Liebe Fr. Welter,
mein Sohn ist jetzt 151/2 Wochen alt. Ich hab von Anfang an gestillt und immer mal wieder etwas Pre Nahrung zugefüttert. Eigentlich mehr gestillt da er oft Phasen hat wo er die Flasche komplett verweigert.
Bei Geburt wog Nelson 4005g, sein niedrigstes Gewicht war 3725g, heute wiegt er 6530g.
Seit ein paar Tagen klappt das Anlegen nicht mehr richtig. Nelson hat definitiv Hunger. Beim Anlegen saugt er kurz 2-3 mal, fängt an zu Jammern, lässt los und dreht sich weg. Paar Sekunden später das gleiche Spiel. Flasche will er dann auch nicht.
Ich bin total verzweifelt. Wie viel muss er jetzt in seinem Alter wöchentlich eigentlich noch Zunehmen?
Hab auch versucht ihn im abgedunkelten Raum im Liegen anzulegen aber da ist es das gleiche Spiel.
Eigentlich ist das schönste Stillen spät am Abend im Bett wenn er müde ist oder nachts.
Mein Kinderarzt sagte ich bräuchte ihn nachts gar nicht mehr Anzulegen weil er mit dem Gewicht über der 85. Perzentile liege und außerdem würden Kinder die verschüttet sind auch tagelang nix bekommen und überleben trotzdem. Nach dieser Aussage werde ich mit Sicherheit bald den Kinderarzt wechseln. Und laut meiner Kurve liegt Nelson unter der 50. Perzentile!
Vielleicht ist er auch durcheinander von der letzen Woche. Wir hatten einen relativ festen Tagesablauf und dann musste Nelson 2 d ins Krankenhaus (48h Überwachung wegen Kopfverletzung, zum Glück völlig unauffällig) und am Freitag wurde er geimpft und bekam über 39 Fieber. Wobei das Stillen im Krankenhaus wunderbar geklappt hat, war ja mit aufgenommen.
Vielleicht haben Sie einen guten Ratschlag für mich, bin echt am verzweifeln weil ich immer Angst hab das mein Kind verhungert.
Ach ja noch eine Sache. Er hat immer noch Blähungen besonders in der Nacht, mit denen er kämpft. Ich weiß nicht ob das wichtig ist aber ich erwähn es einfach mal.
Liebe Grüße
Claudia
von
claudiamaintal@web.de
am 21.06.2016, 09:54
Antwort auf:
Kind jammert an der Brust
Liebe Claudia,
in den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 150 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden.
Vielleicht ist das Baby durch den Krankenhausaufenthalt durcheinander, vielleicht hat es doch noch Schmerzen oder aber es streikt einfach so.
Zunächst würde ich ALLE künstlichen Sauger verbannen, keine Flasche, keinen Schnuller.
Leider kann ich weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen (das klappt oft besser bei Frauen, die mit der Pumpe nicht gut zurecht kommen) oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.06.2016