Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich bin in der 23. SSW und erkrankte einen Tag nach meiner letzten Vorsorgeuntersuchung an einer Scheideninfektion (laut Labor massenhaft Escherichia coli, Streptococcus agalactiae und Candida albicans). Ich habe Angst, dass ich mich in der Praxis damit infiziert habe: Wenn ich auf dem Behandlungsstuhl sitze und der Arzt das Zimmer betritt, wäscht er sich am Waschbecken nicht die Hände. Er zieht sich dann zwar Handschuhe über, berührt die Außenflächen der Handschuhe aber mit seinen ungewaschenen Händen. So wird dann die vaginale Untersuchung durchgeführt. Danach zieht er die Handschuhe aus und stülpt mit bloßen Händen das Kondom über den Ultraschallstab. Nach dem Ultraschall wird das Kondom von der Arzthelferin entfernt, der Stab aber nicht gereinigt bzw. desinfiziert. Entspricht diese Vorgehensweise den Hygienestandards? Sollte ich den Arzt wechseln? Könnte ich mich durch diese Handhabung mit schlimmeren Keimen infizieren? Ich habe Angst um mein Baby.
Danke im Voraus für Ihre Antwort.
Freundliche Grüße
Großes Glück
von
Großes Glück
am 19.11.2013, 13:32
Antwort auf:
Hygiene in der Frauenarztpraxis
Hallo,
in aller Regel werden solche Situation nicht gleich zu einer Infektionen führen. Jedoch ist es selbstverständlich selbstredend, dass in einer Praxis entsprechende Hygienestandards eingehalten werden müssen, da zum Beispiel durch Defekte in den Ultraschallkondomen etwaige Krankheitserreger übertragen werden können, wenn die Ultraschallsonden nicht regelmäßig desinfiziert werden.
Für die Ultraschallgeräte gibt es entsprechende Desinfektionstücher, die eigentlich nach jedem Gebrauch benutzt werden können und sollten.
Dieses Vorgehen reicht dann aus, etwaige Übertragungen von Infektionen zu verhindern.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und auch das Robert Koch Institut (RKI) haben für die Reinigung der Vaginal-Ultraschallsonden entsprechende Empfehlungen herausgegeben.
Dass dieses in einigen Fällen keine entsprechende Umsetzung findet, liegt unter anderem aber auch daran, dass für viele Geräte keine Anweisungen der Hersteller vorliegen, was die Aufbereitung der Ultraschallköpfe angeht. Dieses führt dann auf der ärztlichen Seite zur Verunsicherung, dass durch die Desinfektionsmittel die Ultraschallköpfe geschädigt werden könnten.
Liebe Grüße
VB
Quellen
http://www.tristel.com/de/files/2013/01/Infobrief-Ultraschall-24OCT12.pdf (Aufbereitung von Ultraschallsonden zur Anwendung in der Gynäkologie, letzter Abruf 19.11.2013)
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Kommission/Downloads/Medprod_Rili_2012.pdf;jsessionid=CFB93110FBF4635305A8F057BF69409F.2_cid298?__blob=publicationFile (Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), letzter Abruf 19.11.2013)
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 19.11.2013