Liebe Biggi-
Nach einem guten Jahr Fragepause bin ich also wieder hier und habe neue Fragen...
Ich stehe kurz vor meiner zweiten Entbindung, die ich trotz Notsectio beim letzten Mal spontan versuchen werde. Klappt dies nicht, kann es sein, dass dieses Mal der Kaiserschnitt in Vollnarkose gemacht werden muss (medizinische Indikation, natürlich wünscht sich das niemand).
Beim letzten Mal mit spinaler Betäubung war der Stillstart schwierig genug, ich frage mich also nun: was muss ich beachten und kann ich tun?
Wie reagiere ich (oder besser der Vater, ich bin ja nicht ansprechbar) auf routinemäßige Zufütterungsvorschläge? Kommt der Milcheinschuss sicher später? Oder kann ich durch viel Anlegen was reißen? Sollte ich zusätzlich Pumpen (wird ja bei KS oft auch routinemäßig angeboten, um die Produktion anzuregen)?
Danke für Deinen fachkundigen Rat,
herzliche Grüße!
von
Lulus-Mom
am 10.09.2015, 11:43
Antwort auf:
Stillen nach Vollnarkose
Liebe Lulus-Mom,
auch nach einem Kaiserschnitt verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung.
Es stimmt zwar, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn das Baby im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zur Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt.
Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Sie sind ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und das Baby ist wahrscheinlich auch weniger gestresst als nach einer Notsituation.
Falls Du eine Periduralanästhesie haben wirst, kannst Du das Baby anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Du brauchst natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe deines Mannes ist es machbar). Nach einer Vollnarkose kannst Du das Baby anlegen, sobald Du richtig wach bist und das Baby halten kannst.
Wichtig ist, dass Du das Baby von Anfang an häufig anlegst, damit die Milchbildung in Gang kommt und das Baby lernt gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt.
Lass dir zeigen, wie Du trotz Bauchschnitt bequem stillen kannst, wie Du im Liegen stillen kannst und wie Du dich mit dem Baby gemeinsam umdrehen kannst (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönne dir alle Ruhe, die Du nach dem Kaiserschnitt bekommen kannst, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Du Ruhe vor dem Kind bräuchtest. Nimm jede Hilfe, die Du für den Haushalt bekommen kannst an, Du erholst dich nicht nur von einer Geburt, sondern von einer großen Bauchoperation.
Keine Bange, es wird schon werden! Und für den Falll der Fälle kannst du ja schon mal Kontakt aufnehmen zu einer Stillberaterin, die dich nach dem Krankenhausaufenthalt unterstützen kann. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ganz llliebe Grüße und alles Gute!!!
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.09.2015