Guten Tag,
Mein Sohn ist 21 Monate alt und wird noch nach Bedarf gestillt. Besonders das einschlafstillen ist hier von großer Bedeutung. Seit ein paar Wochen vergangt er auch tagsüber wieder mehr die Brust und isst nicht mehr vernünftig. Solange ich nicht da bin ist alles gut, sobald er aber merkt, dass ich in der nähe bin ist kein halten mehr. Auch ist er in letzter Zeit sehr anhänglich, will nur auf meinen Arm und lässt mich kaum aus den Augen.
Nun bin ich schon seit ein paar Wochen sehr erkältet und jetzt kam auch noch eine Rippenfellentzündung hinzu, welche eigentlich mit Antibiotika behandelt werden soll. Bis jetzt habe ich auf homöopathie gesetzt, aber nach mittlerweile 3 Wochen zu hause macht sich zum einen meine Familie sorgen und zum anderen leider mein Arbeitgeber etwas Stress. Wie gefährlich/einschneidend ist denn das sofortige abstillen? Ich wollte es eigentlich ganz langsam zum 2ten Geburtstag machen. Im Grunde genommen genießen wir das stillen, was aber zur Zeit auch etwas anstrengend ist. Ich bin wirklich etwas verzweifelt und weiß nicht was ich machen soll, was richtig ist.
Mein ganzes Umfeld verurteilt das lange stillen eh schon und hat jetzt natürlich noch mehr Grund zum meckern.
Glg Mandy S.
von
MaSpar
am 15.02.2017, 12:50
Antwort auf:
Sofortiges Abstillen?!
Liebe Mandy S.,
immer wieder kommt die Behauptung auf den Tisch, dass Stillen die Mutter auszehre und es
für die Frau besser wäre, wenn sie abstillt. Doch es gibt keinen Beweis dafür. Außerdem würde
die WHO zum Beispiel keine mindestens zweijährige Stillzeit empfehlen, wenn dies der
Gesundheit der Mutter abträglich wäre, denn die WHO hat das Wohl aller Menschen und nicht
nur der Kinder in Sinn.
Es ist auch nicht so, dass das Stillen so anstrengend wäre, sondern die Versorgung eines Babys
oder Kleinkindes ist eine der anstrengendsten Tätigkeiten die es gibt und das macht den Frauen
zu schaffen.
So lange DU nicht abstillen willst wäre es sinnvoller dich bei
deiner Arbeit zu unterstützen und dich dazu zu ermutigen, dir mehr Ruhe zu gönnen, statt im
Abstillen das Allheilmittel zu sehen.
Der Arzt kann dir ein stillverträgliches Antibiotika verschreiben, auch das ist absolut kein Abstillgrund!
ich zitiere hierzu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, 7. Auflage 2006:
Antibiotika allgemein
Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht.
In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert:
Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall),
Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten,
Entwicklung resistenter Keime,
Sensibilisierung.
Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993).
Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika
Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996).
Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten.
Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990).
Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988).
Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985).
Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind.
Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind.
Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden.“
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.02.2017