Frage: Div. Fragen zum Stillen

Hallo Frau Welter, ich habe keine Hebamme und das naechste Treffen der oertlichen LLL Gruppe ist erst in ein paar Wochen daher wende ich mich an Sie. Meine Tochter ist 3 Wochen und 1 Tag alt, ich stille voll. Bei den bisherigen Checks beim Kinderarzt (mit einer und mit zwei Wochen) hatte sie immer sehr gut zugenommen und ist auch schon ein gutes Stueck gewachsen. Sie hat einen recht regelmaessigen 3-h-Rhythmus tags wie nachts, manchmal sind es auch nur 2,5 oder 4 h aber auf die 3 h Schlaf kann man sich in der Regel verlassen. Dennoch bin ich mir oft unsicher ob ich alles richtig mache und ob sie auch genug trinkt. Sie trinkt naemlich sehr oft nur eine Seite. Hier zwischen 10 und 20 Minuten, dann schmeisst sie sich zurueck und will auch nicht mehr an die Brust. Entweder schlaeft sie dann direkt ein oder sie kaempft eine Weile mit dem Baeuerchen und fuellt die Windel. Wenn das dann alles geschafft und die Windel wieder trocken ist schlaeft sie meist auch ein. Wenn sie noch weiter quengelt lege ich sie an der anderen Seite an wo es dann ja auch reichlich sprudelt. Da trinkt sie meist nur wenige Minuten und schlaeft dann direkt ein, bis zur Hintermilch kommt sie selten. Insofern trinkt sie tagsueber meist max. 1,5 Brueste, nachts eigentlich strikt nur eine Seite. Wenn sie mal wirklich beide Seiten leer trinkt dann ist das nur am Nachmittag oder abend der Fall. Ist das denn in Ordnung wenn sie nur eine Seite trinkt und dann einschlaeft? Ich dachte immer dass es am Anfang beide Seiten braucht ... Wecken ist nicht, das beeindruckt sie nicht. Sie ist dann vielleicht wach aber trinkt nicht. Zudem ist es fuer mich insbesondere nachts unangenehm wenn die eine Seite noch so voll ist, ich pumpe dann meist 1 x pro Nacht ca. 30-40 ml ab um mir etwas Erleichterung zu verschaffen. Und auch weil ich Sorge habe, dass die Milch wegbleiben koennte wenn regelmaessig nur eine Seite nachgefragt wird. Kann das denn passieren und sollte ich weiterhin immer die zweite Seite abpumpen (eventuell auch mehr?)) um nicht irgendwann zu wenig zu haben oder ist das nicht noetig? Und durch ihren 3-h-Rhythmus und die recht lange Stilldauer (max 20 min trinken aber dann locker mal 30-60 min aufstossen, wickeln, wieder aufstossen, evtl. nochmal anlegen ... bis sie zur Ruhe kommt vergehen meist 1,5 h oder mehr) komme ich nur auf ca. 6 Fuetterungen pro Tag, lese aber ueberall dass es 8 bis 12 sein sollten. Dafuer muesste ich sie aber wecken was fast unmoeglich ist, wenn sie schlaeft schlaeft sie. Ist das trotzdem in Ordnung wenn sie zunimmt und zufrieden scheint? Last but not least: mir wurden im KH Stillhuetchen gegeben weil sie die linke Brust komplett verweigert hat und an der rechten Brust bereits nach 1 Tag die Brustwarze total im Eimer war. Das Problem sind wohl meine Brustwarzen. Die sind ungelogen nur erbsengross und lassen sich kaum aufstellen oder verformen bzw. gehen sofort zurueck in ihre alte Form sobald der Druck nachlaesst. Ohne das Stillhuetchen konnte die Kleine einfach nicht richtig anpacken und saugen auch nicht mit C-Griff. Nun ist sie natuerlich an das Stillhuetchen gewoehnt und trinkt nicht ohne, ich wuerde aber so gerne davon wegkommen denn ich finde es insbesondere unterwegs laestig wenn ich erst das Ding drauf setzen muss, wenn sie mit den Armen rudert resist sie es beim Anlegen manchmal runter usw. ... einfach nicht so richtig praktisch wenn auch sehr hilfreich. Gibt es eine Moeglichkeit ihr das Stillhuetchen abzugewoehnen und ihr beizubringen ohne zu trinken auch wenn meine Warzen dafuer vielleicht nicht ideal sind? Sorry dass es so lang geworden ist! Vielen Dank im Voraus fuer Ihre Hilfe! Herzliche Gruesse K.

von Koala2206 am 08.07.2015, 20:59



Antwort auf: Div. Fragen zum Stillen

Liebe K., die Empfehlung, dem Baby immer beide Seiten anzubieten ist vor allem in der allerersten Zeit wichtig, wenn die Milchbildung in Gang kommen und sich die Stillbeziehung einspielen muss. Sobald sich die Stillbeziehung eingespielt hat und das Kind gut gedeiht, können Sie sich von Ihrem Baby leiten lassen und wenn Ihr Kind mit einer Seite satt und zufrieden ist und gut gedeiht, dann müssen Sie ihm die zweite Seite nicht „aufdrängen". Es gibt keine feste, unumstößliche Regel, die sagt „Es müssen immer und unter allen Umständen beide Seite gegeben werden" und es gibt auch keine fixe Vorschrift „es muss mit der Seite begonnen werden, an der das letzte Mal zuletzt getrunken wurde". Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich gut entwickelt und ihr beide euch wohl fühlt. Viele Frauen tasten einfach und geben die Brust, die sich voller anfühlt. Sie können nun immer dann, wenn ihre Brust prall und voll wird und Ihr kleiner Sohn nicht mehr trinken mag, vorsichtig gerade so viel Milch ausstreichen oder abpumpen, dass das unangenehme Spannungsgefühl nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Bitte keinesfalls mehr Milch als unbedingt notwendig aus der Brust entleeren, da sonst die Milchbildung weiter angeregt wird. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Stillhütchen sind ein Hilfsmittel, das in bestimmten Situationen seine Berechtigung hat. Die Kunst besteht darin, zu erkennen, wann dieses Hilfsmittel wirklich hilft und wann nicht. Wichtig ist außerdem, dass die Frau, die mit Stillhütchen stillt gut begleitet wird und da hapert es leider sehr oft. Außerdem gibt es Probleme, die sich nur scheinbar durch die Verwendung eines Stillhütchens lösen lassen und hier gilt es gut zu unterscheiden, ob die Frau dann aufgibt, weil das Problem nicht gelöst wurde oder weil sie mit Stillhütchen stillt. Die Studien, die zeigen, dass Stillhütchen zu einer Verkürzung der Stilldauer führen, sind in der Regel relativ alt und berücksichtigen deshalb nicht, dass die Stillhütchen heute aus anderem Material sind und deshalb auch andere Eigenschaften haben. Doch selbst wenn die Stilldauer verkürzt ist, ist es immer noch besser, die Frau stillt eine kürzere Zeit mit Stillhütchen als gar nicht. Ich kenne übrigens eine Frau, die über zwei Jahre mit Stillhütchen gestillt hat und nicht jede Frau wird automatisch bald abstillen, nur weil sie Stillhütchen verwendet, da spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Pauschal lässt sich nicht sagen, dass die Verwendung von Stillhütchen immer zum vorzeitigen Abstillen führen wird. Wenn Sie also gut zurechtkommen, besteht kein Grund zur Sorge, allerdings sind die Dinger lästig und Sie können in diesem Alter schon versuchen mit der Zeit darauf zu verzichten. Die folgenden Vorgehensweisen haben sich bewährt: Schrittweises Abschneiden der Spitze des Stillhütchens. Einige Mütter entwöhnen ihre Babys erfolgreich von den Stillhütchen, indem diese umstülpen und dann jeden Tag (oder vor jedem Stillen, wenn das Baby dies akzeptiert) einen dünnen Streifen aus der Mitte herausschneiden, bis nichts mehr übrig bleibt. Zum Schneiden wird eine scharfe Hautschere oder eine Rasierklinge verwendet. Bei einem Stillhütchen aus Silikon darf diese Methode nicht angewendet werden, weil beim Schneiden scharfe Kanten entstehen. Das Stillhütchen schnell wegziehen, während das Baby an der Brust trinkt. Das Baby trinkt zu Beginn mit dem Stillhütchen. Nachdem der Milchspendereflex eingesetzt hat, wird das Stillhütchen schnell weggezogen und das Baby direkt an die Brust angelegt. Das Stillhütchen mit Stoff ausstopfen. Manche Mütter haben ihren Babys die Stillhütchen abgewöhnt, indem sie diese mit etwas sauberem Stoff ausgestopft und das Stillhütchen zu Beginn der Stillmahlzeit wie gewohnt angelegt haben. Das Baby wird merken, dass es die Milch nur direkt von der Brust bekommt und allmählich die Brust dem Stillhütchen vorziehen. Probieren Sie es doch mal ohne Stress. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 08.07.2015



Antwort auf: Div. Fragen zum Stillen

Hallo, ich mag dir noch ergänzend beschreiben, wie wir von den Stillhütchen weggekommen sind - ich fand die nämlich bald genauso lästig wie du. Ich glaub, ich hab Schlupfwarzen, sodass sich meine Tochter anfangs auch nicht "festsaugen" konnte. Nach etwa 5-6 Wochen wurde es langsam besser, d.h. ich habe sie immer wieder ohne Hütchen angelegt. Wenn es nicht ging, gabs halt Hütchen. Ich glaub, unter dem Hütchen wurde teilweise die Brustwarze richtig geformt, sodass sie ohne Hütchen andocken konnte, wenn sie zwischendurch mal losließ. Das hat dann tags immer besser geklappt und mit 8 Wochen haben wir dann auch nachts ohne gestillt. Mittlerweile stillen wir seit insgesamt 20 Monaten ohne Probleme! Ich wünsch dir alles Gute!

von enanita am 08.07.2015, 21:43