Ich komme jetzt erst dazu unsere Erfahrungen der ersten Lebenstage des Kleinen zu teilen, die leider nicht ganz einfach waren. Gegebenenfalls hilft der Erfahrungsbericht künftigen Eltern, die durch die gleiche Situation gehen wie wir und durch Internetrecherche auf den Beitrag stoßen.. Nach einer schnellen und komplikationslosen Geburt (das Gegenteil meiner ersten Geburt) war ich wahnsinnig erleichtert darüber, dass es uns beiden so gut ging - der Kleine kam ganz ohne Schmerzmittel oder Behilfsinstrumente in wenigen Stunden zur Welt und ist mit einem APGAR von 10/10/10 sowie 4.040g, 53cm und 37cm KU gestartet. Ich hatte nur wenige Geburtsverletzungen und konnte direkt nach der Geburt schon aufstehen, so dass ich sogar darueber nachgedacht habe das KKH direkt zu verlassen. Zum Glück entschieden wir uns jedoch dafür, noch bis zur U2 zu bleiben. In der ersten Nacht wurde der Kleine ins Kinderzimmer geholt fuer die üblichen Checks. Dabei hatte er eine leicht erhoehte Temperatur von 37,7 Grad. Da es extrem heiss im Zimmer war, er fit schien und ordentlich „trank“, dachte ich mir erstmal nichts dabei. Am Folgetag veraenderte sich die Temp jedoch und schwankte zwischen 36,4 und 37,6. die Schwestern fanden dies bereits problematisch. Leider bekamen wir keine weiteren Infos dazu, nur mitgeteilt dass die U2 nicht durchgefuehrt werden kann bis die Temp stabil ist - also die Ansage: Weitermessen. Das Ganze fand ich sehr unbefriedigend und habe so oft nach einem Arztgespraech gefragt, bis eine Schwester entnervt die Kinderaerztin anrief. Diese erklärte uns, dass die Temperatur Indiz fuer eine Neugeboreneninfektion sein kann, die direkt behandelt werden müsste. Gefahr: Sepsis (Blutvergiftung) die tödlich sein kann und es in Entwicklungsländern leider oft noch ist. Sie schaute sich den Kleinen an und da er etwas angestrengt atmete nahm sie direkt Blut ab. Kurz darauf bekamen wir die Info: erhöhter CRP Wert (Entzündungswert), wahrscheinlich Neugeboreneninfektion mit direktem Behandlungsbedarf. Ich fiel aus allen Wolken. Da wir glücklicherweise in einer Level 1 Klinik waren ging es direkt auf die entsprechende Station und eine Antibiotika Therapie wurde eingeleitet. Dafür wurde dem Kleinen ein Zugang gelegt, nach mangelndem Erfolg in beiden Haenden und Fuessen letztlich im Kopf, was wirklich erschreckend aussah - ihn aber danach nicht weiter störte. Zudem wurden direkt verschiedene Proben genommen um zu sehen, woher die Infektion kam bzw wo sie sich ausgebreitet hat (Stuhl, Rachen, Blut). Am selben Abend kam der Kleine zu den Schwestern zur konstanten Überwachung der Sauerstoffsättigung. Seine Werte waren am frühen Abend nicht optimal (90-95), wurden nach zwei Antibiotika Gaben jedoch direkt am frühen Morgen besser (95-100), so dass ich ihn wieder mit aufs Zimmer nehmen konnte. Die Stunden der Diagnose und das Getrennt sein waren wirklich furchtbar und mangels Erfahrungswerte haben wir uns sehr große Sorgen um unser Baby gemacht. Ich bin von der Erleichterung über die tolle Geburt in extreme Ängste und Sorgen gefallen. Auch half es nicht, so gut wie keinen Besuch empfangen zu dürfen um die Sorgen zu besprechen. Die Hormone taten ihr übriges. Ich wurde am nächsten Tag von der Frauenstation entlassen und war nun nur noch Begleitperson des Kleinen. Zum Glück war ich so fit, denn die nächsten Tage verbrachten wir mit einer Vielzahl von Untersuchungen neben den 8-stündlichen Antibiotikum Infusionen. Eine psychisch wie auch physisch wirklich anstrengende Zeit. Zwei Tage nach Beginn der Therapie wurde dann wieder Blut abgenommen um das Antibiotika Level zu bestimmen (Gentamicin) sowie den Entzuendungswert. Dieser war nach zwei Tagen bereits um die Hälfte gefallen!!! Ich war unendlich erleichtert, dass die Therapie anschlug. Von diesem Zeitpunkt aus ging es bergauf - durch den Milcheinschuss nahm der Kleine ordentlich zu, er hielt die Temperatur, der CRP Wert fiel weiter, die Rachenprobe war negativ. Letztlich kam auch die Blutkultur negativ zurück - damit war eine potenzielle Sepsis ausgeschlossen und die Therapie konnte nach ca 4 Tagen beendet werden. Was ihn letztlich krank gemacht hat, bleibt Spekulation. Die Stuhlkultur war positiv auf Darmbakterien und auch seine ersten Stuhlwindeln hatten wirklich ungewöhnlich stark gerochen, so dass ich davon ausgehe, dass er bei der Geburt Bakterien von mir mitbekommen hat, die er (noch) nicht verkraftet hat. In der Schwangerschaft habe ich alles testen lassen was möglich war, es hat aber wohl nicht gereicht. Ich habe entsprechend etwas damit zu kämpfen, dass ich ihm diese schwere Startzeit eingebrockt habe. Als wir dann vor der Entlassung schliesslich die U2 hatten, meinte der Arzt auf meine Fragen hin (Hygiene zu Hause, Nachwirkung etc) dass wir mit einem gesunden Kind nach Hause gehen und dies wirklich der Regelfall ist Anscheinend sind diese Infektionen bzw der Verdacht darauf zumindest in unserer Klinik absolute Routine, und tatsächlich kamen während unserer Termine auf der Kinderstation zwei weitere zur Antibiose dazu. Ich wünschte, ich hätte dies im Vorfeld gewusst - dies ist auch der Grund warum ich hier alles im Detail aufschreibe, sollte jem durch die gleiche Situation gehen. Nun bleibt nur noch nach 3 Monaten das Gehör zu ueberpruefen, da eins der Antibiotika auf das Gehör gehen kann. Dies ist jedoch wohl extrem selten und das Medikament daher das der ersten Wahl, so dass ich hier auf das Beste hoffe. Gleichzeitig arbeiten wir mit Bigaia Tropfen am Aufbau der Darmflora. Nach einer Woche im Krankenhaus sind wir nun zuhause und spielen uns zu viert ein. Wir sind nach wie vor ziemlich nervös - da ich die Infektion niemals selbst erkannt hätte und entsprechend verunsichert bin - und brauchen vermutlich noch ein wenig, bis wir entspannt im Alltag angekommen sind :) zugleich sind wir den Ärzten sehr dankbar und unendlich erleichtert, dass alles so gut gegangen ist! Letztlich habe ich zu schätzen gelernt, wie glücklich wir sein können, dass wir die Klinik mit einem gesunden Kind verlassen konnten, und mir fest vorgenommen dies bei künftiger Erschöpfung über kurze Nächte, volle Waeschekoerbe und Haarausfall fest im Hinterkopf zu behalten
von May.Baby am 30.05.2022, 09:54