Kind ist nicht abwechslungsreich - was tun?

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Kind ist nicht abwechslungsreich - was tun?

Mein Sohn (4) ernährt sich sehr einseitig: Er isst mittags nur Kartoffeln, Reis und Nudeln - kein weiteres Gemüse, kein Fleisch, kein Fisch, kein Salat. Er trinkt keine Milch, isst abends nur Leberwurst oder selten Teewurst. Eier hat er mal gegessen - das ist jetzt auch vorbei. Keine Tomaten, Gurken etc. Er probiert absolut nichts Neues. Selbst unbekannte Süßigkeiten nicht und auch kein Eis. An Obst ist er wenn wir Glück haben mal Apfel oder Banane - aber auch nicht täglich. Nuggets und Pommes bei McD sind aber willkommen. Wir haben mittlerweile alle Tricks durch: Er soll sich im Supermarkt was aussuchen: Nur die bekannten Sachen werden ausgesucht. Er hilft gerne beim Kochen - isst es aber dann trotzdem nicht. Auch die Masche " das schmeckt wie oder ist so ähnlich wie...." zieht nicht. Auch die Variante "was Anderes gibt es nicht" verfängt nicht - dann ist er halt nichts. Er bekommt täglich Gemüse etc. von uns angeboten - ohne Erfolg.

von Spock am 28.03.2014, 11:11



Antwort auf: Kind ist nicht abwechslungsreich - was tun?

Liebe „Spock“, Ihr Kleiner gehört, wie viele andere Kinder in dem Alter auch, zu der „hartnäckigen“ Sorte, die sehr wählerisch sein kann und ganz konkrete Vorlieben hat. Ich höre das immer wieder, dass Kleinkinder ihre Nahrungsauswahl so sehr begrenzen. Dieses wählerische Verhalten ist in der Entwicklung normal und in der Regel auch kein Grund zur Sorge. Die Kinder sind dennoch gut versorgt. Das hat die Natur schon mit eingerechnet. Bestimmt haben Sie schon einmal von dem Begriff „Neophobie“ gehört. Damit wird die Ablehnung gegen das Probieren neuer Lebensmittel von Kindern beschrieben. Das scheint mir bei Ihrem Sohn der Fall zu sein. Und es gibt immer wieder Kinder, die sich nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Wenn sie ein bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln „nackt“ oder mit Soße) entwickelt haben, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Ihr Kleiner ist natürlich auch in einem Alter, in dem er sich seiner Wirkung auf andere bewusst ist. Er hat bemerkt, dass er mit dieser ablehnenden Verhaltensweise seine Eltern berühren kann und viel Aufmerksamkeit bekommt. Mama tut alles, damit ich was anderes/neues probiere. „Das ist so toll, dass sich Mama mir so intensiv zuwendet.“ Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Versuchen Sie es einmal damit: machen Sie keine "große Sache" daraus, ob Ihr Sohn etwas probiert/isst oder nicht. Ich rate Ihnen wie immer in diesen Fällen das Essen einfach gelassen zu sehen. Ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt wieder der Knoten. Bis dahin ist Ihr Junge eben mit so wenig zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird umfangreicher werden. Versteifen Sie sich nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich mehr darüber, dass es Ihren Sohn gibt und es Ihrem Jungen gut geht! Auch wenn Eltern bis dahin fast verzweifeln, wenn Kinder ihre Nahrungsvielfalt über so lange Zeit so sehr begrenzen und nichts Neues probieren möchten. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Kleiner verhungern könnte. Das wird nicht passieren. Bieten Sie zwischendurch immer wieder andere Lebensmittel an, aber zwingen Sie ihn nicht. Hilfreich ist es, wenn auch Sie eine abwechslungsreiche, ausgewogene Kost bei regelmäßigen Mahlzeiten am Tisch einnehmen. Ganz wichtig: letzten Endes bestimmen Sie als Mama das Angebot, also was es zu essen gibt! Ihr Sohn bestimmt, wie viel er davon isst. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der der Kleine wählen kann. Ist nichts dabei, bekommt Ihr Junge auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Kleiner gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren, dafür ist er viel zu schlau. Eine lieb gemeinte Anregung meinerseits: Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Sohn eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe!!!! Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht dauernd, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Sprechen Sie mal eine zeitlang nicht über diese „Essensproblematik“. Sorgen Sie für einigermaßen feste Essenszeiten. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Um Kinder mehr am Essen zu interessieren, damit sie mit Freude am Tisch zulangen, gibt es ein paar einfach Grundregeln: Einfach immer wieder geduldig das Essen anbieten, aber nicht aufzwingen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit dem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Sohn wird Sie nachahmen. Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an. Nach Möglichkeit den Kleinen weiter ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen. Achten Sie auf eine entspannte Atmosphäre, bei denen jeder Zeit hat fertig zu essen und auch einmal etwas liegen lassen kann, wenn der Hunger nicht ganz so groß war. Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten des Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Sohn am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als „Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss. Ich weiß, diesen Satz haben Sie bestimmt schon öfter gehört. Dennoch ist eines sicher, ein gesundes Kind wird nicht vor einem vollen Teller verhungern. Und früher oder später wird „der Knoten platzen“ und Ihr Sohn wird an vielen anderen Lebensmitteln Interesse finden! Es grüßt Sie herzlichst Doris Plath

von Doris Plath am 28.03.2014