Hallo,
meine Tochter ist 11 Monate alt. Sie wurde vom Anfang an gestillt, was immer super funktioniert hat - dafür bin ich auch sehr dankbar.
Nun finde ich es aber schon seit längerem an der Zeit, dass ich gerne abstillen würde. Habe das auch mit der Kinderärztin besprochen, denn das Problem ist, dass sie wirklich extrem wenig Brei/Beikost isst und keine Milch aus einem Fläschchen trinken mag. Wir haben viele verschiedene Fläschchen und Sauger probiert, abgepumpte Muttermilch oder Pulvermilch, nichts mag sie.
Theoretisch sieht ein Tag so aus: morgens einmal stillen, Mittags Gemüse/Fleisch Brei, Nachmittags Obst/Getreide Brei, Abends Milch/Getreide Brei und zum schlafen gehen nochmal stillen. Nachts will sie nach wie vor alle 2 bis 3 Stunden gestillt werden.
Nun isst sie aber manchmal wenn überhaupt nur die Hälfte von ihrem Brei, manchmal überhaupt nur ein paar Löffel. Die Kinderärztin meinte dass das zu wenig ist sondern sie schon so 180 bis 200 gr pro Mahlzeit essen sollte. Das schaffen wir nur Abends mit dem Milch Getreidebrei. Wenn sie eben diese Mengen nicht schafft, sollte sie danach immer noch gestillt werden, zumindest bis sie 12 Monate alt ist und dann braucht sie nicht mehr so viel Milch.
Ich habe verschiedene Breie probiert (selbst gekocht, Gläschen,..) und auch ihr das essen nach dem BLW Prinzip zum selber essen anzubieten. Nur mäßiger Erfolg. Sie spielt mit dem Essen und kostet, wirft es dann aber weg.
Meine Frage: haben Babys in dem Alter schon die Fähigkeit das sie nur so viel essen wie sie brauchen, also ein natürliches Hunger/Sättigungsgefühl?
Sie mag das essen nicht aber stillen geht immer - also muss sie ja doch hungrig sein. Nach ihr würd sie den ganzen Tag nur mit ein paar Löffeln Brei auskommen - das glaube ich einfach nicht. Ich möchte natürlich nicht, das ihr an etwas fehlt und stille sie daher fleißig weiter aber befürchte, das sie sich auch nicht mal "bemühen" will den Brei zu essen oder das Flascherl zu trinken wenn sie eh weiß, das ich sie dann stille.
Was kann ich da tun? Auch das das in der Nacht besser wird?
von
Mandarine1987
am 12.05.2017, 10:31
Antwort auf:
Probleme beim Abstillen
Liebe Mandarine1987,
wie zweizwerge schon schrieb: Es gibt kein MUSS bei der Beikost, solange das Baby gestillt wird und sich gesund und gut entwickelt.
VIELE Babys sind in diesem Alter noch nicht wild auf Brei und Co., weil sie es einfach noch nicht brauchen.
Der spanische Kinderarzt Carlos González hat ein sehr kluges Buch zu dem Thema geschrieben: Mi niño no me come (Mein Kind will nicht essen). Das wäre sicher interessant für dich...
Dr. Gonzalez hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Und: Wenn du vergleichst, wie viele Kalorien die verschiedenen Nahrungsmittel haben, wird schnell klar, dass Stillen weiterhin ganz wichtig ist! Auf jeden Fall so wichtig, dass es nicht durch Beikost ERSETZT werden sollte!!! So haben z.B. Karotten gerade mal 22 kcal pro 100 g, im Gegensatz zu Muttermilch mit gut 68 kcal pro 100g. Die Beikost bekäme nur durch die Zugabe von Fett deutlich mehr Kalorien!
Auf einer Konferenz in Birmingham hat er mal einen Vortrag zum Thema Beikost gehalten. Unten füge ich dir einen Auszug daraus an.
Lieben Gruß,
Kristina
Mein Kind will nicht essen
Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL Europa Konferenz 2000 in Nottingham
zusammengefasst von Denise Both, IBCLC
Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern.
1999 hat Dr. Gonzales sein Buch "Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham.
"Mein Kind isst nicht(s)" das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer.
Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst.
Zunächst einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter "nichts" essen.
Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen. Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen?
Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das "Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden:
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr.
Wie viel Nahrung braucht ein Kind?
Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen.
Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein "nicht essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt:
1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi "nebenbei" gedeckt hat?
Wie lange kann ein Baby ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden?
Die derzeit verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten.
Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist.
Babys sind Skeptiker, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte Karotten isst.
Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen!
Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen Unterernährung und Nicht Stillen erklären: da der Magen des Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen.
Laut Dr. Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen muss. Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab:
Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!
von
Kristina Wrede
am 12.05.2017
Antwort auf:
Probleme beim Abstillen
Huhu,
Schau auch nochmal in die Essens-Foren, aber meiner Meinung nach müssen die Kinder auf keinen Fall die 200 g aufessen! Meine Zwillis haben sich immer ein Gläschen geteilt (wenn sie's denn geschafft haben...
Babies haben ein natürliches Sättigungs-Gefühl, und es ist gut, wenn man das akzeptiert und dem Kind nicht beibringt, dass es danach noch weiteressen muss.
von
zweizwerge
am 12.05.2017, 14:11