Hallo liebe Stillberaterinnen,
ich stehe kurz vor der Verzweiflung: Meine Tochter (knapp 4 Monate alt) will einfach nicht mehr gestillt werden. Dazu muss ich sagen, dass wir seit Tag 1 kämpfen mussten, da sie immer was auszusetzen hatte (Lieblingsbrust, zu schnell trinken, etc.) aber ich habe alles mögliche getan, da ich sie unbedingt stillen will. Hinzu kommt noch erschwerend, dass sie seit 3 Monaten eine Tübinger Hüftschiene trägt, aber auch das haben wir nach einem schwierigen Start überwunden.
Nun ist es aber so, dass sie seit ihrer letzten Impfung nicht mehr richtig trinken will (uns ist klar, dass dies eine Nebenwirkung sein kann) aber es geht seit über einer Woche so. Irgendwann waren mein Mann und ich so verzweifelt, dass wir ihr Pre Milch gegeben haben und das arme Ding, hat fast 2 Flaschen direkt weggehauen und endlich friedlich geschlafen. Leider wurde es aber nicht besser danach. Immer mehr hat sie sich dann von der Brust abgewandt, und inzwischen weint sie so lange, bis sie nicht die Flasche bekommt. Ich habe schon alles versucht: ich war bei einer Stillberaterin, die behauptet, an der Milch kann es nicht liegen (obwohl ich so gut wie nix abpumpen kann egal wie lange ich es versuche). Daher hat sie vorgeschlagen, die Flasche auf jeden Fall wegzulassen und nur zu stillen. Die Kinderärztin hingegen rät dringend zu der Flasche, da sie in 3 Wochen "nur" 300g zugenommen hat. Langsam gebe ich den Kampf auf, da sie höchstens 1 Mal am Tag und manchmal Nachts die Brust nimmt. Ich habe das Gefühl, dass sie einfach das Fläschen lieber mag, da sie zu faul ist zu "arbeiten". Haben Sie eine Idee, was hier los sein könnte? Ich freue mich über jeden Tipp und Vorschlag. Außerdem habe ich ein wenig Angst vor einem Milchstau da ja Abpumpen nicht richtig geht...
Vielen Dank schon Mal im Voraus
M. Maksan
von
mmalena
am 16.06.2016, 21:36
Antwort auf:
Baby 3,5 Monate will nicht mehr die Brust
Liebe M. Maksan,
ich glaube, dass dein Baby saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv trinken KANN.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.06.2016