Hat mein Sohn Verstopfungen?

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Hat mein Sohn Verstopfungen?

Liebe Ernährungsexperten, Mein Sohn ist 7 Monate alt. Er wurde 6 Monate voll gestillt, seit 4 Wochen haben wir mit Beikost begonnen, allerdings nimmt er noch nicht so richtig viel an. Ich versuche es trotzdem, da er ziemlich groß ist, häufig rumquengelt und nachts oft stillen will. Meist alle 1,5-2,5 h, phasenweise auch stündlich. Er bekommt mittags Gemüse oder Gemüse mit Kartoffel angeboten, isst zwischen 10 und 50 Gramm. Abends bekommt er Haderflocken in PreMilch oder Wasser, davon ist er ähnlich viel. Brust bekommt er wann immer er will, meist sind das so 8-10 Mahlzeiten am Tag. Nun haben wir das Problem, dass er wenn er Stuhl absetzen muss meist stundenlang (bis zu 10h) vorher unruhig bis stark quengelig ist und dann v.a.nachts stündlich die brust verlangt und dabei auch viel nuckelt. Die Kinderärztin meint, dass sein Darm noch sehr empfindlich sei und sich das mit der Zeit alles gibt. Meine Fragen sind 1. ist das Verstopfung? Der Stuhl ist breiig, aber keineswegs fest oder bröckelig. Er hat täglich eine Stuhlwindel. 2. Macht es Sinn, den Haferbreii vielleicht tagsüber zu geben, damit sein verdauungstrakt nachts nicht so viel zu tun hat? Vor dem Brei ist er dann allerdings stündlich gekommen und hatte eig ähnliche Probleme (Hunger?) Haben sie irgendwelche Tipps, ob ich etwas Ruhe bzw auch mal Regelmäßigkeit in alles bringen kann? Die unruhigen Nächte und Tage zerren langsam an allen.... Herzlichen Dank schon vorab, Ja1977

von Ja1977 am 14.04.2015, 08:52



Antwort auf: Hat mein Sohn Verstopfungen?

Liebe „Ja1977“, gerne beantworte ich Ihre Fragen. 1.) Nein das ist keine Verstopfung. Von einer Verstopfung spricht man erst dann, wenn das Kind weniger als einmal die Woche einen harten Stuhlgang hat, wobei es sich sehr anstrengen muss und Schmerzen hat. Festes, angestrengtes Drücken und ein roter Kopf sind beim Stuhlgang ok, aber weinen sollte ein Baby natürlich nicht. Das Stuhlverhalten ändert sich häufig mit dem Beginn der Beikosteinführung. Das wird sicher auch bei Ihrem Söhnchen so sein. Denn kommt zur Milch feste Kost dazu, ist es ganz normal, dass der Stuhl sich verändert und fester wird. Er kann auch seltener kommen. Aus unserer Erfahrung heraus spielt es sich nach kurzer Zeit ein. Dennoch wird der Stuhl nicht mehr so sein wie unter reiner (Mutter)Milchernährung. Sicher ist es ratsam zum Gemüse bald das Fleisch dazuzugeben. Vielleicht findet er daran auch mehr Interesse. Es kann gerade dann sein, dass sich das Stuhlgeschehen allmählich reguliert. Bieten Sie nach dem Brei auch etwas Wasser oder Tee an. Ein paar Schlückchen sind schon genug, es müssen keine riesigen Mengen sein. Ideal ist später etwas Fruchtpüree (wie Birnen- oder Apfelmus) als Nachtisch nach dem Mittagsbrei, denn Birne und Apfel haben eine stuhlauflockernde Wirkung. Warten sie mit dem Obst, aber ruhig bis sich Ihr Söhnchen an den herzhaften Geschmack von Gemüse und Fleisch gewöhnt hat. 2.) Den Haferbrei würde ich weiter am Abend reichen, ein Milch-Getreide-Brei ist die perfekte Abendmahlzeit. Probieren Sie es ruhig auch mal mit anderen Getreide-Sorten. Bitte den Getreidebrei am Abend immer mit Pre-Milch, bitte nicht nur mit Wasser zubereiten. Getreide mit Wasser zubereitetet, könnte mit Zugabe von einem halben Obstgläschen später die perfekte Nachmittagsmahlzeit (Getreide-Obst-Brei) sein. Das Ihr Sohn so viel Milch trinkt ist nicht ungewöhnlich, er gehört ja nun schon zu den größeren Babys und hat einen entsprechend hohen Energiebedarf. Solange Ihr Sohn fast ausschließlich Milch bekommt, wird sich an der Milchmenge und dem häufigen Einfordern wenig ändern. Und dass ein Baby, das ausschließlich Milch bekommt, sich nachts noch mehrmals meldet ist nichts Ungewöhnliches. Versuchen Sie also mit der Beikost weiter voran zu gehen. Feste Nahrung macht nun nach und nach satter als das Trinken von Milch. Bei der Beikosteinführung wird empfohlen direkt im Anschluss an den Brei, die Milch zum Satttrinken zu reichen. Wenn die Beikosteinführung aber weiter so „schleppend“ vorrangeht, würde ich es anders machen. Mag Ihr Schatz nicht weiteressen, dann nicht gleich die „bequeme, einfach zu essende“ Milch anbieten, sondern ein kurzes Päuschen machen. Ich würde nach der Pause nochmal mit dem Brei versuchen. Probieren Sie es einfach aus. Meine Erfahrung ist, wenn es im Anschluss keine „sichere“ Milch mehr gibt, dass die Verzehrsmenge dann automatisch größer wird. Auch Ihr Kleiner kann und wird nach und nach lernen, auch nur mit Brei bei einer Mahlzeit sich satt zu essen. Es gibt auch Kinder, die man auch ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt Geben Sie Ihrem Söhnchen ruhig ein weiches Löffelchen in die Hand. Bestreichen Sie den Löffel oder ein Fingerchen mit ganz wenig Brei und lassen ihn das Essen selbst erforschen. Geben Sie ihm ruhig immer einen eigenen Löffel in die Hand. Auch wenn er damit zunächst mehr spielt, es weckt seine Neugierde. Während Ihr Söhnchen sich damit bemüht, können Sie bestimmt nebenbei etwas Brei füttern. Haben Sie es schon mit Fingerfood probiert. Viele Knabberartikel fürs Baby sind schon ab dem 8. Monat geeignet. Ideal für den Knabberstart sind z.B. unsere Hirsekringel, sie lassen sich sehr einfach abbeißen, sehr gut „einspeicheln“ und lösen sich gut auf. Bieten Sie ruhig auch ein paar ganz weich gekochte Gemüsestückchen oder verträgliche Beilagen wie weiche Kartoffelstückchen oder Nudeln auf ein eigenes Tellerchen. Das geht auch ohne Zähnchen. Zum Rhythmus: Stündliches Stillen ist im Alter Ihres Kleinen nicht mehr nötig, Sie schreiben selbst, dass er häufig auch „nur nuckelt“. Ein Mahlzeitenabstand von 2 bis 4 Stunden wäre gut. Wenn Ihr Sohn bald eine richtige Breiportion schafft, wird er sicher 3 bis 4 Stunden ohne Nahrung aushalten Vielleicht helfen derzeit folgende Ideen die Mahlzeitenabstände etwas auszudehnen: Lassen Sie Ihren Kleinen zu jeder Milch- und Breimahlzeit richtig satt essen und trinken. Wenn Ihr Söhnchen sich meldet und vielleicht Hunger hat, versuchen Sie durch Ablenken den Abstand bis zur nächsten Stillmahlzeit um eine Viertel- bis halbe Stunde hinauszögern. Gehen Sie an die frische Luft, spielen Sie zusammen, kuscheln Sie, schauen Sie ein Buch an… und bieten Sie ihm dann die Brust an. Vielleicht gelingt es so, die Stillmahlzeit jeden Tag etwas mehr hinauszuzögern, so dass Sie bald einen Mahlzeitenabstand von etwa 3 Stunden haben. Ich bin mir sicher, wenn Sie mit Ruhe und einer gewissen Selbstverständlichkeit dran bleiben, wird Ihr Kleiner es schaffen sich bei weniger Mahlzeiten richtig satt zu essen und bald gerne seine Breie löffeln. Viel Erfolg dabei und sonnige Grüße aus Pfaffenhofen, Annelie Last

von Annelie Last am 15.04.2015