Zu viel Milch durch Einschlafstillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Zu viel Milch durch Einschlafstillen

Liebe Frau Welter, Mein Sohn (knapp 3 Monate alt) ist generell ein eher unruhiges Kind und hat ein sehr stark ausgeprägtes Saugbedürfnis. Zum Einschlafen abends benötigt er 2-2,5h an meiner Brust. Zwischendurch sind die Brüste immer mal wieder so leer, dass er die Warze nicht mehr fassen kann, und er erbricht auch fast jeden Abend schwallartig, weil er so viel trinkt. D. h. es gibt jeden Abend Geschrei, weil er sich ohne die Brust nicht beruhigen kann. Diese intensive Stimulation meiner Brüste hat dazu geführt, dass ich "zu viel" Milch bilde, jedenfalls kommt mein Sohn tagsüber mit meinem starken Milchspendereflex nicht zurecht. Aktuell "löse" ich die Situation so, dass ich morgens eine halbe Tasse Minztee trinke, nach Gefühl Blockstillen praktiziere und die Brust etwas ausstreiche, bevor ich sie wechsele. Die ausgestrichene Milch füttere ich meinem Sohn mit der Flasche, das sind wir eh am üben. Mit dem Vorgehen bin ich ein paar Tage ganz gut klargekommen, allerdings stimuliere ich mit dem Ausstreichen ja auch meine Brüste? Außerdem habe ich Sorge, dass ich mich an den Tee gewöhnen könnte, und er dann irgendwann nicht mehr milchreduzierend wirkt? Welche Alternativen habe ich zum Einschlafstillen? Das stundenlange Einschlafstillen belastet mich prinzipiell nicht, allerdings hat es ja anscheinend einen großen Einfluss auf unser Stillproblem, daher frage ich. Herzliche Grüße und lieben Dank für Ihre Rückmeldung im Voraus, Lekyleks

von Lekyleks am 09.12.2022, 13:44



Antwort auf: Zu viel Milch durch Einschlafstillen

Liebe Lekyleks, ein Baby kann durchaus lernen, mit einem starken Milchspendereflex zurecht zu kommen, das Spucken muss nicht unbedingt an zu viel Milch liegen, sondern kann auch durch eine Saugverwirrug ausgelöst werden. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es vorkommen, dass es viel Luft schluckt und dann viel spuckt. Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Es gibt aber auch Babys, bei denen sich das Spucken durch nichts beeinflussen lässt und man einfach abwarten muss, bis sie aus dem Spuckalter herausgewachsen sind. Manchmal ist es auch hilfreich, das Baby mit erhöhtem Oberkörper zu lagern. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (lege dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch Wenn du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst verschlimmert sich das Problem noch weiter. nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest du gerade so viel Milch ausstreichen, dass du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) das Baby oft aufstoßen lassen. den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Wende dich auch einmal an eine Stillberaterin vor Ort, sie kann dir beim Stillen zusehen und so sehr viel gezielter nach der Ursache forschen kann und ein Saugproblem ausschließen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß B

von Biggi Welter am 09.12.2022



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