Kleinkind isst nur bei Tagesmutter ohne Probleme

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Kleinkind isst nur bei Tagesmutter ohne Probleme

Liebes Team, mein Kind ist nun knapp 17 Monate alt und geht tagsüber zu einer Tagesmutter, bei der es auch vormittags und mittags isst. Das klappt hervorragend. Wenn es daheim etwas essen soll, gibt es in der Regel nur Gebrüll und das Essen wird entweder gar nicht probiert oder schnell wieder ausgespuckt. Dabei ist es egal, wer mit ihm isst und was es gibt. Morgens bekommt es immer eine Flasche mit 230ml 1er Milch gleich nach dem Aufstehen in unserem Bett. Die trinkt es meistens aus. Um etwa 9Uhr isst es dann bei der Tagesmutter oder am Wochenende daheim. Bei der Tagesmutter gibt es Obst, Gemüse usw. was alle 4 Kinder mitbringen und sie verarbeitet es zusammen zu Fingerfood, Brei mit Hafer oder ähnlichem. Dies bieten wir auch an oder Joghurt, Brötchen mit Marmelade, Frischkäse, ... Um halb 12 gibt es Mittagessen. Das variiert von Fenchel, Spinat, Kartoffeln, Nudeln mit Soße, Kloß mit Soße, Lachs usw. bis hin zu Kaiserschmarrn oder anderen süßen Hauptgerichten (einmal in der Woche). Zum Nachtisch gibt es mal Kompott oder Joghurt. Ähnliches gibt es daheim auch am Wochenende. Den Nachmittag verbringt er i.d.R. mit mir und es gibt eine Laugenstange, Fingerfood unterwegs oder aber mal einen Joghurt oder Obstbrei daheim. Abends essen wir gemeinsam entweder Brot mit Frischkäse oder Wurst oder warm, dann manchmal aber auch erst, wenn unser Kind im Bett ist. Alle Mahlzeiten enden bei uns momentan mit in einer Katastrophe und werden grundsätzlich abgelehnt. Wenn es am nächsten Tag bei der Tagesmutter aber zufällig das gleiche gibt, wird alles aufgegessen. Ich mache mir keine Sorgen, dass mein Kind zu dünn ist, Gewicht und Größe sind ok. Aber ich würde mich sehr über einen Tipp freuen, wie daheim das Essen wieder für alle zu einer schönen Sache wird. Mein Mann und ich sind natürlich frustriert, unser Kind auch und keiner mag das eigene Kind so verzweifelt weinen sehen. Kann es denn nur an der Anwesenheit der Tagesmutter und der anderen Kinder liegen, dass es gut isst und bei uns dann eben fast gar nicht?

Mitglied inaktiv - 15.09.2015, 15:44



Antwort auf: Kleinkind isst nur bei Tagesmutter ohne Probleme

Liebe „Hanca“, dass Kinder in diesem Alter oft sehr wählerisch sind und selbst Ihre Vorlieben ändern, das ist ganz normal. Vor allem, dass das Essen woanders (Tagesmutter, Kindergarten, Großeltern…) viel besser klappt als zuhause, ist nicht ungewöhnlich und eine Erfahrung, die viele Eltern machen. Das kommt öfter vor, dass Kinder außerhalb der Familie und noch dazu in der Gruppe „ganz anders“ und „problemlos“ essen. Als Mama kann man da nur staunen. Aber das ist ganz normal. Die Gruppendynamik „reißt“ die Kleinen einfach mit. Beim Essen spielt das Umfeld eine ganz wichtige Rolle. Kinder lernen von anderen Kinder und integrieren ihr Verhalten ganz automatisch, auch beim Essen. Essen hat eine große soziale Komponente. Woanders „schmeckts besser“ und da kommt man mit seinem wählerischen Verhalten auch nichts so durch. Und da wäre ich auch schon beim springenden Punkt, den Sie selbst auch kennen und in Ihrem Beitrag ansprechen. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Kind inzwischen bemerkt hat, dass es mit dieser ablehnenden und wählerischen Verhaltensweise Sie als Eltern berühren kann und viel Aufmerksamkeit bekommt. Mama und Papa tun alles, damit ich was Gesundes esse. „Das ist so toll, dass Sie sich mir so intensiv zuwenden.“ Mein Tipp: sehen Sie das ganze viel entspannter. Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt, machen Sie keine "große Sache" daraus, ob Ihre Kleine etwas isst oder nicht. Sie müssen als Mama gar nicht so viel „machen“ und auch nicht viel zu viel auf „die Wünsche Ihres Kindes“ eingehen. Bieten Sie weiter wie bisher eine Auswahl an gesunden Speisen für die gesamte Familie an. Achten Sie auf eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Das Essen sollte auf möglichst neutrale Weise angeboten werden. Auch wenn Ihr Kind nur wenig isst, nach Möglichkeit neutral bleiben, d.h. keine Sanktionen, keine Versprechungen, nicht ärgerlich werden. Thematisieren Sie das Essverhalten Ihres Kindes nicht, unterhalten Sie sich während des Essens über belanglose Dinge, lachen Sie viel. Eine gute Stimmung macht Appetit und lädt ein das zu wiederholen. Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Mehr gibt’s dann nicht. Dann geht Ihr Kind halt mal hungrig ins Bett. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Haben Sie keine Angst, Ihr Kind nimmt sich das, was es benötigt. Kein Kind verhungert vor vollem Tisch. Dazu sind sie viel zu schlau. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Kind am Essen zuhause interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als „Ihre Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss. Auch wenn das nicht gleich von heute auf morgen alles klappen wird. Bleiben Sie frohgemut dran! Viele Grüße aus Pfaffenhofen, Annelie Last

von Annelie Last am 16.09.2015