Dringend! Fruchtwasseruntersuchung oder Integriertes Screening Teil II

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Dringend! Fruchtwasseruntersuchung oder Integriertes Screening Teil II

Hallo Herr Dr. Bluni, ich habe vor einiger Zeit bereits mein Ergebnis der Nackenfaltenmessung und des Biochemietests gepostet: Altersrisiko: 1:282 NT: 1,8 NT-Risiko: 1:1238 Biochemie: 1:83 angepasstes Risiko: 1:362 Der Ultraschall war unauffällig. Die Praxis für Pränatal-Diagnostik und der Humangenetiker haben mir geraten, insbesondere auch aufgrund meines Alters (35) eine Fruchtwasseruntersuchung machen zu lassen. Ich hatte auch nach Alternativen gefragt, allerdings wurden mir keine vorgeschlagen. Insbesondere hatte ich nach einer nochmaligen Möglichkeit eines Bluttests gefragt. Auch hier hat man mir nichts von einem Integrierten Screening Teil II gesagt. Der Termin für die FU ist am Donnerstag. Nun hat mir heute mein FA gesagt, dass es eine weitere Möglichkeit gibt, mehr Sicherheit bzgl. Trisomie 21 zu erlangen, nämlich das sog. Integrierte Screening Teil II, Nun weiß ich nicht, was ich von diesem ganzen HIn und Her halten soll. Wer hat Recht, wer möchte nur durch weitere Untersuchungen weitere Umsätze generieren. Bin mir unsicher. Was halten Sie davon? Soll ich zunächst diese weitere Blutuntersuchung machen lassen, den Termin der FU absagen, und ggf. erst eine Woche später - für den Fall das Risiko wird nicht wesentlich geringer - die FU? Mit freundlichen Grüßen Milena

von Milena_A am 19.09.2011, 20:23



Antwort auf: Dringend! Fruchtwasseruntersuchung oder Integriertes Screening Teil II

Liebe Milena, 1. was die Frage des Integrierten Screenings angeht, lässt sich dazu folgendes ausführen: Die Idee des integrierten Screenings oder des Quadrupel-Testes basiert auf der Überlegung, die Marker aus dem ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel zu genau dem Zeitpunkt der Schwangerschaft anzuwenden, an dem sie ihre beste Trennschärfe zwischen normalen und auffälligen Schwangerschaften haben. In einigen prospektiven Studien konnte wohl die überlegene Testperformance gegenüber dem Ersttrimesterscreening belegt werden. Die Forscher Wald und Kollegen präsentierten als Erste modelltheoretische Überlegungen, dass die Bestimmung von der Marker PAPP-A und Nackentransparenz im ersten Schwangerschaftsdrittel gefolgt von den Markern AFP, E3, freiem beta-hCG und Inhibin-A im zweiten Schwangerschaftsdrittel eine Entdeckungsrate von 94% für die Trisomie 21 bei einer falsch-positiv Rate von 5% erreichen kann. Dabei bietet wohl die Integration von Erst- und Zweittrimestermarkern die beste Screening Performance für eine fetale Trisomie 21 (Entdeckungsrate 94%/96% bei einer falsch-positiv-Rate von 5%). Jedoch hat das klassische Ersttrimesterscreening eine bessere Entdeckungsrate (86%/87%) als der Triple-Test (77%/70%) bei einer falsch-positiv-Rate von 5%. Voraussetzung ist allerdings, dass erst nach Vorliegen aller Testergebnisse im zweiten Schwangerschaftsdrittel ein Gesamt-Testergebnis mitgeteilt wird. Der Hauptkritikpunkt am integrierten Screening ist jedoch, dass die Ergebnisse des Ersttrimesterscreenings zurückgehalten werden, bis das Screening im zweiten Trimenon vollendet wurde. Insbesondere bei hohen Risiken, z.B. auf Basis einer stark verbreiterten Nackentransparenz, ist eine deutliche Verbesserung durch die Ergebnisse im zweiten Trimenon unwahrscheinlich und ein Zurückhalten der Resultate erscheint nach Meinung vieler deutscher Fachvertreter ethisch fragwürdig. Das bedeutet, dass bis zum Erhalt des endgültigen Ergebnisses einer eventuell notwendigen Amniozentese vielleicht schon die 18.-20. SSW erreicht wird. Besonders in den angloamerikanischen Ländern findet das integrierte Screening eine entsprechende Verbreitung. Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen, die hier dargelegten Vor- und Nachteile eines integrierten Screenings gegenüber dem Ersttrimesterscreening vor Ort mit den entsprechend qualifizierten Ärzten zu besprechen. Bedenken Sie bitte, dass die hohe Zuverlässigkeit beider Verfahren vor allem von der Erfahrung der Einrichtung abhängt. Am besten suchen Sie sich dazu sinnvollerweise ein ausgewiesenes Zentrum aus. Liebe Grüße VB Quellen FASTER-Study: National Institute of Child Health and Human Development (NHICHD) 2004: Abstracts of the Society for Maternal-Fetal Medicine, 24th Annual Meeting, New Orleans Malone, FD, Canick, JA, Ball, RH, et al. First-trimester or second-trimester screening, or both, for Down's syndrome. N Engl J Med 2005; 353:2001-11. Wald NJ, et al. First and second trimester antenatal screening for Down`s syndrome: the results of Serum, Urine and Ultrasound Screening Study (SURUSS). Health Technol Assess 2003; 7(11) Sancken U, Kitschmann-Prawitt M, Steinberger D. Integriertes und sequentielles screening. Frauenarzt 2007;48:38-43

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 20.09.2011



Antwort auf: Dringend! Fruchtwasseruntersuchung oder Integriertes Screening Teil II

Liebe Milena, zu der Empfehlung, die sich aus dieser Messung ergibt, hatte ich mich Ihnen gegenüber ja bereits am 1.9.2011 klar geäußert. (http://www.rund-ums-baby.de/schwangerschaftsberatung/beitrag.htm?id=341113&suche=milena&seite=1#start) VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 20.09.2011



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