Liebe Stillberatung,
ich habe unsere Tochter 6 Monate voll gestillt. Die Anfänge waren sehr intensiv, d.h.Cluster-Feeding und viel Nähebedürfnis. Unsere Tochter liess und lässt sich immer noch nicht abends ins Bettchen legen ohne exzessives Geschrei. Das "in den Schlaf-Schreien", habe ich zwei Monate ertragen, habe sie dabei gewiegt,gesungen, es kam das Tragetuch zum Einsatz, aber dann habe ich das Einschlafstillen begonnen. (Wenn wir bei Verwandten waren schrie sie wenn sie müde war, meist das ganze Haus zusammen).
Meine Tochter wollte von Anfang an viel getragen werden, kein Schreibaby, eben nur gerne bei Mama. Bei Papa oder Oma fing sie schnell zu weinen an, und ich habe sie dann wieder zu mir genommen (habe selten den Papa beruhigen lassen, da sie bei ihm auch weiter geschrien hatte, war sie bei mir, hörte sie sofort auf). Heute kam von meiner Mutter der Vorwurf, ich hätte den Vater früher öfters beruhigen lassen und bin nun in ihren Augen eine Glucke. Nun finde ich dieses enge Verhältnis angenehm, aber fast schon zu eng. Seit dem 5. Monat versucht auch mein Partner sich einzubringen und badet die kleine 1-2 mal in der Woche, und macht sie bettfertig, dies akzeptiert sie - danach stille ich sie in den Schlaf.
Unsere Tochter ist jetzt 7,5 Monate alt. Nun möchte ich einen Tanzkurs an einem Abend die Woche machen. Ich war letzte Woche das erste mal ohne Kind unterwegs, weil wir "üben" wollten, ob sie sich von Papa in den Schlaf begleiten lässt.
Mein Freund war mächtig stolz, dass sie sich mit Gebrüll (15 Minuten) in den Schlaf begleiten lässt. Nun ist er total motiviert und möchte dies gleich drei Tage die Woche übernehmen. Ich würde es ihm gerne gönnen, aber muss die kleine absichtlich drei Tage schreien, wenn ich ihr die Brust geben könnte? Der eine Tag wäre ihm zu wenig, da fühlt er sich auf Abruf, weil ich ihn für den Tanzkurs brauche.
Mein Freund meinte, sie stirbt dabei ja nicht, aber mir blutet dabei das Herz, wenig ich sie so schreien höre!
Ein anderer Rat war, ich soll ihr nun das Einschlafstillen komplett abgewöhnen.
Sie schreiben ja auch oft, dass die kleinen gerne nuckeln, wenn die Zähne kommen, krank sind u.s.w. Bis jetzt habe ich ihr immer die Brust angeboten...egal ob 30 Minuten oder 3 Stunden Schlaf. War das falsch? Mittlerweile nimmt sie auch zum Einschlafen den Schnuller, aber eben nicht immer: sie drückt ihn dann weg und sucht die Brust. Muss ich da hart bleiben oder situationsabhängig denken?
Mein Partner meinte, wir müssen es üben, damit unsere Tochter wenn ich beim Tanzkurs bin nicht so vor den Kopf geknallt ist.
Sollen wir das Einschlafstillen komplett abgewöhnen oder nur an dem einen Tag Papa machen lassen?
Es geht grad so schnell mit diesem Wechsel, ich fühle mich irgendwie etwas nutzlos!
Die Nähe ist tagsüber auch nicht mehr so da, da sie schon krabbelt und alles erkunden will, daher geniesse ich die Still-Abende. Der Papa will aber nun auf einmal auch sein "Recht" durchsetzen. Empfinde ich falsch und sollte mich lösen? Bei der Oma schreit sie sich übrigens auch in den Schlaf. Ich brauche dringend einen kleinen Rat.
vielen Dank im voraus!
Mitglied inaktiv - 03.02.2015, 22:02
Antwort auf:
Einschlafstillen abgewöhnen?
Liebe jubi,
und ob ich dich beruhigen kann, weil ich nämlich in genau der gleichen Situation war :-).
Mein Kind hat sehr spät seine Fühler ausgestreckt und hat sich Welt im kompletten ersten Lebensjahr von meinem Arm aus angeschaut. Heute ist mein 19-jähriger Schulsprecher und voller Selbstvertrauen und ich bin immer und immer wieder froh, dass er die Zeit bekommen hat, die er wohl gebraucht hat.
Uns macht das Gerede der Anderen meist große Angst ("es kann doch nicht sein dass sich alles um das Baby dreht"), aber glaub mir: Es funktioniert, und schadet überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: Es festigt die Bindung zwischen dir und dem Kind, zeigt ihm, dass es dir vertrauen und sich auf dich verlassen kann. Und DAS prägt sein ganzes Leben!!
Wir kennen sie alle: Die besser wissenden Freundinnen, Nachbarinnen, Schwiegemütter und Schwägerinnen, und die eigene Mutter ist meist auch keine wirkliche Stütze, weil sie selbst nicht stillen "konnte". Glaub mir, DU BIST NICHT ALLEIN, und das, was dein Herz dir sagt und dein Kind dir zeigt, ist das, woran du glauben solltest. Alles andere mag schön und gut für die anderen sein, dann kannst du mutig erwidern:
"Wie schön, dass dein Kind glücklich mit seiner Flasche einschläft, meiner tut es an meiner Brust, und ich kann dieses Glück dann direkt mitempfinden. Ist es nicht toll, dass jede von uns das für sie passende aussuchen kann?"
Lass dich nicht in eine Haltung schubsen, die nicht deine ist!
Einen Menschen zu lieben bedeutet auch ihn zu achten und ernst zu nehmen. Kann man damit einem Menschen schaden? Wohl kaum.
Die Empfehlungen von Stillexperten und auch von so einer renommierten Organisation wie der WHO lauten für die gesamte Stillzeit, dass nach Bedarf gestillt wird, auch bei einem älteren Baby oder Kleinkind (das heißt natürlich nicht, dass frau bei einem Kleinkind nicht doch gewisse Grenzen setzen kann). Bei einem sieben Monate alten Baby ist es jedenfalls vollkommen normal, dass es noch häufig und auch unregelmäßig gestillt werden will.
Wenn dein Sohn so weit ist, dass er alleine und ohne Brust einschlafen kann, dann wird er dies auch tun. Du wirst ihn nicht bis zu seiner Hochzeitsnacht in den Schlaf stillen: ).
Mein mit Familienbett und Zuwendung „verwöhnter" Großer ist heute keineswegs ein Tyrann, sein Charakter ist sicher auch nicht verdorben und wenn ich ihn nicht hätte und er nicht so hilfsbereit und liebevoll zu seinen Geschwistern wäre, könnte ich oft nicht am Computer sitzen und Stillfragen beantworten. Ach ja, und er schläft schon seit sehr langer Zeit im eigenen Bett, ohne dass wir ihn ausquartieren mussten, er ist von selbst gegangen und abgestillt hat er sich ebenfalls schon sehr lange: ).
Lass dich nicht irre machen und vertrau auf dein Herz, es bewährt sich.
Sprich mit deinem Mann über deine Gefühle und sag ihm, dass Du nicht ihm misstraust, sondern einfach noch warten möchtest, bis Du dein Kind alleine lassen magst.
Lass deinen Mann so viel Zeit wie möglich mit dem Baby verbringen! Er kann das Kind tragen, baden, füttern und versorgen und mit der Zeit WIRD dein Baby auch bei ihm einschlafen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.02.2015
Antwort auf:
Einschlafstillen abgewöhnen?
Liebe Biggi,
vielen lieben Dank für die schnelle Antwort. Die Kleine bleibt ja tagsüber seit ein Paar Tagen gerne für 1- 2 Stunden mal bei Papa bzw Oma. Wir haben ja geübt ; )
Soll ich meinen Mann trotzdem bitten, an dem Tag, wo ich nicht da sein werde, die kleine ins Bett zu bringen? Das würde nur mit Geschrei funktionieren...oder den Tanzkurs lassen??
Übrigens: bei allen anderen auch, inklusive mir, wenn sie nicht die Brust bekommt (wie gesagt, manchmal nimmt sie den Schnuller und meckert dann nur laut, bei Papa/ Oma schreit sie auch mit Schnuller wie am Spieß )
Liebe Grüße
Mitglied inaktiv - 04.02.2015, 07:42
Antwort auf:
Einschlafstillen abgewöhnen?
Liebe jubi,
diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen, Du kennst dein Kind am besten und wirst spüren, was dein Kind verkraften kann und was noch nicht.
Probiere es doch aus, notfalls packt dein Mann das Baby ein und die beiden schauen dir zu ;-).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.02.2015