Hallo liebes Stillberatungsteam,
mein Sohn ist fast 10 Wochen alt und ich stille ihn zu 95%.. Hin und wieder, ich schätze 2-3 mal die Woche, bekommt er noch ein Fläschchen, wenn ich das Gefühl habe, dass er nach dem Stillen noch einen Nachschlag braucht. Oft habe ich dann ca. 45 Minuten gestillt und ich merke, dass mein Sohn unruhig an der Brust wird. Er trinkt aus der Flasche dann unterschiedlich viel, zwischen 20 und 90 ml. Das Stillen an sich klappt aber eigentlich sehr gut würde ich sagen.
Mein Problem jedoch ist, dass er immernoch sehr oft am Tag und auch nachts gestillt werden möchte. Teilweise bereits wieder nach einer Stunde, nachts ca. alle 2 Stunden. Meistens schläft er auch an meiner Brust ein oder ich merke, er nuckelt nur noch. Dass er von sich aus die Brust loslässt weil er satt ist kommt so gut wie nie vor. Bei der Häufigkeit des Anlegens muss doch eigentlich genügend Milch da sein oder kann es sein, dass er nicht satt wird?
Er nimmt keinen Schnuller und ist generell ein sensibles Kerlchen. Er will nur getragen werden und mag mal auf seiner Spieldecke für 10 Minuten abgelegt werden. Auch im Kinderwagen und im Auto weint er häufig, er braucht halt noch so viel Nähe. Eine Blockade in den Halswirbeln wurde vor knapp einer Woche von einem Chirotherapeuten gelöst.
Ich habe das Gefühl, ich bekomme nicht wirklich einen Rhythmus ins Stillen, immer wenn der halt möchte, lege ich ihn an. Wenn er mal quengelig ist, beruhigt meine Brust ihn. Er schläft auch selten länger als 2 Stunden. Oft lese ich, dass Babys in seinem Alter alle 4-5 Stunden oder nachts sogar noch seltener gestillt werden wollen. Bei uns läuft alles etwas "chaotischer" ;-) Auch eine Milchpumpe habe ich aber bei der Häufigkeit des Stillens komme ich gar nicht dazu, diese zu benutzen um mal die Milchmenge zu prüfen..
Ich freue mich auf ein paar Tipps.
Danke und viele Grüße, Moni Zitroni
von
Moni Zitroni
am 06.07.2015, 12:03
Antwort auf:
Wie finde ich einen Rhythmus im Stillen?
Liebe Moni Zitroni,
ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extermfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein.
Wenn dein Baby ausreichend zunimmt, musst Du auch nicht zufüttern!
Statt nun zu versuchen, Euer Kind zu längeren Abständen zu bringen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen:
• nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
• Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen.
• Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen.
Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann.
Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.07.2015