Hallo, mein Sohn ist 11,5 Monate und mag nur gestillt werden. Da er nichts essen möchte hat mein Arzt mir nun geraten Abzustillen. Ich bin mir aber unsicher. Kurz zu unsere Situation. Mein Sohn hat von Anfang an Essen verweigert. Dann mit 10 Monaten ging es einigermaßen. Er hat zwar nur je eine halbe Portion gegessen aber schon fünf mal täglich. Das ging so Ca. 1 Woche. Dann kam die Zeitumstellung + Wachstumsschub + Erkältung. Seitdem will er nichts essen. Ich habe schon alles ausprobiert: Gläschen, selbst gekocht, Fingerfood, Familienessen, selbst essen lassen und vieles mehr. Füttern geht gar nicht, wenn er Fingerfood bekommt kaut er zwar drauf rum (wie Beißring) spuckt die Stückchen aber wieder raus. Ich habe auch versucht eine Mahlzeit auszulassen, aber es hilft nichts. Er fordert die Brust. Wasser trinkt er ganz gut.
Nachts schläft er auch schlecht, will alle zwei Stunden Brust. Bekommt diese auch. Allerdings beißt er auch ziemlich auf der Brust und ich bin mir nicht sicher, wie lange ich es aushalte ( er rammt die Zähne so rein, dass man da einen Zahnabdruck nehmen kann. Pflegen hilft auch nicht mehr)
Ich bin mir mittlerweile total unsicher. Habe einerseits Angst, dass er nicht die benötigten Nährstoffe bekommt und die Situation macht mich echt zu schaffen. Andererseits stille ich gerne und habe Angst mein Kind mit dem Abstillen zu "traumatisieren", da er so gerne gestillt wird. Was würden Sie mir raten?
LG
Julia
von
julia_r_88
am 25.04.2016, 10:04
Antwort auf:
Abstillen oder nicht
Liebe Julia,
so wie Sie es beschreiben, kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichen Sie genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliches und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Gerade weil Sie noch stillen, braucht Ihr Baby keinen Milchbrei und auch keine Folgemilch und nach dem ersten Geburtstag kann Ihr Kind langsam Vollmilch bekommen.
Die Empfehlung lautet darüberhinaus, dass während der gesamten Stillzeit weiterhin nach Bedarf gestillt wird, Sie müssen und sollten Ihr Kind nicht warten lassen.
Am besten sprechen Sie einmal mit dem Kinderarzt wegen dem Zink und Eisen, er kann Ihnen sagen, ob Ihr Kind überhaupt einen Mangel hat.
Ein Baby beißt nicht aus böser Absicht, sondern meist (zumindest beim ersten Mal) aus Versehen.
Sobald Ihr Baby zubeißt, reißen Sie es bitte nicht von der Brust weg, sondern ziehen Sie es nahe an sich heran. Wenn Sie es nahe an sich heranziehen, muss es los lassen, weil es sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für die Brust, wenn das Baby loslässt, als es von der Brust zu reißen.
Kleine Babys verstehen schon mehr als allgemein angenommen. Es gibt einige Tipps, wie man einem "bissigen" Baby das Beißen an der Brust abgewöhnen kann:
o das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann.
o etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe Biss kommt, bieten Sie dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne einsetzen darf.
o das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat.
o einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereit hält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren.
o mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Sie das Beißen nicht lustig finden (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich).
Probieren Sie das mal aus.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.04.2016