Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
Aufgrund einer Entzündung der Nasennebenhöhlen musste ich jetzt für 3 Tage Azithromycin 500 einnehmen. Die Gebrauchsinformation besagt, dass man wenn man beabsichtigt schwanger zu werden erst Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten soll. Da ich gerne schwanger werden möchte, stellt sich jetzt für mich die Frage wie lange ich sicherheitshalber mit einer Schwangerschaft warten sollte. Ich möchte auf keinen Fall ein Risiko eingehen und lieber etwas länger als zu kurz warten.
Für Ihre Antwort bedanke ich mich im Voraus.
MfG
von
suf1412
am 09.10.2015, 10:57
Antwort auf:
Planung Schwangerschaft nach Azithromycin 500
Eine kanadische Studie verglich 123 Fälle einer Anwendung von Azithromycin in der Schwangerschaft (davon 88 Fälle im ersten Schwangerschaftsdrittel) mit den Schwangerschaftsausgängen unter Medikation mit älteren Antibiotika bzw. unbelasteten Schwangerschaften. Dabei unterschied sich die Fehlbildungsrate mit 3,4% statistisch nicht von den Kontrollgruppen (Sarkar et al 2006).
Anlässlich einer Amiozentese im zweiten Trimenon erhielten in einer großen kontrollierten Studie 21.991 Schwangere 500 mg Azithromycin drei Tage vor der diagnostischen Maßnahme. In der behandelten Gruppe lag die Abortrate mit 7 von 21.219 Fällen (0,03%) eindeutig niedriger als in der unbehandelten Kontrollgruppe mit 36 von 12.529 Fällen (0,28%). Auch ein vorzeitiger Blasensprung trat in der behandelten Gruppe mit 14 von 21.219 Fällen (0,06%) signifikant seltener auf als in der Kontrollgruppe (1,12%). Die Antibiotikaprophylaxe mit Azithromycin scheint daher das Risiko für vorzeitigen Blasensprung und Fehlgeburt bei Amniozentese eindeutig zu vermindern.
Eine Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung ist unter Azithromycin in dieser großen Studie nicht zu erkennen gewesen.
Angesichts einer Halbwertszeit von 2 bis 4 Tagen kann es bis zu 20 Tagen dauern, bis das Antibiotikum aus dem Organismus eliminiert ist.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 12.10.2015