Hallo Biggi,
Mein Sohn ist jetzt bald schon 2 Jahre alt und ich stille noch. Tagsüber ist er oft abgelenkt und will nur bei Zahnungsbeschwerden oder wenn er kränkelt öfter gestillt werden. Nachts jedoch stille ich immernoch mindestens 2-3 Mal. Er schläft also nicht durch. Jetzt bin ich nicht sicher wie ich damit umgehen soll und will nichts Falsches machen indem ich abstille oder eben nicht abstille. Eine Freundin von mir ist sozusagen mit demselben Anliegen zu ihrem Kinderarzt. Der hat ihr strengstens empfohlen abzustillen, da sie ihrem Kind nichts Gutes damit tue. Er hat sie dann überwiesen an einen Experten zum Abstillen. Der hat ihr auch plausible Gründe genannt, warum man nach dem 6. Lebensmonat nachts nicht mehr stillen sollte. Das Durchschlafen sei für den Hormonhaushalt enorm wichtig und der Magendarmtrackt müsse nachts auch mal zur Ruhe kommen. Und wir würden ja auch an Tagen, an denen wir hungrig ins Bett gehen, trotzdem durchschlafen. Das leuchtet mir alles ein, nur hab ich bei meinem Sohn das Gefühl, dass er leider noch nicht so weit ist. Er ruft nach mir und wenn ich emphatisch an die Sache rangehe, würde ich mich alleingelassen fühlen, wenn meine Rufe ignoriert werden würden oder wenn mir die Nähe, die ich brauche einfach verweigert wird. Ich bin auch nicht sicher ob ich vielleicht zu emotional an die Sache rangehe und die Situation nicht objektiv einschätzen kann. Letztendlich bin ich aber zu allem bereit, was für meinen Sohn das Richtige wäre und ihm gut tun würde.
Wie würdest du die Situation einschätzen und wenn du auch dazu raten solltest nachts abzustillen, was wären dann deine Tipps um es möglichst sanft und reibungslos über die Bühne zu bringen?
Danke dir schon mal für deine Antwort und Hilfe
von
Erkan
am 12.08.2021, 01:43
Antwort auf:
Wie lange nachts stillen?
Liebe Orkan,
es ist bei den Meinungen rund um das Thema Schlaf nicht anders als bei anderen Themen: es gibt immer unterschiedliche Meinungen.
Es tut mir leid, wenn Du verunsichert bist, aber letztendlich ist es dadurch wie in anderen Dingen des Lebens auch, dass man sich mitunter aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Meinungen und Fakten ein eigenes Urteil bilden muss.
Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby bei dir im Bett hast und nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise
verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen
von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis
(noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben.
Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen.
Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 12.08.2021
