Mein Sohn ist 5,5 Monate alt. Er schläft tagsüber zuverlässig und idR entspannt in der Trage ein, mit viel Geduld und meistens etwas Jammern auf dem Arm, unvorhersehbar manchmal an der Brust im Liegen... Im Kinderwagen weint er meistens, ganz selten schläft er da auch plötzlich ein. Den Schnuller nimmt er nur wenige Sekunden, aber bisher höchstens dreimal zur Regulation und zum Einschlafen.. Meistens schläft er nur 30 Minuten, in der Trage oder im KiWa manchmal (ohne für uns sichtbare Logik) dann aber doch über eine Std.
Abends habe ich ihn bis vor ein paar Wochen immer in den Schlaf gestillt. Bis ich den großen Wunsch hatte, abends auch Mal an meinen Mann abgeben zu können. Er hat in dann ein paar Mal ins Bett gebracht (erster Abend war ich in der Uni, er hatte also keine Alternative, es hat eine Std mit viel Weinen gebraucht.. danach hat es einmal nur kurz mit weniger Weinen gebraucht.. dann wieder ganz viel Weinen, sodass wir abgebrochen haben).
Da habe ich den Einschlafprozess aber auch so geändert, dass ich erst Stille und ihn den wach auf den Arm nehme und im dunklen Zimmer leicht wiege. Hat eine Weile gut geklappt. Jetzt muss ich mittlerweile aber immer mehr schunkeln und er weint auch immer öfter.
Er ist so schwer, dass ich ihn nicht mehr so oft (3-4 Tagschläfchen, nachts aktuell alle 2 Std) tragen kann zum Ein- und Weiterschlafen. Also habe ich wieder auf's Einschlafstillen zurückgegriffen, was tagsüber aber nicht mehr zuverlässig klappt, nachts auch eher nur noch 50%..
Ich bin hin- und hergerissen zwischen "Es ändert sich von selbst, er wird schon zeigen, wenn er bereit ist, selbstständiger einzuschlafen" und "wir müssen ihm beibringen, dass er auch so sicher genug ist.. dass er im Liegen im Bett Einschlafen kann.."
Kann ich irgendetwas tun? Mache ich etwas falsch? Ist es verkehrt, den Papa mit ins Boot holen zu wollen beim Ins-Bett-Bringen? Ich studiere parallel und bin teilweise abends in der Uni. Es wäre so viel leichter mit dem Studium, wenn wir wüssten, dass ich abends auch Mal entbehrlich bin.. aktuell fühle ich mich so "gebraucht".. jede Nacht zu wenig Schlaf, tagsüber so viel tragen und so viel Zeit, bis er überhaupt schläft.
Was kann ich tun, dass es ihm leichter fällt, in den Schlaf zu finden?
Und nachts weiterzuschlafen? Ist es richtig, alle 2 Std zu stillen, oder sollte ich ihm zumuten, auch ohne Stillen weiterzuschlafen, mit seinen fast 6 Monaten?
von
JojoPommes
am 08.11.2022, 19:00
Antwort auf:
Wie kann ich meinem Sohn helfen, ohne Stillen oder Tragen schlafen zu können?
Liebe JojoPommes,
viele Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!
Wichtig ist auch, dass du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
• Nimm ALLE Hilfe an, die du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während du in die Saunagehst oder sonst etwas für dich tust ...
• Vielleicht findest du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass du genügend isst und trinkst. du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.11.2022