Sehr geehrte Frau Höfel,
unser kleiner Wonneproppen ist 4 Monate alt, wird bisher ausschließlich gestillt und wächst und gedeiht prächtig. Bei der Untersuchung hat mir mein Kinderarzt die Empfehlung gegeben, zeitnah mit Brei zu beginnen. Es besteht der Verdacht, dass unserer Tochter die Muttermilch nicht mehr ausreicht. Da Stillabstände seit über 2 Wochen wieder auf 1,5 h geschrumpft sind, sie vor dem trinken oft die Brust anschimpft, häufig an ihren Händen kaut, und der Stuhl in Farbe und Konsistenz auffällig sei. All dies spricht dafür, das Nahrungsangebot zu erweitern.
- Sehen Sie das ähnlich? Ich vertraue natürlich der Fachmeinung. Bin aber etwas enttäuscht, hätte gern das halbe Jahr voll gestillt. Ist es sicher nicht schädlich, ab quasi 5. Monat mit Brei Mahlzeiten zu starten?
Letzteres wäre mir besonders wichtig.
(Mit künstlicher Säuglingsmilch ergänzen kommt nicht in Frage)
Ich Danke Ihnen im Voraus!
B.
von
cuba1984
am 17.09.2015, 13:46
Antwort auf:
Brei ab vollendetem 4. Monat wirklich unbedenklich?
Liebe cuba,
Danyshope spricht mir aus der Seele.
"Die Abstände zwischen den Mahlzeiten werden immer kürzer. " Zu diesem Zeitpunkt gibt es nochmal einen Wachstumsschub, deshalb wahrscheinlich die kurzen Abstände.
"Der Kinderarzt meint, ich könne langsam anfangen."
Die WHO sagt, dass in besonderen Fällen, der früheste Beginn der Zufütterung die 17. Lebenswoche ist (http://www.euro.who.int/document/WS_115_2000FE.pdf Seite 176), WENN das Kind sonst nicht genug zunimmt oder nach ausreichend stillen nicht satt wird.(s.o. S.177).
Die WHO sagt, dass 6 Monate voll stillen am besten sind.
Die Nahrungsmittelindustrie stellt Produkte her, von denen sie manchmal glaubt, dass sie besser oder wenigstens gleich gut wie Muttermilch sind.
Die Allergologen haben herausgefunden, dass gestillte Kinder relativ früh (ab besagter 17. Woche) gut mit KLEINEN Mengen Beikost umgehen können, da die Muttermilch den Darm schützt!
ABER: Niemand hat gesagt, dass ein Kind ab 17. Woche Brei essen muss!
Die Entwicklung eines Kindes Zeigt deutlich, wann der Zeitpunkt für die Beikosteinführung ist! Hier nochmal die Beikostzeichen:
"Dein Baby ist bereit für Beikost, wenn es die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt:
o es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen,
o der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
o es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken,
o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
In den meisten Fällen ist dies etwa mit einem halben Jahr der Fall, manche Babys (eher wenige) sind schon früher so weit, andere (eher mehr) brauchen noch etwas länger.
Manchen Eltern juckt es in den Fingern, etwas Gutes für Ihre Kinder zu tun! Da gibt es meterlange Regale mit Brei und Gläsern...... und drauf steht; nach (ganz klein geschrieben) dem 4. Monat (ganz groß geschrieben)...... und das soll das Kind nicht haben? Und der Kinderarzt sagt vielleicht auch, dass man ab 4. Monat anfangen kann (Dann ist er auf der sicheren Seite und hat drauf hingewiesen. Hoffentlich hat er auch gesagt, dass ansonsten die Empfehlung lautet..........)! Siehe oben!
Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten , zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, sondern immer mal etwas von diesem und jemem anzubieten.
Ohnehin sollte der Begriff BEI-Kost wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Milchnahrung nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Milch durch die Beikost ersetzt werden, würde es ANSTATT-Kost heißen.
Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 17.09.2015
Antwort auf:
Brei ab vollendetem 4. Monat wirklich unbedenklich?
Aha, anhand der Stuhlfarbe erkennt man Beikostreife - das ist ja mal was völlig neues.....
Das die Stillabstände aktuell wieder kürzer sind, könnte auch am klassischem Schub liegen. Ab dem Alter fingen bei uns die richtig "fiesen" an, statt ein paar Tage meckern, war da 1-2-3 Wochen Ausnahmezustand angesagt, teils auch länger.
Weggeschaut hat unser uns das essen mit ca. 10 Wochen, ich wäre aber nie auf die Idee gekommen dann zuzufüttern. Das mit dem "kauen", schmatzen und Hand in den Mund stecken hat uns unser Kinderarzt anders erklärt. Nämlich das eben die Speichelbildung richtig anfängt und eben auch die Zähne einschiessen. was arg schmerzen kann, weshalb die Kinder dann gerne die Finger/Fäuste in den Mund stecken zum drauf kauen. Sehen muss man da dann noch lange nichts. Andere nennen das auch orale Phase, weil die Kinder beginnen sich und een Körper, Wahrnehmung zu entdecken. Schau mal hier: http://www.windeln.de/magazin/baby/entwicklung-baby/die-orale-phase-warum-babys-alles-in-den-mund-nehmen.html
Mit "essen wollen" hat das jedenfalls wenig zu tun, da dürfte der Arzt ziemlich verkehrt liegen.
Angeschimpft hat meiner mitunter auch, weil es nicht schnell genug ging, weil man Angst hatte was zu verpassen oder weil die Milch zu schnell kam man aber "genießen" wollte. Oder einfach auch nur zum üben wie es ist wenn man "meckert".
So oder so, auch wenn es dem Arzt und der Babykost-Industrie nicht passt, die Empfehlungen lauten immer noch ganz klar, es werden 6 Monate stillen empfohlen, zwischen dem vollendeten 5ten und 7ten Monat KANN mit Beikost begonnen werden. Wann das aber wirklich soweit ist, liegt am Kind. Nur sind die Beikost-Anzeichen völlig andere als die welche der Arzt genannt hat:
- Kind kann selbstständig oder mit minimalster Unterstützung aufrecht sitzen
- Kind wird deutlich über einen längeren Zeitraum nicht mehr ausreichend satt (wobei Schub usw ausgeschlossen werden)
- Zungenreflex ist soweit nicht mehr vorhanden das Nahrung nicht herausgeschoben wird aus dem Mund
- Kind zeigt extrem viel Interesse an dem was andere essen
- es zeigt an wann es satt ist
- es greift gezielt nach Nahrung und kann diese auch halten und in den Mund stecken !!!
Unser hat mir damals einfach eine Banane vom Teller geklaut, diese genußvoll verspeist und dann deutlichst nach mehr verlangt. da war er dann auch ca. 5,5 Monate alt. IMO ist das der Zeitpunkt wo man dann starten kann.
Ach ja, Brei war bei uns recht schnell Geschichte. Unser wollte lieber selbst essen - und hat das auch getan. Entsprechend war hier eher Fingerfood bzw Baby-led-weaning angesagt. Den "Umweg" über frei denke ich inzwischen, ist eher weil so viele zu früh beginnen, kann man halt besser ins Kind hereinbekommen. Mal arg überspitzt gesagt. Habe halt im Bekannten- Freundeskreis viele Müttern welche früh mit Brei angefangen haben, die dann teils bettelnd vor dem schreien-weinenden Kind sassen, selbst mit Tränen in den Augen und dann versuchten ihre 200g Brei ins Kind zu bekommen. Weil das ja so sein muss. Oder wo die Babys Brei im hohen Bogen wieder ausgespuckt haben usw. Oft haben dann auch die Ärzte gesagt, man muss mit 4 Monaten anfangen. habe mir damals geschworen, so werden wir es nicht machen. Und es hat gut geklappt, auch mit den weiteren Stillen. Statt nämlich einen Brei nach dem anderen einzuführen und abzustillen, hat Sohnemann zwar was gegessen, aber da es halt nicht viel war, immer auch noch zu den Mahlzeiten gestillt. Erst mit etwa 1nem Jahr - als er auch zur Tagesmutter gegangen ist, ist das dann wirklich gekippt. Und inzwischen kann ich sagen, ist er ein sehr guter Esser, der auch alles verträgt.
Vielleicht hilft Dir das ja. Ansonsten, entscheiden kannst nur du alleine. Oder Du testest es einfach mal aus wenn du meinst.
Mitglied inaktiv - 17.09.2015, 15:31