Hallo,
Ich würde gerne meine Situation mit unserer 17 Monate alten Tochter beschreiben:
Ich stille sie noch nach Bedarf, ansonsten isst sie ganz normal bei unserem Familienessen mit. "Nach Bedarf" bedeutet bei uns wirklich jeden Tag eine ganz unterschiedliche Häufigkeit und Menge und auch nachts ist es mal so mal so.
Unsere Tochter geht drei Mal in der Woche vormittags in die Kita, da ich 20 Wochenstunden arbeite. Da isst sie deutlich mehr als zuhause und es ist gar kein Problem, dass sie nicht gestillt wird. Ich bin nun auch dazu übergegangen nur noch zuhause zu stillen, was auch kein Problem ist.
Mein Problem ist es nun, dass unsere Tochter nachts wirklich oft wach wird und dann auch fast nur stillen geht. Sie isst zu Abend wirklich nur sehr sehr wenig, ein bisschen Brot und Joghurt, so dass ich auch das Gefühl habe, sie ist nicht für die ganze Nacht gewappnet.
Ganz selten schafft sie es auf dem Arm oder im Buggy einzuschlafen, an Einschlafen im Bett ist nicht zu denken, da dreht sie total auf. In "guten Nächten" wird sie ca drei Mal wach, sonst auch so sieben Mal, was mich zunehmend schlaucht. Wenn mein Mann mir mal helfen möchte und zu ihr geht, schreit sie wie am Spieß, meist gehe ich dann hin, weil sie sonst stundenlang wach ist. Flasche und Schnuller oder andere "Beruhigungsmittel" hat sie nie genommen.
Ich wollte und will auch weiterhin, dass wir möglichst ihr das Abstillen überlassen, zumal sie ja eben seit August auch zur Kita geht und ich ihr das jetzt nicht zusätzlich nehmen möchte, das finde ich zu hart, aber ich bekomme so einfach zu wenig Schlaf...
Haben Sie einen Rat für uns?
Viele Grüße
von
Teresa1810
am 02.10.2017, 11:50
Antwort auf:
Wie stille ich natürlich ab?
Liebe Teresa1810,
es scheint, dass dein Kind viel Nähe braucht, wenn du nun abstillst, wird dein Kind deswegen sicherlich nicht weniger anhänglich sein und genau so oft aufwachen wie bisher.
Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Du diese Vorstellung haben solltest, könntest Du eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben.
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Wenn Du das nicht magst, wird es ohne Tränen nicht klappen.
Die Ansätze von Elizabeth Pantley, der Autorin von "Schlafen statt Schreien", könnten dir dann vielleicht helfen. Von ihr stammt auch eine Idee zur Einführung einer stillfreien Zeit in der Nacht. Hier fasse ich dir kurz zusammen, wie es geht:
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die stillfreie Zeit allmählich länger, und du findest Schritt für Schritt mehr Ruhe in der Nacht.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der stillfreien Zeit einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du die stillfreie Zeit nicht zu lang ausdehnen solltest pro Nacht, oder vielleicht doch noch ein bisschen warten und durchhalten solltest.
Die Autorin selbst meint, dass ca. 17-monatige noch recht jung für diese Form von Schlaftraining sind. Allerdings ist ihr Ansatz um Welten besser als jede Ferber-Methode, bei der ein Baby schreien gelassen wird nach bestimmten Schemata bzw. Zeitintervallen. Und dabei allein gelassen wird. Solche Methoden sind schädlich, weil sie das Urvertrauen des Babys kaputt machen und dem Kind das Gefühl geben, dass sowieso niemand kommt, wenn es in Not ist. Dies ist übrigens der Grund, warum diese Trainings auch "funktionieren": Weil das Baby jede Hoffnung verliert... Und das ist sicher nicht das, was wir unseren Kleinen als Botschaft mit auf den Lebensweg geben wollen, oder?
Es ist übrigens gar nicht ungewöhnlich, dass ein 17 Monate altes Baby wieder häufiger stillen will. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Darum ist Abstillen in der Regel auch keine Lösung sondern nur eine Verschiebung der Belastung. An der Brust findet es eben nicht nur Milch, sondern auch Geborgenheit, die ebenso wichtig ist wie die Milch an sich :-) Und die gerade in der Nacht gebraucht wird.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 02.10.2017