Bahnt sich eine Gedeihstörung an? Und wenn ja, wie kann ich gegensteuern?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Bahnt sich eine Gedeihstörung an? Und wenn ja, wie kann ich gegensteuern?

Hallo, meine Tochter ist nun 6 1/2 Wochen und seit einigen Tage ist ihre Gewichtszunahme eher schleppend. Die Nachsorge-Hebamme war in den ersten Lebenswochen sehr zufrieden mit der (Gewichts-)Entwicklung. Die anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Stillen haben sich schnell lösen lassen, nach 3 Wochen Stillen mit dem Stillhütchen trinkt meine Tochter auch ohne Stillhilfe. Von Geburt an ist sie aber sehr hastig an der Brust, möglicherweise auch weil die Milch wie aus der Wasserpistole aus der Brust schießt. Anfangs trank sie noch 10-15 Minuten (jedoch nur eine Brust pro Stillmahlzeit) alle 2 Std. etwa. Bei der U2 wog sie 3040g, zur U3 wog sie dann 4250g. Der Arzt war zufrieden mit der Gewichtsentwicklung, auch ansonsten empfand er sie als "kräftiges Mädchen". Lediglich ihr hoher Ruhepuls hat den guten Eindruck geschmälert. In der 5. Lebenswoche mussten wir leider ins Krankenhaus (aufgrund Zyanosen an den Händen und im Mund-Nase-Dreieck). Sie trank zunehmend kürzer an der Brust, oft nur 5 Minuten. Ich sprach diese Beobachtung auch mehrfach an, doch die Ärzte empfanden ihre Entwicklung offenbar als "unbedenklich" und entließen sie "in einem guten Allgemeinzustand" (mit der Bitte uns beim Kinderkardiologen wegen des zu hohen Ruhepulses vorzustellen). Daheim blieb es dabei: sie trinkt nur wenige Minuten (manchmal 5, manchmal 10 Minuten) und schläft dann ein. Wecke ich sie, um ihr die Brust nochmals anzubieten, schreit sie und will die Brust nicht nehmen. Heute habe ich sie gewogen, da wir zum Kinderkardiologen gegangen sind (und ich das Gewicht zu Hand haben wollte). Sie wiegt heute 4440g. Mir kommt die Gewichtszunahme seit der U3 sehr, sehr wenig vor: 190g in 10 Tagen. Aus Angst, dass sie nicht genügend trinkt, habe ich in den letzten Tagen die Windeln ausgewogen (gestern: 587g Ausscheidungen, vorgestern: 609g Ausscheidungen). Der Kinderkardiologe hat mir heute erklärt, dass ihr hoher Ruhepuls entweder "keine Beschwerden" verursachen würde oder aber eine Gedeihstörung auslösen könnte (was nun über einen längeren Zeitraum beobachtet werden sollte). Als ich ihre schlechte Gewichtszunahme in den letzten Tagen ansprach, wiegelt er ab, dass das Gewicht über mehrere Wochen "mehr aussagt" und der Allgemeinzustand ebenfalls beobachtet werden soll. Sie schläft sehr viel, ist aber in ihren Wachphasen ausgeglichen (so wie seit der Geburt), vor allen Dingen nachts meldet sie sich kaum noch. An sich würde mich ja freuen, wenn die Stillabstände etwas großzügiger würden, aber ich habe Angst, dass sie nicht genügend trinkt oder die Milch nicht "nahrhaft" genug ist. Wie kann ich ihre Gewichtszunahme positiv beeinflussen? Soll ich sie zum Trinken wecken? Tagsüber meldet sie sich etwa alle 1,5 bis 3 Std. (sehr unterschiedlich inzwischen), nachts jedoch nur alle 3 bis 5 Std.! Kann es sein, dass ich sie zu wenig anlege? Wir kommen auf 9-12 Stillmahlzeiten pro Tag. Ich möchte ungern mit künstlicher Nahrung zufüttern, denn oft pumpe ich die Milch schon ab, weil meine Brüste zu sehr spannen (wenn sie sich 5 Std. nicht meldet). Sollte ich doch die PRE füttern, damit sie besser zunimmt?

von Klatschmohnmädchen am 20.04.2016, 17:25



Antwort auf: Bahnt sich eine Gedeihstörung an? Und wenn ja, wie kann ich gegensteuern?

Liebe Klatschmohnmädchen, es stimmt: 190 Gramm in 10 Tagen ist nicht übermäßig viel, aber es ist auch noch nicht so, dass das zwangsläufig auf eine Gedeihstörung aufgrund von Stillproblemen hinsteuert. Und du kannst dich auf die Ärzte schon verlassen: Wenn sie sagen, es ist ok, dann ist das auch ok. Wir müssen einfach schauen, wie es weiter geht. Gerade Babys, die phasenweise sehr gut zunehmen machen immer mal wieder auch kleine Zunahmepausen. Solange sie nicht abnimmt oder das Gewicht stagniert... Du kannst, wenn du ihr mehr Milch in der gleichen Zeit spenden möchtest, die Brustkompression anwenden. Das wäre mein erster Vorschlag. Wecken erst dann, wenn es wirklich kritisch gering würde mit der Zunahme. Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 20.04.2016



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