Häufigkeit der Stillmahlzeiten bei 12 Wochen altem Baby?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Häufigkeit der Stillmahlzeiten bei 12 Wochen altem Baby?

Liebe Biggi, liebe Kristina, Mein Sohn ist nun 12 Wochen alt. Ich stille ihn voll. Von Beginn an hat er sehr oft getrunken, auf 12 bis 13 Stillmahlzeiten kamen wir immer in 24 Stunden. Nun dachte ich, dass es mit der Zeit weniger werden würde und er auch mal länger durchhalten würde. Aber dem ist nicht so. Wir hatten zwar schon mal einige Tage, wo wir tatsächlich "nur" bei 10 Stillmahlzeiten waren. Aber jetzt kommt er seit einigen Tagen mehr oder weniger stündlich, alleine letzte Nacht (von 19:45 Uhr abends bis 6:00 Uhr morgens) waren es 5 Mal und seit dem auch schon wieder 5 Mal. Im Moment sind es also eher 15 Stillmahlzeiten in 24 Stunden. Das schlaucht extrem und ich frag mich, ob das noch "normal" ist in dem Alter? Ich kenn sonst kein Baby, dass so oft gestillt wird, wie er... Oft hab ich auch das Gefühl, dass er gar nicht wirklich Hunger hat, sondern nur Nuckeln will. Den Schnulli will er in dem Moment dann aber nicht haben, den nimmt er so wie so nur tagsüber zum Schlafen, nachts will er ihn auch nicht, auch da will er an die Brust. Ich wüsst einfach gern, ob man daran irgendwas ändern kann? Bin manchmal gefühlt den ganzen Tag und die ganze Nacht nur mit Stillen beschäftigt, dann bin ich müde, gereizt... Milch hab ich aber, denke ich, genug. Mein Sohn nimmt zu, hat seine 6 nassen Windeln am Tag, 1-2 mal am Tag Stuhlgang, eine gesunde Hautfarbe und ist (meist) guter Dinge, aufgeweckt und fröhlich. Abstillen ist auch keine Option, Fläschchen nimmt er nicht (haben wir schon ein paar Mal mit abgepumpter Muttermilch versucht). Also: Ist das "normal"? Kann ich was daran ändern? Wann wird es besser? Vielen Dank schon einmal fürs Lesen und Antworten, ist ja nun doch etwas länger geworden...!:) LG von Marie

von Augustmary am 11.01.2017, 12:45



Antwort auf: Häufigkeit der Stillmahlzeiten bei 12 Wochen altem Baby?

Liebe Marie, am liebsten würde ich dich erst einmal in den Arm nehmen, man spürt deine Erschöpfung richtig. Dein Kind ist in einer Phase, die Ihr zusammen überstehen müsst. Je mehr Du dagegen ankämpfst, um so schwieriger wird es werden…. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Statt nun zu versuchen, dein Kind zu längeren Abständen zu bringen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viele Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen und um neue Energie zu tanken Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.01.2017



Antwort auf: Häufigkeit der Stillmahlzeiten bei 12 Wochen altem Baby?

Liebe Augustmary, Bei meiner Kleinen war es ganz genauso! Sie hing manchmal stundenlang an der Brust! Was mir alles sehr erleichtert hat: im Liegen zu stillen! Das habe ich oft auch tagsüber gemacht, so kamen wir beide zu einem Nickerchen! Erfordert anfangs etwas Übung, es lohnt sich aber! Mittlerweile ist sie 6 Monate alt, kommt tagsüber noch ca. alle 2-3 Stunden (oft eher zum Einschlafen/Nuckeln, sie nimmt keinen Schnuller), dafür nachts oft nur noch 1-2 Mal! Durchhalten, es wird bestimmt bald besser! :) Lg Kathrin

von kathrinundclara am 11.01.2017, 14:47