Was beachten vor Schwangerschaft mit 50 ?

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Was beachten vor Schwangerschaft mit 50 ?

Guten Tag, Herr Dr.Bluni, ich möchte trotz meines Alters von 50 Jahren (gerade geworden) versuchen, noch einmal schwanger zu werden (habe eine erwachsene Tochter). Ich habe meinen Zyklus noch perfekt regelmässig mit Eisprung, sehe viel jünger aus (ganze Verwandtschaft ist biologisch jünger, alle sind sehr alt geworden) und habe immer sehr gesund gelebt. Mein Blutdruck ist eher niedrig bis normal, ich bin topfit, sehr selten krank. Trotzdem ist mir klar, dass ein Alter 50 Jahren auch bei einer Frau, die biologisch jünger ist, einige Risiken birgt bei (nicht sehr wahrscheinlich eintretender).Schwangerschaft. Was muss ich vor und während einer Schwangerschaft untersuchen lassen, um ein Kind oder mich nicht zu gefährden ? Eine Behinderung wie Down-Syndrom o.ä kann man ja meines Wissens nach im Vorfeld nicht verhindern, ausser zu einem gewissen, beschränkten Grade durch Folsäure, oder ? Wie gross ist das statistische Risiko in meinem Alter und hat mein geringeres biologisches Alter einen Einfluss ? Wie früh kann man heutzutage feststellen, ob der Embryo betroffen ist ? Eine Schwangerschaftsunterbrechung würde für mich nur in einem sehr frühen Stadium in Frage kommen, wenn überhaupt. Ein Kind mit Down- Syndrom wäre kein Weltuntergang für mich, da ich die entsprechende Reife besitze, das Problem bewältigen zu können, und auch einer solchen Seele viel geben zu können. Aber wenn ich vorbeugen kann, dann tue ich das lieber. Vielen Dank, liebe Grüsse. ,

von Meeresrausch am 12.01.2014, 00:54



Antwort auf: Was beachten vor Schwangerschaft mit 50 ?

Hallo, zwar möchte ich Ihnen nicht zu nahe treten und werde auch in einem solch öffentlichen Forum versuchen, mich dazu maximal zurückzuhalten. Jedoch bin ich der persönlichen Ansicht, dass ein solcher Wunsch in diesem Alter nach meinem Dafürhalten sich ethisch gegenüber dem Kind nur sehr schwer vertreten lässt. Im Übrigen ist die Möglichkeit einer spontanen Schwangerschaft zumindest prinzipiell als sehr gering einzustufen. Bevor Sie also hier über medizinische Themen sprechen, empfehle ich Ihnen vorweg das sehr intensive Gespräch zu diesem Ansinnen mit der Frauenärztin/dem Frauenarzt vor Ort und in jedem Fall auch mit einer entsprechend kompetenten Beratungseinrichtung, wie zum Beispiel der pro Familia und/oder einem Zentrum für pränatale Diagnostik. In einer Zeit, in der das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt eines Kindes mittlerweile bei etwa 31 Jahren liegt und in der knapp 25 % der im Jahr 2007 Neugeborenen eine Mutter im Alter von mindestens 35 Jahren hatte, bzw. gut 4 % der Mütter bei der Geburt bereits 40 Jahre und älter waren, werden wir selbstverständlich ganz offen auch über gewisse Risikoerhöhungen und die Möglichkeiten der Prävention und Früherkennung sprechen und müssen deshalb noch lange nicht von einer Schwangerschaft abraten. Bei einer 50 jährigen Frau ist dieses jedoch anders einzuschätzen und hier ist neben der oben genannten grundsätzlichen Besprechung dieses Wunsches, der Hinweis auf deutlich erhöhte Risiken bei später Mutterschaft in diesem Alter umso dringender hinzuweisen. Dazu zählen u.a. Mehr Risiken hinsichtlich -der Genetik des Kindes (z.B. Down-Syndrom-Risiko) -des Schwangerschaftsverlaufes mit typischen Erkrankungen wie z.B. Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck, vorzeitige Wehen, Frühgeburtlichkeit, Plazentainsuffizienz, erhöhte Fehlgeburtenrate -des Geburtsverlaufes mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit für eine vaginal operative Entbindung und einen Kaiserschnitt Herzliche Grüße VB Quellen https://www.statistik.bayern.de/presse/archiv/2009/49_2009.php (Bayerisches Landesamt für Statistik u. Datenverarbeitung, „Trend zur „späten Mutterschaft“, Mai 2009, letzter Abruf 30.4.2013) https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Bevoelkerungsbewegung/ BroschuereGeburtenDeutschland0120007129004.pdf?__blob=publicationFile (Statistisches Bundesamt, Geburten in Deutschland, Ausgabe 2012, letzter Abruf 30.4.2013) Brown, Morton B. and Luke, Barbara, Elevated risks of pregnancy complications and adverse outcomes with increasing maternal age Hum. Reprod. (2007) 22(5): 1264-1272 Hansen JP, Older maternal age and pregnancy outcome: a review of the literature. Obstetrical & Gynecological Survey [1986, 41(11):726-42] Hook EB, Cross PK, Schreinemachers DM [1983] Chromosomal abnormality rates at amniocentesis and in live-born infants. JAMA 249:2034-2038 Jolly,M., Sebire, N., Harris, J., Robinson, S., Regan, L., The risks associated with pregnancy in women aged 35 years or older Hum. Reprod. (2000) 15(11): 2433-2437 La Rochebrochard, Elise de, Thonneau,Patrick, Paternal age and maternal age are risk factors for miscarriage; results of a multicentre European study, Hum. Reprod. (2002) 17 (6): 1649-1656 Ritzinger, P., Mutterschaft mit 40 − ovarielle Reserve und Risiken, Gynäkologe 2013:46:29–36 http://www.bmj.com/content/320/7251/1708.full.pdf (Andersen,Anne­Marie Nybo, Wohlfahrt, Jan, Christens, Peter, Olsen, Jørn, Melbye, Mads, Maternal age and fetal loss: population based register linkage study, BMJ VOLUME 320 24 JUNE 2000, letzter Abruf 30.4.13)

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 12.01.2014



Antwort auf: Was beachten vor Schwangerschaft mit 50 ?

Hallo Herr Dr. Bluni, vielen Dank für Ihre Antwort, auch noch an einem Sonntag :-) Zunächst einmal zum ersten Punkt, indem Sie Ihre Meinung zu den ethischen Aspekten äussern, möchte ich gerne etwas anmerken : Danke, dass Sie mir nicht zu nehe treten möchten, aber ich vertrage ein offenes Wort, Sie dürfen Ihre Ansicht gerne auch noch freimütiger aussprechen. Jedoch bitte ich, einige Punkte zu bedenken : Ich klammere jetzt mal alle rein medizinischen Gesichtspunkte völlig aus, da ich Ihren Satz über die ethischen Bedenken als von Ihnen auf die späteren sozialen/psychologischen Lebensumstände des Kindes bezogen interpretiert habe. Ich möchte Ihnen ebensowenig zu nahe treten, Sie haben das Recht auf Ihre eigene Meinung. Aber wenn Sie sich tatsächlich auf diese nichtmedizinischen Aspekte bezogen haben, finde ich persönlich Ihre Ansicht etwas zu pauschal und einseitig geäussert. Es kommt doch immer sehr auf die wahre Motivation, Persönlichkeit, das innere und biologische Alter und die Lebensumstände der einzelnen Frau an. Zudem ist es ja in manchen Fällen, wo das biologische Alter evtl. nicht dem Durchschnitt entspricht (?), von Mutter Natur/ der Evolution durchaus noch vorgesehen, dass frau in diesem Alter noch eines der letzten /das letzte Kind bekommen kann (nicht das erste). Ohne Verhütungsmittel, die ja auch nicht 'natürlich' sind, passiert es ja u.U. und ist auch schon 56 jährigen, in sehr seltenen Extremfalle noch Älteren, passiert. Früher oder in anderen Kulturen heute noch, ohne Verhütungsmittel, war/ist das ja auch keine absolute Seltenheit. Und heute wird das biologische und damit auch innere Alter - die Flexibilität und innere Freiheit - auch tendenziell immer niedriger im Verhältnis zu dem, was im Pass steht. Ich persönlich z.B. bin das totale Gegenteil einer alten, einsamen, spiessigen und vertrockneten Frau, die mit gerade 50 nur noch strickend vor dem Fernseher sitzt und sich über die nervende Jugend beschwert. Als ich 42 war, hatte man meine Tochter und mich für zwei 18-jährige Studentinnen gehalten :-) Ich sagte ja, ich bin innerlich und äusserlich viel jünger... Also, wohlgemerkt jetzt mal abgesehen von allen medizinischen Bedenken (!), könnten Sie das Ganze in den ethischen Aspekten vielleicht etwas lockerer sehen und auf die individuelle Person und Situation bezogen. Meine persönliche Motivation ist, dass ich einem Menschen das Leben schenken möchte, was ja kein kleines Geschenk ist, besonders wenn ich es mit einer sehr liebevollen Erziehung verbunden ist, die geprägt ist von der inneren Reife und Ausgeglichenheit der Mutter, die trotzdem genauso fetzig und lebenslustig ist wie eine junge Studentin und dementsprechende, meist junge Freunde und Familie um sich hat :-) Diese raten mir übrigens ausnahmslos, es noch zu versuchen, da sie mich kennen. Ich bin innerlich nicht abhängig vom Erfolg meines Projektes, und der Wunsch ist - soweit man das mit Sebstkritik und ehrlicher Innenschau beurteilen kann - nicht egoistisch. Diese Selbstkrtik und Analyse darf man allerdings nicht scheuen, und das kann zugegeben nicht jeder. Ich bin nur einfach eine normale Frau, die halt auf dem Papier schon etwas älter ist, mehr nicht :-) Trotzdem werde ich gerne Ihrem Rat folgen, und sicherheitshalber auch zu den nichtmedizinischen Punkten noch fachlichen Rat einholen, kann ja nicht schaden. --------------------------- So, das wäre meine ganz persönliche Ansicht zu den individuellen sozialen Aspekten, jetzt zu den medizinischen : Deswegen hatte ich Sie ja um Rat gefragt, da ich da nicht im Mindesten so bewandert bin wie Sie ohne Zweifel. Vielen Dank für die Verweise, sehr interessant, ich werde alles gründlich durcharbeiten und mir auch medizinischen Rat einholen. Falls sich herausstellen sollte, dass bei mir persönlich, trotz biologisch geringerem Alter und ungewöhnlicher Gesundheit gewisse Risiken so gross sind, dass sie das Wohl des evtl. Kindes stark gefährden, werde ich natürlich von meinen Plänen absehen. Vielleicht können Sie mir ja evtl. noch etwas zu der Frage sagen, ob das biologische Alter einen Einfluss hat ? Und ein paar rein medizinische Fragen hatte ich ja noch im vorigen Beitrag... Ein Down-Syndrom sehe ich nicht zwingend als eine unzumutbare Lebenseinschränkung eines Kindes an. Aber vielleicht bin ich auch da zu wenig informiert, ich weiss, es gibt da auch gewisse mögliche Begleiterkrankungen. Ich habe eine Lebenseinstellung, in der Spirituelles/Philosophisches neben Wissenschaftlichem gleichberechtigt existiert. Wer sagt uns, dass nicht evtl. bestimmte Seelen sich mit einem Down-Syndrom inkarnieren müssen, um sich weiterzuentwickeln ? Um vielleicht eine einseitige Betonung des Intellekts im vorigen Leben auszugleichen ? Wer sagt uns, welches Leben lebenswert ist ? Wer sagt, ob ein Leben ohne Krankheit, Behinderung, Verzicht und Imperfektion nicht vielleicht ärmer ist, weil man innerlich nicht mehr wachsen kann ? Ist nicht die Liebe und das innere Wachstum der wirkliche Reichtum des Lebens ? Vielleicht alles Hirngespinste, vielleicht aber auch nicht....:-) Das einzige, was ich weiss ist, dass ich nichts weiss (Socrates). Liebe Grüsse und vielen Dank.

von Meeresrausch am 12.01.2014, 16:01



Antwort auf: Was beachten vor Schwangerschaft mit 50 ?

Hallo, vielen Dank für Ihre sehr umfassende und verständnisvolle Rückantwort. Selbstverständlich bin auch ich mir bewusst, dass wir in der Beratung einer solchen Frage immer auch den Kontext und das biologische Alter berücksichtigen müssen. Und hier gibt es in der Tat erhebliche individuelle Unterschiede. Ungeachtet dessen ist es jedoch notwendig, auf die von mir angesprochenen Fragen und Konflikte hinzuweisen, zumal unter anderem die medizinischen Risiken nicht im Zusammenhang mit dem biologischen Alter, sondern vornehmlich mit dem tatsächlichen Alter stehen. Liebe Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 12.01.2014



Antwort auf: Was beachten vor Schwangerschaft mit 50 ?

Dannn bedanke ich mich für Ihre unzweifelhaft notwendigen Hinweise auf die Risiken, um die ich ja auch gebeten hatte. Ich werde mich auf jeden Fall mit den von Ihnen genannten entsprechenden Beratungsstellen in Verbindung setzen und Ihre Links gründlich durcharbeiten. Das würde ich auch jeder anderen Frau in meinem Alter, die hier evtl. mitlesen könnte, raten. Danke auch für die Flexiblität und das Verständnis, was die von mir geschilderten, sehr individuellen Umstände betrifft. Vielen Dank und einen schönen Rest-Sonntag.

von Meeresrausch am 12.01.2014, 20:11