Frage: Einige Fragen einer besorgten Unwissenden

Sehr geehrter Herr Prof. Costa, vielen Dank für Ihre Geduld und Ihre Beantwortung all unserer (oft hysterischer) Fragen! Ich habe folgende Fragen: 1. Ich habe gestern irrtümlicherweise – in der Feinkostabteilung eines Supermarktes aufgebackenes Gebäck - gefüllt mit Rauchspeckstückchen (werden mitgebacken) gegessen und kann nicht genau sagen, ob es wirklich ganz durch war. Ich mache mir (vor allem auch wegen des Specks) jetzt Gedanken über Listeriose bzw. Toxoplasmose. Heute ist der letzte Tag meiner 12. SSW (erstes Kind) und ich bin Toxo negativ. 2. Bei der gleichen Feinkostabteilung ist mir folgendes aufgefallen: Die Mitarbeiter haben zwar Handschuhe an, bereiten mit diesen teilweise die vorgefertigten Weckerl (nehmen den Salat aus der Tüte, belegen das Weckerl mit Wurst, usw.) und schneiden dann Wurst für die Kunden mit der Schneidemaschine. Manchmal verwenden sie auch für das Gebäck nicht die Zange, sondern fassen es direkt mit den Handschuhen an. Ich habe dort bis jetzt nur leeres Gebäck gekauft. Ich werde in Zukunft bei der Theke nichts mehr kaufen, ich habe jetzt aber trotzdem Angst, dass durch die Handschuhe Listerien oder Toxo übertragen worden sein könnten. Rohes Fleisch oder Fisch gibt es dort jedoch nicht. Nur die Wurst und Aufstriche. 3. Wenn ich im Büro mein Brot esse, und dann zwischendurch die Computermaus oder das Telefon anfasse, muss ich dann jedes Mal meine Hände waschen, oder kann ich einfach weiteressen. bzw. wie schaut das mit ungewaschenen Händen und Essbesteck aus (z,B. wenn ich nach dem Nase putzen vergesse, mir die Hände zu waschen und dann mit Essbesteck esse)? Da kommen meine Hände ja nicht direkt zu meinem Mund. 4. Wie oft sollte ich - wegen Listerien und Bakterien - unseren Kühlschrank putzen und welches Mittel verwende ich am besten dafür. Nachmals vielen Dank für Ihre Geduld und die Beantwortung unserer vielen Fragen.

Mitglied inaktiv - 12.03.2015, 09:05



Antwort auf: Einige Fragen einer besorgten Unwissenden

Ja, ja, die Schwangerschaftshysterie... ich liebe dieses Wort, vor allem weil nichts von dem stimmt ! Warum sollen denn Schwangere nicht besorgt sein, bitte schön und warum heißt es "Hysterie" ?! Meistens lautet die Antwort der Mütter und vor allem Großmütter, die ihre Kinder "durchgebracht haben", dass "früher das auch anders ging". Klar doch, man bekam 10-12 Kinder, 2-3 davon waren tot bei der Geburt, 2-3 starben in den ersten Jahren - aber das war halt so, damals, "in den guten alten Zeiten", und keiner hat sich was dabei gedacht ! Nun kann man solche "netten Geschichten" getrost abhaken. Auch wenn früher "alles besser war", vor allem weil die Erzähler 30-40 Jahre jünger waren... Das ist nämlich der entscheidende Punkt. Ein bisschen hat die Welt dazu gelernt in all diesen Jahren. Nun komme ich zu Ihren Fragen - bitte verzeihen Sie diesen "Ausbruch". 1. Die Rauchspeckstückchen in einem Gebäck, das erhitzt worden ist, können Sie als sicher ansehen. Auch in rohem Zustand sind das keine "Gifte", sondern nur Speisen, die man "mit Vorsicht genießen soll". Weil das Räuchern nicht dazu führt, dass das Fleisch so sicher wie ein gekochtes/gebratenes Stück Fleisch. Wenn das Rauchspeck auch noch erhitzt wird... 2. Die Handschuhe, die zumeist in Feinkostabteilungen getragen werden, sind eine ziemlich sinnlose Modeerscheinung. Einen Sinn würden sie machen, wenn man sie jedes Mal wechselt, wenn neue Wurst geschnitten bzw. neues Fleisch angefasst wird. Das macht aber niemand. Sie haben völlig Recht, dass man damit eventuelle Keime verteilen kann. Die Alternative wäre, dass sich der Metzger die Hände wäscht, nachdem er ein Stück Fleisch angefasst hat, bevor er sich einem neuen Kunden zuwendet. Das machen gute ("gelernte" !) Metzger schon. Aber die meisten sind eben nicht in der Feinkostabteilung beschäftigt. Eine viel bessere Lösung habe ich in manchen Metzgereien gesehen, in denen Wurst und Fleisch mit einer Zange oder einem Spieß angefasst werden, die wiederum jedes Mal gewaschen werden. Das nennt man "Hygiene". Mein Tipp - vergessen Sie die besagte Feinkosttheke. 3. Zu Ihrer Essgewohnheit, am PC bzw. neben dem Telefon zu essen und mal das Brot, mal die Maus oder die Tastatur anzufassen, kann ich nur sagen - Pfui ! Wenn Sie den Arbeitsplatz für 10-15 Minuten verlassen und auch nicht ans Telefon gehen, wenn Sie essen, werden Sie feststellen, dass weder die Welt zusammenbricht noch "der Laden geschlossen werden muss", nur weil Sie nicht da sind. Unabhängig davon, wo Sie arbeiten. Bitte nehmen Sie sich für das Essen Zeit - das gehört sich einfach so. 4. Den Kühlschrank sollten Sie einmal pro Woche putzen - häufiger ist es nicht notwendig. Sie können ein haushaltsübliches, geeignetes Mittel benutzen - wenn das Wort "desinfiziert" drauf steht, reicht das völlig aus. Wichtig ist nur, danach die Flächen mit einem feuchten Tuch (Wasser) und auch einem trockenen Tuch abzuwischen.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 16.03.2015