Trinkt und isst mein Baby (7 Monate) tagsüber zu wenig?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Trinkt und isst mein Baby (7 Monate) tagsüber zu wenig?

Hallo! Mein Sohn ist 7,5 Monate (33. Woche) und bekommt seit zwei Monaten Beikost. Seit Sonntag auch als 3. Brei den Getreide-Obst-Brei. Davor wurde er voll gestillt nach Bedarf. Da hat er immer alle 1,5 - 2 Stunden getrunken. Allerdings von Anfang an meist nur eine Brust. Die Nächte waren schon immer unruhig, bis auf eine zweiwöchige Phase im 3. Monat (da hat er 6 Stunden am Stück geschlafen) auch noch nicht durchgeschlafen. Ansonsten hat er sich immer alle 2-3 Stunden gemeldet. In letzter Zeit wurden sie durch Zahnen und Schub allerdings immer unruhiger, meistens will er vor allem in der zweiten Nachthälfte stündlich an die Brust. Ich habe den Verdacht, dass er tagsüber zu wenig isst und trinkt und deswegen nachts so oft aufwacht. Montag gabs mal eine Flasche abgepumpter Milch (120ml), weil ich abends nicht da war und danach hat er 4,5 Stunden geschlafen. Das bestärkt meinen Verdacht, dass er zu wenig aus der Brust holt. Nachts schläft er durchs Trinken sehr schnell wieder ein. In letzter Zeit ist auch das Stillen am Tag immer anstrengender. Meistens trinkt er maximal 5 Minuten an der Brust, danach ist Schluss. Meistens wird dabei auch noch ziemlich rumgehampelt und er lässt sich leicht ablenken. Unterwegs ist es erst recht eine Katastrophe. Egal, wie groß der Hunger ist, sobald ich ihn anlegen will, ist es ein ständiges Andocken-Abdocken-umschauen. Meistens löst er damit nicht mal meinen Milchspendereflex aus. Ist aber dann quengelig, weil sein Hunger nicht gestillt wurde. Würde ich ihm aber seine Wasserflasche geben, würde er sie leer trinken. Beim Brei ist das Problem ähnlich: Er isst vom Mittagsbrei nur ca. 80g, vom Milchbrei ungefähr auch soviel (80ml Pre mit zwei EL Reisflocken und ein Tl Butter). Beim Getreidebrei noch weniger, aber den haben wir ja erst neu eingeführt. Auch hier ist es eine ziemliche Zappelei beim Essen. Das Wasser dazu trinkt er mit Begeisterung. Biete ich ihm nach der Mahlzeit noch die Brust an, wird meist wieder nur ein paar mal genuckelt. Dafür hat er dann nach 2 Stunden wieder Hunger. Er ist tagsüber auch ständig müde. Ich vermute, das liegt auch an seinem häufigem Aufwachen nachts. Das Einschlafen fällt ihm tagsüber aber extrem schwer (geht oft nur mit Geschrei und grundsätzlich nur auf meinem Arm oder ab und zu auch mal im Kinderwagen oder Trage). Wenn er schläft, meistens maximal eine Stunde, oft nur 30 Minuten. Und nach 1,5 Stunden spätestens ist er wieder müde. Ab 17 Uhr kann man eigentlich nichts mehr mit ihm anfangen, deswegen bringen wir ihn um 17:30 Uhr mit Ritual ins Bett und ab 18 Uhr schläft er. Mit etwas Glück dann auch bis 21 Uhr. Momentan habe ich das Gefühl, der ganze Tag dreht sich nur darum, dass er genug schläft und isst. Das ist sehr anstrengend. Aktuell zahnt er auch wieder (obere Schneidezähne) und der nächste Schub kündigt sich wahrscheinlich auch an. Trotzdem bin ich unsicher, ob das alles im normalen Rahmen ist. Gefühlt ist er ständig im Schub oder zahnt :(. Ansonsten ist er aber ein aufgewecktes Kerlchen, fröhlich und spielfreudig (wenn er nicht gerade müde ist). Er fremdelt noch nicht, ist gegenüber anderen Menschen zwar reserviert, aber entspannt. Er rollt sich durchs ganze Zimmer und versucht zu robben. Auf dem Schoß richtet er sich auch schon zum Sitzen auf. Er ist auch schon immer gut im Futter gewesen, aktuell über 9 kg bei 67cm Länge. Nasse Windeln und häufigen Stuhlgang hat er auch. Muss ich mir Sorgen machen, dass er zu wenig trinkt? Wie kann ich ihn dazu bringen, tagsüber mehr zu trinken/essen, damit die Nächte etwas entspannter werden (ich erwarte kein Durchschlafen, aber wenigstens kein stündliches Wecken)? Soll ich unterwegs Abpumpen oder Pre füttern, damit er wenigstens etwas bekommt? Eigentlich möchte ich Pre vermeiden, denn ich möchte das erste Jahr mindestens noch stillen. Er freut sich ja auch immer, wenn ich die Brust auspacke :). Oder ist es einfach eine Phase wegen Schub und Zahnen und man kann nichts machen? Vielen Dank fürs Lesen, ist sehr lang geworden. Viele Grüße, Monika

von Tiara84 am 06.07.2016, 21:42



Antwort auf: Trinkt und isst mein Baby (7 Monate) tagsüber zu wenig?

Liebe Monika, wenn Du jetzt vermehrt die Flasche gibst, wird dein Kind immer schlechter an der Brust trinken. Wie sind denn die nassen Windeln deines Kindes? Nimmt es ausreichen zu? Wenn ja, kannst Du davon ausgehen, dass dein Baby ausreichend Flüssigkeit bekommt und einfach seine Welt entdeckt! Leider wachen die meisten Babys in diesem Alter wieder vermehrt auf, auch wenn sie tagsüber viel essen. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du brauchst also keine Angst zu haben, dass deine Milch nicht nahrhaft genug ist. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 06.07.2016



Antwort auf: Trinkt und isst mein Baby (7 Monate) tagsüber zu wenig?

Liebe Biggi, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Seine Windeln sind immer schwer und sein Urin eigentlich immer klar. Nur einmal sah die Windel gelber aus. Schlafprogramme kommen für mich nicht in Frage. Ich versuche, ihn bedürfnisorientiert aufzuziehen. Er schläft direkt neben mir im Beibett, manchmal auch direkt bei mir. Da er nur bei mir auf dem Arm einschläft (auch nicht bei meinem Mann), setze ich mich immer mit ihm auf die Couch, damit er schläft. Leider ist er kein Baby, das einfach so alleine einschläft. Wenn er dann noch Theater macht, ist das natürlich erst recht anstrengend. Aber ich muss mich wohl damit abfinden, einen schlechten Schläfer zu haben. Was mir am meisten Sorge macht, ist, dass das Stillen unterwegs nicht klappt. Gerade jetzt im Sommer hat er ja doch auch Durst, weil er schwitzt. Trotzdem trinkt er nicht mal 10 Sekunden lang am Stück, ohne sich wieder den Hals zu verrenken, damit er was sehen kann. Und ist dann aber unzufrieden, weil er noch Durst und Hunger hat. Ich trau mich kaum, längere Ausflüge zu machen, da es bei der nächsten Stillmahlzeit im Drama endet. Gibt es einen Tipp, wie ich ihn zum Trinken bewegen kann? Selbst abdecken mit dem Spucktuch bringt leider nichts. Er soll sich nicht an die Flasche gewöhnen. Soll ich das Wasser mal weglassen und stattdessen zum Brei stillen, auch wenn er dann vielleicht nicht viel trinken wird? Damit er seinen Durst nur noch an der Brust löschen muss? Vielleicht ist er durch die Trinklernflasche zu bequem geworden? Nachts ist das Stillen kein Problem, da trinkt er sehr konzentriert bis er zu müde wird. Viele Grüße, Monika

von Tiara84 am 06.07.2016, 22:52



Antwort auf: Trinkt und isst mein Baby (7 Monate) tagsüber zu wenig?

Liebe Monika, wie ist es denn, wenn Du dich mit deinem Kind etwas zurück ziehst, z.B. in eine Umkleide oder ein anderes Zimmer? Das Wasser würde ich schon anbieten, aber eher aus einer Tasse. Bekommt dein Baby denn einen Schnuller? Wenn ja, würde ich diesen mal weglassen. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 07.07.2016



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Baby 7,5 Monate trinkt wenig, verweigert Beikost

Liebe Biggi, mein Kind 7,5 Monate wird seit der Geburt voll gestillt und hat sich bis dato ganz normal entwickelt (immer 50. Perz.) Seit 1,5 Monaten haben wir mit diversem Gemüsebrei begonnen. Dieser wird leider relativ schlecht angenommen. An guten Tagen rund 40-60g - diese werden brav gegessen, dann fängt das Würgen an. Leider wird seit rund...


Baby trinkt wenig

Hallo Mein Sohn ist 20 Wochen alt und zahnt wie verrückt. Seit einigen Tagen trinkt er relativ wenig. Pro Mahlzeit hat er an der Flasche immer 150-180 ml getrunken. Mittlerweile pro Flasche nur noch 100 ml. Osanit, Dentinox oder Beißring helfen leider wenig. Fencheltee trinkt er zwischendurch. Beim trinken, trinkt er 100 ml, wir bäuern und wenn ic...


Baby 3 Monate trinkt wenig

Hallo, mein Baby ist 3 Monate alt und bei mir wurde Soor diagnostiziert. Ich habe die Symptome nur auf der rechten Seite und mein Baby zeigt keine Symptome. Wir haben Clotrimazol für meine Brust und ein Mundgel für meinen Kleinen verschrieben bekommen. Es bessert sich jedoch nichts. Nun ist es so, dass mein Kleiner, der ohnehin immer nur von ei...


Baby trinkt wenig, besonders nachts

Liebes Stillberatungsteam, ich hatte vor kurzem schonmal Fragen gestellt bzgl. unruhigem Trinken und langer nächtlicher Schlafphasen bei meiner Tochter (11 Wochen). Nun ist es seit ein paar Tagen so, dasssie nach der längeren Schlafphase (ca. 8h) aufwacht, aber nur 2 Züge trinkt und wieder einschläft (ich wickele sie vorher und versuche sie ...


Nachtrag zu Baby trinkt wenig, besonders nachts

Liebe Frau Welter, ich weiß nicht, ob Sie meine Antwort unter Ihrer Antwort sehen, daher nochmal als neue Frage. ich lege die kleine insgesamt über 24 h ca. 8 Mal an, immer wenn sie Hungeranzeichen zeigt. Problem ist, dass sie dann meist nur kurz (max. 5 Min.) trinkt. Die Windel wechsele ich auch ca. 7-8 Mal am Tag. Sie ist immer nass bis auf...


Mein baby trinkt wenig und schläft sehr viel

Hallo liebe Biggi Welter, ich bin so langsam verzweifeln. Mein 2 Monate altes Baby trinkt sehr schlecht und schläft sehr sehr viel seid der 1 Impfung (die am Freitag war). Er ist ein Still/Faschenkind (weil ich leider zu wenig Milch produziere) und bisher hat das auch suuuper geklappt mit beides aber seid Freitag klappt irgendwie garnichts mehr....


Baby trinkt wenig und spuckt anschließend

Hallo, Mein Baby ist 5 wochen alt trinkt in der Nacht alle 4-5 stunden nur für max 5 minuten und spuckt dann innerhalb paar minuten mit dem Bäuerchen zusammen alles raus. Sie fängt dann an zu weinen und möchte wieder an die Brust und fängt dann an extrem hastig und schnell zu trinken und verschluckt sich und hustet. Meistens ist das tagsüber ...


Baby 5 Monate trinkt wenig

Hallo, mein Sohn ist jetzt 5 Monate alt und seit einiger zeit haben wir Probleme mit dem Stillen. Abends vor dem schlafen gehen und nachts trinkt er super. Meist 10 Minuten und das ca. 4-5 Mal in dee Zeit von 18-8 Uhr. Tagsüber trinkt er wahrscheinlich insgesamt nur noch 15 Minuten. Sobald ich ihn anlege funktioniert es eine Minute und danach reißt...


BABY 6 Monate trinkt wenig an der Brust

Hallo, mein Sohn ist 6 Monate alt und in der letzter Zeit isst er ganz schlecht an der Brust. Aber nur tagsüber, nachts trinkt er sehr gut. Wenn ich die Zeit zwischen den Stillmahlzeiten verlänger, also von alle 2 Stunden auf alle 3 Stunden, trinkt er etwas besser. Wenn ich ihn anlege trinkt er paar Schlücke dann reißt er den Kopf weg und sc...


Baby zahnt und trinkt wenig

Liebe Biggi, unser Kleiner (7 Monate) hat glaube ich mit dem 1. Zahn zu kämpfen. Wenn ich ihn anlegen will, öffnet er auch weit den Mund, aber wendet sich dann wieder ab und trinkt nicht so häufig und auch nicht soviel wie sonst. Das geht jetzt seit 2 Tagen so. Wir haben jetzt ein Zahnöl von außen auf die Wangen geschmiert und etwas Zahngel inne...