Hallo liebe Biggi,
mein Baby 4,5 Monate wird jeden Abend vor dem Zubettgehen einschlafgestillt. Es hat feste Zubettgehzeiten, schläft in der Nacht sehr gut und ruhig und wacht 2-3 zum Stillen auf.
Seid ein paar Wochen trinkt es ausgiebig an einer Seite, nuckelt auch, was ich ihm gerne zugestehe, da es keinen Schnuller nimmt, lässt die Brust dann los und schläft zufrieden ein. Nach ca. 20 min. wacht es schrill schreiend auf und ist total aufgewühlt. Es dauert eine Weile bis es sich beruhigen lässt. Dann verlangt es nach der anderen Seite. Bis es dann tief und fest schläft vergeht so mind. 1h.
Die Situation stört mich an sich nicht. Ich nehme mir gerne die Zeit, um mein Kind ins Bett zu bringen. Ich würde nur gerne verstehen, was dieses fast panische Schreien verursacht. Erschreckt es sich, träumt es? Soll ich etwas am Einschlafritual verändern?
Vielen Dank und liebe Grüße!!!
von
FräuleinVega
am 13.01.2017, 22:22
Antwort auf:
Warum schreckt mein Baby jeden Abend aus dem Schlaf hoch?
Liebe FräuleinVega,
ich glaube, bei euch kommen 2 Sachen zusammen - wie bei vielen anderen auch.
Da gibt es etwas, das „Nachtschreck“ oder pavor nocturnus heißt, und vielleicht ist das das, was dein Kleines gerade quält?
Remo Largo beschäftigt sich in seinem Buch „Babyjahre" mit dem Nachtschreck. Der Nachtschreck ist etwas, was typischerweise im Alter zwischen zwei und fünf Jahren auftritt (kann aber auch danach oder davor sein) und scheint einen Zusammenhang mit dem REM-Schlaf zu haben. Die Babys und Kinder können sich anschließend nicht daran erinnern, was ein Trost für die Eltern ist. Nachtschreckattacken sind für die Eltern ein extremes Erlebnis, scheinen aber für die Kleinen harmlos zu sein. Die Kinder sollten dann - laut Largo - nicht geweckt werden, sondern nur so begleitet, dass sie sich während dieser Alptraumphasen nicht verletzen können. Es kommt also nicht nur bei Babys, sondern auch bei älteren Menschlein vor.
Zum anderen ist es ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Ich hoffe, das beruhigt dich. Steh deinem Kleinen bei, aber habe keine Angst. Damit hilfst du ihm am meisten.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 14.01.2017