auch alleine. Er kann sich ja melden, wenn er Hilfe braucht. Wenn bei unseren Kindern Papa nicht "gut genug" war, hat Mama auch nicht geholfen. Wer nicht will, der hat schon. Allgemein würde ich klare Regeln aufstellen, von denen es möglichst keine Ausnahmen gibt. Wenn er sich an eine Regel nicht halten will, würde ich ihm die Konsequenz mitteilen. Wir haben z.T. von 3 runter gezählt und bei 1 gab es die Konsequenz. So weiß das Kind, wo es steht. Am besten sind logische Konsequenzen und zwar zeitnah und nicht in drei Stunden oder so. Bei Wutanfällen müsst Ihr gucken, wie Euer Sohn drauf ist. Unser Sohn ließ sich da z.T. noch trösten, oder man konnte mit ihm reden. Unsere Tochter konnte man nur in ihr Zimmer verfrachten und warten, bis sie sich abgeregt hatte, sonst hat sie sich immer mehr hochgefahren. Auf jeden Fall sollte man die Situation nach dem Wutanfall noch einmal mit dem Kind besprechen und dann ist auch gut. Sprich, wenn das Kind spielen möchte, würde ich dann auch mit ihm spielen. (Es sei denn, es ist beim Spielen ausgeflippt und erstmal nicht mehr mit ihm zu spielen, war die Konsequenz.) Die Kinder werden von ihren Gefühlen überwältigt. Das sind halt keine kleinen Erwachsenen. Was Kinder grundsätzlich angeht, gibt es leicht lenkbare und willensstarke Kinder. Die Eltern, wo man glaubt, es laufe super, haben entweder Kinder, die außer Haus den Heiligenschein aufsetzen (z.B. unsere Tochter) oder die nicht so dickköpfig sind. Das heißt nicht, dass diese Eltern besser erziehen. Das merkt man manchmal, wenn das große Engelchen ein Geschwisterkind bekommt, das nicht so leicht lenkbar ist.

von kea2 am 13.12.2023, 13:02



Antwort auf Beitrag von kea2

Bis auf das "Runterzählen", wie Du das nennst, finde ich Eure Vorgehensweise gut. Denn diese Zählerei ist absolut nicht mein Fall; meine Mutter hat das nie mit mir gemacht (und ein Engel war ich auch nicht!) und von daher kenne ich das gar nicht, sondern nur von anderen. Welche Konsequenz*en folgte*n dann eigentlich, wenn Ihr "fertig gezählt" hattet und Eure Kinder immer noch nicht kooperierten? Würde mich mal interessieren. "Wenn er nachts zu Euch will, soll er selbst laufen. Warum muss man ein fast 4-jähriges Kind holen, wenn es ruft? Umziehen kann er sich auch alleine. Er kann sich ja melden, wenn er Hilfe braucht." Diese 3 Dinge z.B. unterschreibe ich ganz dick und fett. Denn ich verstehe auch überhaupt nicht, warum man 4(!!!)jährige noch wie ein Baby behandeln sollte. "Wenn bei unseren Kindern Papa nicht "gut genug" war, hat Mama auch nicht geholfen. Wer nicht will, der hat schon." Das sehe ich allerdings ein ganz klein bisschen anders. Denn es gibt nun mal Kinder, die hauptsächlich mama-fixiert und hauptsächlich papa-fixiert sind. Dabei kommt es allerdings auch auf das Alter an. Wenn sie noch sehr, sehr klein und jung (so zwischen 1 und 3 Jahren) sind, finde ich das noch in Ordnung. Wenn sie aber dann deutlich älter und nur bockig sind, ist Eure Reaktion schon akzeptabel.

von kaempferin am 16.12.2023, 18:32