Liebe Biggi,
meine Tochter ist 20 Monate alt. Ich stille sie und stille gern. Sie wird mit einem Abendritual ohne Stillen sowohl von Mama als auch Papa abwechselnd ins Bett gebracht. Das klappt super. Sie wacht nachts ein bis zweimal auf, dann gehe ich zu ihr. Seit einem Monat akzeptiert sie nachts nur noch mich, mit Papa schreit sie sich in Rage. Eigentlich gab es nachts nur noch Wasser, weil das nächtliche Stillen zum Dauernuckeln wurde.
Nun war sie krank und es gab wieder nächtliche Brust, aber moderat, ein bis zweimal.
Nun haben wir einen Kurzurlaub im Juli geschenkt bekommen. Die Oma würde bereitwillig drei nächte die Betreuung übernehmen. Meine Tochter kennt die Oma sehr gut, auch die Wohnung. Wir haben zusammen sehr oft dort übernachtet. Die letzten zwei Monate nicht mehr, war zuviel los.
Ich wollte nun probeweise meine Tochter bei der Oma schlafen lassen, um zu testen und bis Juli zu "üben". Ich schwanke zwischen, das wird schon werden und Urlaub absagen. Ich kann überhaupt nicht einschätzen, ob ich das zu emotional sehe, ob ich meiner Tochter da etwas zumute oder sie unterschätze. Und wann sollte die Oma bei uns anrufen (wir wohnen in der nähe ) bzw wieviel Heimweh ist ok für eine nicht einmal zweijährige? Ich bin total verunsichert, ich will keine gluckenmama sein. Andere geben ihre Kinder viel eher woanders hin. Dazu kommt, dass mein Mann drei Tage auch zu lang findet. Aber irgendwann ist doch immer das erste mal oder?
Wie ist Ihre Meinung?
Danke im Voraus für Ihre Mühe.
von
Osterei
am 27.04.2017, 20:51
Antwort auf:
3 Nächte bei Oma mit 22 Monaten(Stillkind)?
Liebe Osterei,
leider hören wir immer wieder, dass Mütter verunsichert werden, doch Du darfst unbesorgt sein: Es gibt in diesem Alter keine ZU-ENGE Bindung. dass stillende Mütter nicht loslassen könnten, ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass jedoch nicht beweisbar ist. Es stimmt, die Bindung zwischen einem Stillkind und seiner Mutter ist in der Regel sehr eng, doch diese enge Bindung ist naturgewollt, nur so konnte das Überleben des Kindes gesichert werden und die Natur hat nicht an die gesellschaftlichen Veränderungen "gedacht", die sich inzwischen ergeben haben.
Je älter deine Tochter wird, umso selbstständiger wird sie werden und sie wird auch immer mehr ihre eigenen Wünsche und Interessen artikulieren und durchsetzen können. Du wirst sehen, dass auch Du sie dann weiter loslassen werden kannst.
Ich bin der festen Überzeugung, dass ich meine Kinder zwar verwöhne, aber nicht verziehe.:-)
Meine Kinder kennen die Regeln der Gesellschaft und wissen sich sehr wohl zu benehmen, aber wissen auch immer und zu jeder Zeit, dass sie mein größter Schatz sind.
Ja, ich verwöhne sie und habe sie nie alleine gelassen und bestimmt bin auch ich eine Glucke ;-), aber ich genieße es und bin dankbar für jeden Tag, den ich sie habe. Die Zeit vergeht so schnell und mein großer Sohn hat inzwischen seine eigene Wohnung - ich denke sooft daran, dass ich viel mehr Zeit mit ihm hätte verbringen sollen.
Es gibt keinen Zeitpunkt, ab dem es "falsch" wäre, sein Kind abzugeben und nicht mehr zu stillen. Kinder sollten so lange stillen dürfen, bis sie von allein dem Bedürfnis dazu entwachsen sind. Das kann gut drei oder vier Jahre dauern, und das wäre absolut ok. Bindungspsychologen bestätigen dies!
Du kennst DEIN Kind m besten und wirst wissen, ob es schon bereit ist für eine so lange Trennung und ob Du dies überhaupt genießen könntest.
Ich will nicht sagen, dass es unmöglich ist, für eine längere Zeit von einem Stillkind getrennt zu sein und anschließend weiter zu stillen (das beste Beispiel dafür, sind die Mütter die auf diese Weise versuchen abzustillen und keinen Erfolg dabei haben), aber es könnte kritisch werden.
Das Problem wird vermutlich weniger das Aufrechterhalten der Milchproduktion sein, obwohl das regelmäßige Abpumpen bzw. Ausstreichen im Urlaub oder auf einer Dienstreise o.ä. sicher nicht gerade zu den tollsten Freizeitbeschäftigungen gehören dürfte. Ich sehe eher ein Problem darin ein Kind für die Zeit nicht mehr zu stillen und auch nicht bei ihm zu sein.
Je nach Alter lassen sich Kinder oft recht leicht durch Ablenkung abstillen oder verlernen das korrekte Saugen an der Brust, so dass das Risiko, dass ein Kind nach der Rückkehr der Mutter die Brust verweigern wird, verhältnismäßig groß ist.
Du musst entscheiden, ob dein Kind die Trennung verkraften kann oder ob es nicht am einfachsten wäre, deinBaby und die Oma einfach einzupacken und mit zu nehmen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.04.2017
Antwort auf:
3 Nächte bei Oma mit 22 Monaten(Stillkind)?
Liebe Biggi,
hab vielen vielen Dank für die ermunternde und ausführliche Nachricht. Das hat mir sehr geholfen. Da der Kurzurlaub ein Festival ist, geht mitnehmen leider nicht. Aber ich habe beim Lesen gemerkt, dass es mir das nicht wert ist. Du hast recht, ich will gar nicht drei Tage ohne sie sein; wenn ich mir schon jetzt den Kopf darüber zerbreche, wird es wohl kaum schön werden. Und wenn das das Still-Ende wäre, fände ich das furchtbar abrupt und unpassend.
Nochmals Danke! Deine Antworten hier helfen mir schon seit dem ersten Stilltag weiter.
von
Osterei
am 27.04.2017, 22:38