Hallo zusammen,
Auch wir haben es gestern Abend geschafft und unser Niklas ist auf die Welt gekommen! seine MaĂe sind 55cm, 4030 Gramm und 36,5 cm KU... irre, was der Körper leistet. Wir sind total verliebt, aber mĂŒssen noch einiges verarbeiten von der Geburt... mir hilft es, das ein bisschen aufzuschreiben, falls ihr es lesen wollt, umso schöner, ansonsten eine kleine "Trigger"Warnung von meinem Geburtsbericht mit Geburtskomplikationen...
Von der Nacht auf Tag 3 der Einleitung hatte ich nachts regelmĂ€Ăige starke Wehen zum Veratmen und auch dank Baby im Zimmer habe ich kaum eine Sekunde geschlafen. Morgens wurde dann festgestellt, dass der GebĂ€rmutterhals verstrichen ist und der Muttermund schon 3 cm offen war - super Neuigkeiten und es wurde keine weitere Dosis gegeben. Nachdem ein CTG geschrieben wurde, sind wir ca. 1,5 Stunden spazieren gegangen, was noch wunderbar ging. Mittags gab es ein Entspannungsbad, das sehr gut getan hat und die Wehen nahmen an Fahrt auf, waren aber mit Buscopan ZĂ€pfchen gut auszuhalten. Der Befund lautete MuMu auf 5 cm. Nachmittags ging es dann mit vielen starken Wehen weiter, die ich mit Tönen gut wegstecken konnte. Es ging nochmal fĂŒr 1,5 Stunden in die Wanne und dort wurden die Wehen nochmal angekurbelt - Befund danach MuMu auf 7cm. Dann hab ich mir einen Buscopan Tropf gewĂŒnscht und der war dann auch wirklich nötig, denn die Wehen wurden immer stĂ€rker und innerhalb von ein paar Minuten war der Muttermund komplett offen. Tönen hat teilweise nicht mehr gereicht, so dass ich richtig geschrien habe. Jetzt dachte ich, toll, wir habens fast geschafft und es beginnt die "entspanntere Phase", das Pressen. Unser Baby musste sich noch tiefer ins Becken senken, damit ich pressen durfte. Ich hatte aber so einen starken Pressdrang, dass ich es kaum ausgehalten habe und immer wieder mitpressen musste. Die Fruchtblase ist fast bis zum Ende nicht geplatzt, dann kam aber ein riesen Schwall heraus kurz bevor die Hebamme sie auf meinen Wunsch selbst geöffnet hĂ€tte... ja und dann kamen die OberĂ€rztin und die AssistenzĂ€rztin dazu und es ging richtig ab. Ich durfte Pressen und habe alles gegeben, der Kopf ist gut runter gekommen und dann immer wieder hochgeflutscht. Ich war absolut am Ende meiner KrĂ€fte... ich habe wirklich gedacht, ich schaffe das nie im Leben. Ich war absolut im Tunnel und habe nur noch meinen Engelsfreund gehört, der mir gut zugeredet hat, aber ich dachte wirklich eine lange Zeit, dass ich oder das Baby sterben. Nach schĂ€tzungsweise 2 Stunden hat die OberĂ€rztin dann die Saugglocke geholt und gesagt, wir versuchen es genau einmal damit und sonst fahren wir sofort in den OP. Die Herztöne vom Baby waren auch nicht mehr so gut. Ich hatte auch einen Wehentropf, weil ich einfach nicht mehr konnte und mein Körper nur noch alle 5 Minuten Wehen produziert hat, was zu lange gedauert hat... ich war mit allem einverstanden und hab alle meine KrĂ€fte mobilisiert, die ich noch hatte, hatte ja die Nacht nicht geschlafen und bis auf den Traubenzucker, den mein Freund mir kurz vor dieser Phase noch gegeben hatte seit Mittag nichts gegessen. Und mit der Saugglocke hat es tatsĂ€chlich geklappt, die Ărztin hat ihn unten festgehalten, die Hebamme meinen Bauch in die richtige Richtung gedreht und die AssistenzĂ€rztin von oben drauf gedrĂŒckt. Es waren dann circa 3 Presswehen notwendig, bis das Köpfchen da war, ich hab immer wieder nachgefragt, ob wir es wirklich schaffen, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr daran geglaubt habe. Dann kamen die Schultern, die festgesteckt sind und meine Beine wurden vor und zurĂŒck geworfen, was ihm erleichtern sollte, noch raus zu kommen. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste war, dass die Nabelschnur 2x um seinen Hals gewickelt war, die OberĂ€rztin hat ihn irgendwie da raus bekommen und er wurde sofort raus getragen, da die Sauerstoffversorgung zum Ende hin so schlecht war. Er hat dann aber sofort geschrien und wurde mir zurĂŒck gebracht...
Er war tatsĂ€chlich gesund und munter und es war alles so surreal, ich habe am ganzen Leib gezittert und konnte es gar nicht fassen, dass es vorbei ist. Ich dachte wĂ€hrenddessen oft, dass das das Schlimmste ist, was ich je erlebt habe und dann war er da und irgendwie waren diese Stunden in der Hölle gar nicht mehr so wichtig... absolut krass! Die Plazenta kam ohne Probleme, ich wurde minimal genĂ€ht (wie auch immer das bei den MaĂen möglich ist) und dann durften wir kuscheln und stillen und ĂŒber das Erlebte reden. Mein Freund hat wĂ€hrend der Geburt einmal weinen mĂŒssen, weil es mir so schlecht ging. Ansonsten war er der absolute Fels in der Brandung und meinte, er kanns nicht fassen wie stark und tapfer ich war und dass er absolut beeindruckt ist und auch das Team meinte das. Ich habe mich wĂ€hrenddessen gefĂŒhlt wie das absolute HĂ€ufchen Elend und so unfassbar schwach wie ich es noch nie erlebt hab... so kann man sich tĂ€uschen. Das war auf jeden Fall das krasseste, was ich je in meinem Leben erlebt habe und ich bin so unfassbar dankbar fĂŒr dieses wunderbare Team, das so unfassbwr gut zusammengespielt hat und das sich noch Zeit fĂŒr die Nachbesprechung genommen hat. Einfach nur der absolute Wahnsinn! Und jetzt liegt der junge Herr neben mir und schlĂ€ft selig und ich bin noch so voller Gedanken und Adrenalin, dass an Schlaf nicht mal zu denken war.
Es tat so gut, mir das von der Seele zu schreiben, vor allem weil ich Freunde, Familie und Bekannte nicht mit all diesen Details belasten möchte...
Danke fĂŒrs Lesen
von CaroliParoli am 22.11.2022, 05:47